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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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reden. Ich legte auf, und mir brummte der Schädel.
    D ie Resultate der nächtlichen Belastungstests sind gekommen - die Test, mit denen wir Bugs im Code aufzuspüren versuchen -, und es gab fünf Ausfälle. Fünf! Da hab' ich heute gut zu tun. Noch neun Tage bis zum Liefertermin. Na gut.
    I ch habe Susan drüben bei Mac Applications angerufen. Die Sache mit Dad war mir zu wichtig für die E-Mail, und so aßen wir zusammen zu Mittag in der großen Cafeteria in Haus Sechzehn, die so aussieht wie die Schlemmermeile in jedem halbwegs anständigen Einkaufszentrum. Heute war Mongolischer-Klebreis-Tag.
    Susan überraschte es kaum, daß IBM Dad gefeuert hat. Sie erzählte mir, als sie mal kurze Zeit im Team für OS/2 Version 1.0 war, sei sie für zwei Wochen zur IBM-Zweigstelle nach Boca Raton geschickt worden. Offenbar wurde bei IBM Leuten aus der Datenerfassungsabteilung angeboten, sich zu Programmierern ausbilden zu lassen.
    »Wenn die sich nicht lauter so bescheuerte Sachen einfallen lassen hätten, wäre dein Dad jetzt nicht arbeitslos.«
    I ch hab' mir so überlegt: Ich bekomme viel zuviel E-Mail, ungefähr 60 Nachrichten am Tag. Typisch für Microsoft. E-Mail ist wie eine Autobahn - wenn sie erst mal da ist, kommt der Verkehr ganz von selbst.
    Ich bin E-Mail-süchtig. Jeder bei Microsoft ist E-Mail-süchtig. Hier sitzen die E-Mail-Pioniere. Das Coole am Senden von E-Mail ist, daß man keine Möglichkeit hat, mit dem Empfänger am anderen Ende persönlich in Kontakt zu treten. Das ist besser als ein Anrufbeantworter, denn da kann es passieren, daß die Person am anderen Ende den Hörer abnimmt und man reden muß.
    Normal ist eine Ausschußquote von etwa 40 % - die Nachrichten, die man eines nicht ernst zu nehmenden Absenderlogos wegen sofort löschen kann. Was man von den restlichen 60% liest, hängt davon ab, wieviel man vom Leben hat. Je weniger man vom Leben hat, desto mehr E-Mail liest man. Abe hat ein Software-Programm (»rules-based«) entwickelt, das seine E-Mail-Präferenzen kennt und entsprechend siebt und aussortiert. Ich glaube, das funktioniert so ähnlich wie Antonellas Privatsekretär-Programm für Katzen.
    N ach dem Essen fuhr ich die 156. Straße zum japanischen Uwajima-Ya-Supermarkt hinunter und kaufte Karla ein paar Algen- und Gurken-Röllchen. Sie verkaufen dort auch blattweise Origami-Papier, und so legte ich noch ein paar Blätter in coolen Farben als Bonus drauf.
    Zurück im Büro, klopfte ich an Karlas Tür und gab ihr die Sushi und das Papier. Sie schien recht erfreut, mich zu sehen (zumindest runzelte sie nicht die Stirn), und völlig überrascht, daß ich ihr etwas mitgebracht hatte.
    Sie bot mir in ihrem Büro einen Stuhl an. An der Wand hing ein großes Poster mit dem Plan eines MlPS-Chips, und in einer schlanken Vase standen ein paar lila und rosa Blumen, genau wie bei Mary Tyler Moore. Sie sagte, es sei nett von mir, ihr japanische Algen-Röllchen zu bringen und so, aber im Moment sei sie gerade dabei, ein Paket Skittles aufzuessen. Ob ich auch welche wolle?
    Und so saßen wir da und aßen Skittles. Ich erzählte ihr von meinem Dad, und sie hörte einfach zu. Und dann erzählte sie mir, daß ihrem Vater eine kleine Dosenobstfabrik in Oregon gehöre. Sie sagte, sie habe sich das Kodieren von den Produktionsstraßen abgeschaut beziehungsweise dadurch eine Begeisterung für lineare logische Prozesse entwickelt. Eigentlich hat sie einen Abschluß als Betriebsingenieurin, nicht als Computer-Programmiererin. Und dann faltete sie so einen Origami-Vogel für mich. Sie muß einen IQ von ungefähr 800 haben.
    I Qs gehören zu den Besonderheiten bei Microsoft - auf dem Campus findet man nur IQs jenseits der 100. Niemand hat einen zweistelligen. Ein weiterer Grund, weshalb das hier so ein Science-Fiction-Arbeitsplatz ist.
    J edenfalls redeten wir noch weiter über all die über Fünfzigjährigen, die durch die Schrumpfung der Betriebe aus dem Wirtschaftsleben geworfen werden. Niemand weiß, was man mit diesen Leuten anfangen soll, und das ist sehr traurig, denn heute 50 zu sein ist nicht mehr so wie vor hundert Jahren, als man mit 50 wahrscheinlich schon tot war. Ich erzählte Karla von Bug Barbecues Philosophie: Wenn du es nicht schaffst, der Gesellschaft zu nützen, ist das dein Problem und nicht das der Gesellschaft. Bug sagt, man sei selbst dafür verantwortlich, daß man relevant bleibt. Irgendwie scheint mir das nicht ganz richtig.
    Karla redet mit einer solchen Präzision. Supercool. Sie

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