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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Rhododendren, japanischen Ahornbäumen, Erdbeerbäumen, Heidelbeeren, Schierlingen, Zedern und Tannen erzählt.
    Bug glaubt, daß Bill hinter seinem Fenster im Verwaltungsgebäude sitzt und beobachtet, wie die Mitarbeiter über den Campus gehen. Bug glaubt, daß Bill sich notiert, wer die Pfade meidet und sich auf dem schnellsten Weg von A nach B bewegt, und daß Bill diese tollkühnen Pioniere mit Beförderungen und Aktien belohnt, weil er der Meinung ist, ihre Programme seien ebenso innovativ und verwegen. Als wir schließlich bei der Bibliothek ankamen, waren wir alle tropfnaß und hatten Mahonien-Flecken auf unseren Dockers. Auf dem Rückweg hielten wir Bug eine Standpauke: Er müsse aufhören, so exzentrisch zu sein, und lernen, sich anzupassen, und in seinem eigenen Interesse den Gehweg benutzen - und er gab nach. Doch wir merkten, daß es ihn fast umbrachte -buchstäblich umbrachte -, auf dem Pfad dort vorbeizugehen, wo Bills Büro sein soll.
    Todd machte sich einen Spaß daraus, Bug in Rage zu bringen, indem er ihn auf das Thema Xerox PARC ansprach. Bug kann es einfach nicht verschmerzen, daß Xerox PARC so vielen Projekten den Hahn abgedreht hat.
    Und dann sagte Michael, der bis dahin geschwiegen hatte: »He, wenn man diese Böschung hier runtergeht, ist es ein bißchen kürzer«, und schnitt einfach den Weg ab. Bug fielen fast die Augen aus dem Kopf, und Michael fand eine ziemlich gute Abkürzung. Direkt vor dem Verwaltungsgebäude.
    M ir ist eingefallen, daß ich seit sechs Monaten keinen Film mehr gesehen habe. Ich glaube, der letzte war Curly Sue auf dem Flug zur Macworld Expo, und das zählt wohl kaum. Ich muß wirklich dringend mehr aus meinem Leben machen.
    W ie sich herausstellt, hat Abe unternehmerische Ambitionen. Wir waren in der Cafeteria unten zusammen essen (indonesisches Bamay, Joghurteis und ein doppelter Espresso). Er denkt daran, zu kündigen und Pixel-Broker zu werden - das heißt, er will den Museen das Recht abkaufen, ihre Bilder zu digitalisieren. Typische Idee für einen »reichen Microsoftler«.
    Die Microsoft-Millionäre sind die erste Generation nordamerikanischen Nerd-Reichtums.
    Wenn Microsoftler es erst mal geschafft haben, reisen sie überallhin: nach Schottland, Patagonien und Thailand ... lauter Orte aus dem Conde Nast Traveler. Sie kaufen wie verrückt Shaker-Möbel, Saabs, Koi-Karpfen, Pilchuk-Glas, Ethnokunst und 401(K)s. Die Ultrareichen bauen sich Traumhäuser auf dem Samamish-Plateau und stopfen sie mit elektronischem Spielzeug voll.
    Diese Art des Geldausgebens ist relativ unaufdringlich, frisch und spaßig. Mir fällt auf, daß niemand sich eine Krypta kauft -und wenn es doch irgendwann mal jemand tut, ist sie garantiert smaragdgrün und lila und mit Velcro und Gore-Tex tapeziert. Abe ist wie die meisten Leute hier in Sachen Steuern Republikaner, aber abgesehen davon hat er in der Ideologie-Abteilung fast nur leere Ordner vorzuweisen. Die Ausschüttung der Aktien macht die meisten Leute in Sachen Steuern zu Republikanern, ist mir aufgefallen.
    D er Tag ging schnell vorbei. Es regnet wieder, wie schön. Für einen Jungen aus Washington wie mich war der Sommer zu heiß und zu trocken.
    Ich werde morgen ein bißchen Yaki Soba von so einer japanischen UFO-Marke mitbringen. Mal sehen, was Karla von einem Mittagessen hält. Sie braucht Kohlenhydrate. Skittles und Aspartam sind nicht die richtige Ernährung für eine Programmiererin.
    Naja, eigentlich sind sie's doch.
    E in Gedanke: Manchmal bilden die Wolken und das Sonnenlicht Formen, wie man sie nie zuvor gesehen hat, und deine Stadt kommt dir so vor, als wäre sie eine völlig andere. Heute bei Sonnenuntergang sind die Leute auf dem Rasen des Campus stehengeblieben, um zuzuschauen, wie die Sonne durch die Regenwolken hindurch so orange wurde wie die Heizspiralen eines Herdes.
    Das ist mir nur so aufgefallen. Dadurch wurde mir klar, daß die Sonne wirklich aus Feuer besteht. Und ich fühlte mich wie ein Tier, nicht wie ein Mensch.
    H abe bis 1:30 morgens gearbeitet. Als ich nach Hause kam, war Abe in seiner Mikrobrauerei in der Garage und werkelte zwischen all den elterlichen Möbeln herum, die selbst für den minimalen Geschmacksstandard der Räume im ersten Stock zu häßlich waren, zwischen den Haufen von Golfschlägern, den Mountainbikes und einer Reihe Koffern, die dahockten wie Greyhounds, die auf das Startzeichen warten. Bug hatte die Tür hinter sich geschlossen, aber dem Geruch nach zu urteilen aß er gerade ein

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