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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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das merkwürdige Gefühl, als ob Bills Aura ständig halb unsichtbar über dem Campus schweben würde, etwa so wie der tote Großvater in den Family-Circus-Cartoons. Bill ist eine moralische Kraft, eine Spektralkraft, eine Kraft, die modelliert, eine Kraft, die formt. Eine Kraft mit sehr dicken Brillengläsern.
    I ch bin [email protected]. Wäre mein Leben ein Jeopardy! -Spiel, dann wären meine sieben Traumkategorien:
     
    • Tandy-Produkte
    • Trash-Fernsehsendungen der späten 70er und frühen 80er
    • die Apple-Geschichte
    • Karrierenöte
    • Boulevardzeitungen
    • die Flora der Staaten an der nordwestlichen Pazifikküste
    • Jell-0 1-2-3
     
    Ich bin Bug-Tester - ich kontrolliere in Haus sieben die Programme auf Fehler. Ich habe mich vom Produktservice hochgearbeitet, wo ich 1991 sechs Monate lang alten Damen im Telefonfegefeuer dabei behilflich war, ihre Weihnachtspost-Versandliste auf Microsoft Works zu formatieren. Wie die meisten Microsoft-Angestellten bin ich der Meinung, eigentlich hätte ich zuviel Grips, um hier zu arbeiten, obgleich ich 26 bin und mein Universum aus meinem Zuhause, Microsoft und Costco besteht.
    Eigentlich bin ich aus Bellingham, gleich an der Grenze, doch meine Eltern leben jetzt in Palo Alto. Ich wohne in einem Gemeinschaftshaus zusammen mit fünf anderen Microsoft-Angestellten: Todd, Susan, Bug Barbecue, Michael und Abe. Wir nennen uns »das Nachrichtenteam von Kanal Drei«. Ich bin Single. Ich glaube, das liegt teilweise daran, daß Microsoft Beziehungen nicht gerade förderlich ist. Letztes Jahr habe ich bei der Apple Worldwide Development Conference in San Jose ein Mädchen kennengelernt, das ganz in der Nähe arbeitet, bei Hewlett-Packard an der Interstate 90, aber daraus ist nichts geworden. Manchmal fange ich etwas mit einer Frau an, aber dann drängt sich die Arbeit wieder in den Vordergrund, ich drücke mich vor allen Verpflichtungen, und schon ist die Luft raus. In letzter Zeit kann ich nicht schlafen. Deshalb habe ich angefangen, spätnachts dieses Tagebuch zu führen, um herauszufinden, nach welchem Schema mein Leben verläuft. Ich hoffe, daß ich so mein Problem erkennen und lösen kann. Ich versuche, mich ausgeglichener zu fühlen, als ich eigentlich bin. Das ist wohl nur menschlich. Ich lebe mein Leben von Tag zu Tag, eine Zeile fehlerfreien Code nach der anderen.
    D as Haus:
    Als ich klein war, habe ich immer bungalowartige Häuser auf zwei Ebenen aus Lego gebaut. In ziemlich genau so einem Haus wohne ich jetzt, aber die Atmosphäre hier hat nichts von der sterilen Sauberkeit der Lego-Häuser. Es wurde vor etwa 20 Jahren gebaut, als Microsoft wahrscheinlich noch nicht einmal als Traum existierte und man sich in diesem Teil von Redmond wie in einer einsamen Skihütte im Hochgebirge fühlte. Statt auf einer grünen Plastikplatte mit kleinen Plastiknoppen steht unser Haus auf einem dichtbewaldeten Grundstück an einem Park in einer Sackgasse auf dem höchsten Punkt eines steilen Berges. Zum Campus fährt man nur sieben Minuten. Ein kleines Stück den Berg hinunter stehen zwei weitere Microsoft-Gemeinschaftshäuser. Karla wohnt drei Häuser weiter unten auf der anderen Straßenseite.
    Man gerät entweder durch E-Mail oder durch Mundpropaganda in ein Gemeinschaftshaus. In einem Gemeinschaftshaus zu wohnen ist ein bißchen so, wie zuzugeben, daß man nicht recht was aus seinem Leben macht, aber schließlich ist man bei der Arbeit die ganze Zeit damit beschäftigt, Codes zu knacken und auf Fehler zu prüfen, was bleibt einem da noch? Arbeiten, schlafen, arbeiten, schlafen, arbeiten, schlafen. Ich kenne ein paar Microsoft-Angestellte, die versuchen, so zu tun, als hätten sie was vom Leben - so manch eine Garage in Redmond beherbergt einen nie benutzten, verstaubten Kajak. Wenn man diese Leute fragt, womit sie ihre Freizeit verbringen, antworten sie: »Äähhh - ich fahre Kajak. Genau. In meiner Freizeit fahre ich Kajak.« Man merkt ihnen sofort an, daß sie schwindeln. Ich treibe nicht mal mehr Sport, und mein Verhältnis zu meinem Körper ist ganz schön gestört. Früher habe ich dreimal die Woche Fußball gespielt, und jetzt komme ich mir vor wie der Boß eines leistungsschwachen Angestellten. Ich habe das Gefühl, mein Körper ist ein Kombi, in dem ich mein Hirn umherfahre wie eine Vorstadtmutter, die ihre Kinder zum Hockey-Training bringt.
    D as Haus ist mit dunklem Zedernholz getäfelt. Das winzige Fleckchen Rasen davor ist dank der Ernährungsexzesse von

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