Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Schluchzen, das ich schon zu oft gehört hatte.
    »Suchen Sie sich jemand anderen, Lisa. Ich habe meinen Job an den Nagel gehängt. Mit ein bisschen Glück werde ich vielleicht sogar als Ankläger gegen Sie auftreten.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gerade meine Kandidatur eingereicht. Ich bewerbe mich für das Amt des District Attorney.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich will in meinem Leben Verschiedenes ändern. Ich habe es satt, ständig mit Leuten wie Ihnen zu tun zu haben.«
    Zuerst kam keine Reaktion, aber ich konnte sie atmen hören. Als sie schließlich zu sprechen begann, klang ihre Stimme monoton und emotionslos.
    »Ich hätte Herb sagen sollen, Sie von den beiden verstümmeln zu lassen. Das wäre Ihnen recht geschehen.«
    Jetzt verschlug es mir die Sprache. Ich wusste, was sie meinte. Die Mack-Brüder. Dahl hatte mir gegenüber behauptet, den Auftrag, mir eine Abreibung zu verpassen, hätte ihm Opparizio erteilt. Aber das passte nicht zum Rest der Geschichte. Diese neue Variante allerdings schon. Es war Lisas Idee gewesen. Sie hatte nicht davor zurückgeschreckt, ihren eigenen Anwalt zusammenschlagen zu lassen, solange es nur ihrer Sache diente und den Verdacht von ihr ablenkte. Solange es dazu beitrug, dass ich andere Möglichkeiten in Betracht zog.
    Schließlich fand ich die Sprache wieder und sagte meine letzten Worte zu ihr.
    »Machen Sie’s gut, Lisa. Und viel Glück.«
    Ich sammelte mich und schaltete auf das Gespräch mit meiner Ex-Frau um.
    »Entschuldige … das war gerade eine Mandantin. Eine ehemalige Mandantin.«
    »Ist irgendwas?«
    Ich lehnte mich gegen das Fenster. Rojas bog gerade in die Alvarado Street und fuhr zum Freeway 101.
    »Nein, nein, nichts. Du möchtest dich also heute Abend mit mir treffen und über meinen Wahlkampf reden?«
    »Während du mit dieser Mandantin telefoniert hast, habe ich überlegt, dass du auch zu mir kommen könntest. Wir könnten mit Hayley essen und hinterher miteinander reden, während sie ihre Hausaufgaben macht.«
    Es war eine der seltenen Einladungen zu ihr nach Hause.
    »Man muss also als DA kandidieren, um zu dir nach Hause eingeladen zu werden?«
    »Pass bloß auf, Haller.«
    »Keine Sorge. Wann?«
    »Um sechs.«
    »Also bis dann.«
    Ich unterbrach die Verbindung und schaute eine Weile aus dem Fenster.
    »Mr. Haller?«, sagte Rojas. »Sie wollen DA werden?«
    »Ja. Was dagegen, Rojas?«
    »Nein, Boss. Aber brauchen Sie dann noch einen Fahrer?«
    »Klar, Rojas, Ihr Job ist sicher.«
    Ich rief in der Kanzlei an, und Lorna ging dran.
    »Wo sind alle?«
    »Hier. Jennifer ist in deinem Büro und spricht mit einem neuen Mandanten. Eine Zwangsversteigerung. Und Dennis macht irgendwas am Computer. Wo warst du?«
    »In Downtown. Aber ich bin gerade auf dem Weg zurück. Sieh zu, dass noch niemand nach Hause geht. Ich möchte eine Besprechung abhalten.«
    »Okay, ich sag’s ihnen.«
    »Gut. In einer halben Stunde bin ich da.«
    Ich klappte das Handy zu. Wir fuhren gerade die Zufahrt zum 101er hinauf, wo sich eine sechs Spuren breite Blechlawine langsam, aber stet dahinwälzte. Anders hätte ich es gar nicht gewollt. Das war meine Stadt, und so und nicht anders sollte sie funktionieren. Auf Rojas’ Kommando bahnte sich der schwarze Lincoln seinen Weg über die Fahrspuren und am Verkehr vorbei und trug mich neuen Zielen entgegen.

Dank
    E s gibt einige Leute, denen der Autor für ihre Hilfe beim Schreiben dieses Buchs danken möchte. Zu ihnen gehören Asya Muchnick, Bill Massey, Terrill Lee Lankford, Jane Davis und Heather Rizzo. Besonderer Dank gilt Susanna Brougham, Tracy Roe, Daniel Daly, Roger Mills, Jay Stein, Rick Jackson, Tim Marcia, Mike Roche, Greg Stout, John Houghton, Dennis Wojciechowski, Charles Hounchell und nicht zuletzt Linda Connelly.
    Das ist ein Roman. Jegliche Irrtümer, Fakten, geographische Gegebenheiten oder juristische Regeln und Verfahrensweisen betreffend, gehen ausschließlich zu Lasten des Autors.