Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
ausdrücklich darauf verzichtet, nachträglich auf eine ineffektive Verteidigung zu plädieren.«
»Eine solche Verzichtserklärung halte ich nicht für nötig«, sagte Perry. »Aber ich werde die Unstrittigkeitsstellung direkt von der Angeklagten entgegennehmen.«
Daraufhin stellte er Lisa Trammel entsprechende Fragen, und sie bestätigte, dass sie mit der Unstrittigkeitsstellung einverstanden war.
Sobald Freeman erklärte, das genüge ihr, drehte sich Perry mit seinem Stuhl und rollte ans Ende der Richterbank, um sich an die Geschworenen zu richten.
»Meine Damen und Herren, die Zeugin wollte Ihnen in aller Ausführlichkeit die wissenschaftlichen Grundlagen der DNA-Analyse und -Zuordnung erläutern und im Anschluss daran zu Protokoll geben, dass die Laboruntersuchungen eine Übereinstimmung zwischen dem auf dem Hammer gefundenen Blut und dem des Opfers, Mitchell Bondurant, ergeben haben. Mit ihrer Unstrittigkeitsstellung erklärt die Verteidigung, dass sie mit diesen Untersuchungsergebnissen einverstanden ist und sie nicht anfechten wird. Das dürfen Sie dahingehend auffassen, dass das Blut am Stiel des Hammers, der in der Nähe der Bank im Gebüsch gefunden wurde, tatsächlich vom Opfer, Mitchell Bondurant, stammt. Das wird jetzt als erwiesene Tatsache unstreitig gestellt, und ich werde dafür sorgen, dass Ihnen das schriftlich vorliegt, wenn Sie mit Ihren Beratungen beginnen.«
Er nickte einmal, rollte an seinen Platz zurück und forderte Freeman auf, fortzufahren.
Von meiner unerwarteten Maßnahme aus dem Konzept gebracht, bat sie den Richter um etwas Zeit, um sich auf die Änderung einzustellen, und fand den Punkt, von dem aus sie ihre Befragung schließlich fortsetzte. Sie blickte zu ihrer Zeugin.
»Also, Dr. Stanley, das Blut auf dem Hammer war nicht die einzige Blutprobe in diesem Verfahren, die Sie zu analysieren gebeten wurden, richtig?«
»Das ist richtig. Wir erhielten eine weitere Blutprobe, die von einem Schuh stammte, der, glaube ich, in der Garage der Angeklagten gefunden wurde. Wir haben …«
»Euer Ehren.« Wieder erhob ich mich von meinem Sitz. »Auch das möchte die Verteidigung unstreitig stellen.«
Dieses Mal legte sich totale Stille über den Saal. Niemand im Zuschauerbereich flüsterte, der Gerichtsdiener hielt nicht die Hand vor den Mund, um beim Telefonieren seine Stimme zu dämpfen, die Finger der Protokollführerin verharrten reglos über der Tastatur. Die Stille war vollkommen.
Der Richter hatte die Finger beider Hände unter dem Kinn verschränkt. In dieser Haltung verharrte er relativ lang, bevor er Freeman und mich mit beiden Händen an die Richterbank winkte.
»Kommen Sie bitte nach vorn.«
Freeman und ich stellten uns nebeneinander an die Bank. Der Richter flüsterte.
»Mr. Haller, Ihr Ruf ist Ihnen vorausgeeilt, als Sie zu diesem Gerichtsverfahren in meinen Saal gekommen sind. Mir wurde von mehr als einer Quelle bestätigt, dass Sie ein verdammt guter Jurist und engagierter Anwalt sind. Dennoch muss ich Sie jetzt fragen, ob Sie wissen, was Sie hier tun. Sie wollen die Behauptung der Anklage, dass das Blut des Opfers am Schuh Ihrer Mandantin gefunden wurde, unstreitig stellen? Sind Sie sich da wirklich sicher, Mr. Haller?«
Ich nickte, als könnte ich seine Bedenken hinsichtlich meiner Prozessstrategie verstehen.
»Richter Perry, wir haben auch eine Analyse vornehmen lassen und bekamen die Übereinstimmung bestätigt. Die Wissenschaft lügt nicht, und die Verteidigung hat kein Interesse daran, das Gericht oder die Geschworenen irrezuführen. Wenn ein Prozess eine Suche nach der Wahrheit ist, dann soll die Wahrheit an den Tag kommen. Die Verteidigung bleibt bei ihrer Unstreitigkeitsstellung. Wir werden später beweisen, dass das Blut erst nachträglich auf den Schuh gelangt ist. Hier ist die Wahrheit wirklich zu suchen, nicht bei der Frage, ob es sein Blut war oder nicht. Wir erkennen an, dass es sein Blut war, und sind bereit, fortzufahren.«
»Euer Ehren, darf ich dazu etwas sagen?«, meldete sich Freeman zu Wort.
»Nur zu, Ms. Freeman.«
»Der Staat legt gegen die Unstreitigkeitsstellung Einspruch ein.«
Endlich roch sie den Braten. Der Richter sah sie entgeistert an.
»Das verstehe ich nicht, Ms. Freeman. Sie bekommen, was Sie wollen. Das Blut des Opfers auf den Schuhen der Angeklagten.«
»Euer Ehren, Dr. Stanley ist mein letzter Zeuge. Der Verteidiger zielt darauf ab, die Falldarstellung der Anklage zu untergraben, indem er mich der Möglichkeit
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