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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ab und wird wie ein Geschoss tief in das Hirngewebe hineinkatapultiert. Das führt zu einer sofortigen Einstellung der Hirnfunktion und zum Tod.«
    »Sie sagten, wie ein Geschoss. Demnach waren diese drei Schläge auf den Kopf des Opfers so fest, dass es buchstäblich so war, als hätte es drei Kopfschüsse bekommen?«
    »Ja, so kann man das durchaus sagen. Aber es war nur einer dieser Splitter erforderlich, um das Opfer zu töten. Der erste.«
    »Womit wir wieder bei meiner ursprünglichen Frage wären. Wie können Sie feststellen, welcher Schlag der erste ist?«
    »Darf ich das vielleicht demonstrieren?«
    Der Richter erteilte Gutierrez die Erlaubnis, ein Schaubild des Schädels auf die Bildschirme zu projizieren. Es war eine Aufsicht auf die drei Stellen, an denen der Hammer auf das Schädeldach aufgetroffen war. Diese Punkte waren blau eingezeichnet. Die übrigen Frakturen waren rot.
    »Um bei multiplen Traumen die Reihenfolge der Schläge zu bestimmen, sehen wir uns die Sekundärfrakturen genauer an. Das sind die rot eingezeichneten Frakturen. Diese konzentrischen Brüche habe ich als Terrassenfrakturen bezeichnet, weil sie sich, wie gesagt, in konzentrischen Kreisen stufenförmig von der Aufschlagstelle entfernen. So ein Bruch oder Riss kann sich über den gesamten Knochen ausdehnen, und hier ist zu sehen, dass sich diese Frakturlinien im Fall dieses Opfers über den ganzen Scheitel- und Schläfenbeinbereich erstrecken. Allerdings enden solche Frakturen immer, wenn sie auf eine bereits bestehende Fraktur treffen. Die Energie wird von der bestehenden Fraktur einfach absorbiert. Wenn man deshalb den Schädel des Opfers untersucht und die terrassierten Frakturen verfolgt, kann man erkennen, in welcher Reihenfolge die einzelnen Frakturen entstanden sind. Und dann ordnet man sie den Aufschlagstellen zu und kann auf diese Weise ganz einfach feststellen, welche als erste getroffen wurde.«
    Auf dem Schaubild auf den Bildschirmen bezeichneten die Ziffern eins, zwei und drei die Reihenfolge der Schläge, die auf Mitchell Bondurants Kopf erfolgt waren. Der erste – und tödliche – Schlag hatte den Scheitelpunkt des Kopfs getroffen.
    Freeman ging zum nächsten Punkt über und verbrachte fast den ganzen Vormittag damit, den Zeugen so lange zu melken, bis sie in vielen Bereichen mit endlosen irrelevanten Fragen nur noch gebetsmühlenartig das Offensichtliche beackerte. Zweimal forderte der Richter sie auf, zum nächsten Punkt der Zeugenaussage zu kommen. Irgendwann begann ich Verdacht zu schöpfen, dass sie Zeit zu schinden versuchte. Es sah so aus, als müsste sie die Befragung Dr. Gutierrez’ auf den ganzen Vormittag strecken, weil ihr nächster Zeuge entweder nicht verfügbar war oder sie sogar ganz im Stich gelassen hatte.
    Wenn Freeman allerdings wegen irgendeines Problems nervös war, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie blieb weiterhin voll auf Gutierrez konzentriert und lotste ihn unbeirrt durch seine Zeugenaussage, um sie schließlich mit dem wichtigsten Punkt zum Abschluss zu bringen – sie stellte den Zusammenhang zwischen dem in den Büschen gefundenen Craftsman-Hammer und den Verletzungen am Kopf des Opfers her.
    Zu diesem Zweck fuhr sie ein ganzes Arsenal an Requisiten auf. Nach Bondurants Obduktion hatte Gutierrez eine Gussform vom Schädel des Opfers angefertigt. Außerdem hatte er eine Reihe von Fotos von der Kopfhaut gemacht und Vergrößerungen anfertigen lassen, auf denen die Verletzungen im Maßstab eins zu eins zu sehen waren.
    Der Hammer wurde als Beweisstück registriert und Gutierrez übergeben, woraufhin dieser ihn aus der Plastiktüte nahm und demonstrierte, dass seine flache runde Bahn genau in die Vertiefungen im Schädeldach passte. Außerdem hatte der Hammerkopf an der Kante eine Kerbe zum Fixieren von Nägeln. Diese Kerbe war in den Vertiefungen im Schädel deutlich zu erkennen. Das alles fügte sich perfekt zum Puzzle der Anklage zusammen. Freeman strahlte, als einer ihrer Schlüsselbeweise vor den Augen der Geschworenen konkrete Gestalt annahm.
    »Herr Doktor, haben Sie irgendwelche Bedenken, den Geschworenen zu versichern, dass dem Opfer die tödlichen Verletzungen mit diesem Hammer beigebracht worden sein könnten?«
    »Nein. Nicht die geringsten.«
    »Ihnen ist aber bewusst, dass dieser Hammer nicht einzigartig ist, richtig?«
    »Natürlich. Ich behaupte ja auch nicht, dass diese Verletzungen von diesem speziellen Hammer verursacht worden sind. Ich sage nur, dass es entweder

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