Microsklaven
dem Aufdruck »IBM: pflaumenweich und dumm wie Brot«. Wir alle tragen sie. Letztes Jahr habe ich Dad eins zu Weihnachten geschenkt, aber allzu lustig fand er es nicht. (Ich bin kein IBM-Kind - Dad lehrte an der Universität von Western Washington, bis ihn die Sirene Industrie 1985 nach Palo Alto lockte. Sehr 80er-Jahre-mäßig.)
S usan ist eine richtige Programmiermaschine. Aber sie vergeudet ihre Fähigkeiten damit, alte Codes für so was wie die norwegische Macintosh-Version von Word 5.8 zu überarbeiten. Susans Arbeitsethos verdeutlicht am besten das Ethos der meisten Microsoft-Mitarbeiter, die ich kenne. Wenn ich mich recht an ein Gespräch erinnere, das sie vorletztes Wochenende mit ihrer jüngeren Schwester geführt hat, lautet ihre Philosophie etwa so: »Wir haben nie gesagt: ›Wir tun dies zum Wohle der Gesellschaft^ Wir haben immer nur unseren intellektuellen Stolz damit befriedigt, daß wir ein gutes Produkt herausbringen - und damit Geld verdienen. Wenn man kein Geld damit verdienen würde, einen Computer auf jeden Schreibtisch und in jeden Haushalt zu stellen, würden wir es nicht tun.«
Das gilt für die meisten Microsoftler, die ich kenne.
M icrosoft ist, wie jedes andere Büro, ein Status-Themenpark. Hier eine kurze Übersicht:
• Profitable Projekte haben einen unendlich viel höheren Status als Verlierer-(das heißt nicht ganz so profitable) Projekte.
• Microsoft at Work (Digital Office) hat im Moment den größten Sex-Appeal. Die Fortune-500-Firmen machen so viel Aufhebens um DO, weil sie damit Millionen von Beschäftigten einsparen können. Mit DO kann man, kurz gesagt, Fax, Telefon, Kopierer - die gesamte Büroausstattung - vom PC aus bedienen.
• Goldesel wie Word sind profitabel, gelten jedoch nicht gerade als besonders weit vorn.
• Auf dem Campus zu arbeiten ist mit einem höheren Status verbunden, als in irgendein Sibirien außerhalb des Campus verbannt zu werden.
• Robuste Pentium-Prozessoren haben im Büro einen höheren Status als ein 386er Drohnen-Equipment.
• Technische Kenntnisse stehen ganz hoch im Kurs.
• Architekt zu sein ebenfalls.
• Kontakt zu Bill noch höher.
• Liefertermine einzuhalten ist vielleicht am allercoolsten (hier bitte flaues Gefühl in der Magengegend einfügen). Wenn man rechtzeitig fertig wird, bekommt man eine Auszeichnung: eine 30x40x3 cm große Lucite-Platte - aber man muß so tun, als sei das nichts Besonderes. Michael hat so eine Liefer-Prämie, und wir haben mehrmals versucht, sie kaputtzukriegen - wir haben uns mit der Lötpistole daran zu schaffen gemacht, sie von der Veranda geworfen, mit Aceton Übergossen, damit sie sich auflöste: Nichts zu machen. Sie ist so unzerstörbar, daß man es mit der Angst bekommt.
Weitere Mitbewohner-Profile:
Zuerst Abe. Wäre Abe ein Jeopardy! -Kandidat, wären seine sieben Traumkategorien:
• Intel-Assembler
• Großeinkäufe
• C++
• Introvertiertheit
• »Ich liebe mein Aquarium«
• Wie man Millionen von Dollar haben kann, ohne sein Leben irgendwie davon beeinflussen zu lassen
• Schmuddelige Wäsche
Abe ist so eine Art Monopoly-Bankier. Er treibt unsere monatlichen Schecks a $235,00 für den Vermieter ein. Der Mann besitzt Millionen und wohnt zur Miete! Er lebt seit 1984 in dem Gemeinschaftshaus, seit er, frisch vom MIT, den Job bei Microsoft bekam. (Wir anderen sind durchschnittlich jeweils etwa acht Monate hier.) Nachdem er zehn Jahre lang Programme geschrieben hat, zeigt Abe immer noch keine Anzeichen dafür, daß er etwas aus seinem Leben machen will. Es scheint ihn nicht zu stören, daß er in vier Monaten 30 Jahre alt wird und nichts vorzuweisen hat außer einer Reihe verschiedener schicker Unterhaltungselektronikartikel und Kisten mit Costco-Artikeln, die er erstanden hat, als seine Costco-Manie mit ihm durchging (»Zehntausend Strohhalme! Unglaublich - nur $ 10, und ich muß nie wieder Strohhalme kaufen!«). All diese Produkte sind an den Wänden seines Zimmers aufgereiht und verleihen ihm die Atmosphäre eines Luftschutzbunkers.
Und noch was: Abes Monitore sind voll von angetrockneten Niesspritzern. Eigentlich müßte er sich doch 24 Flaschen Windex leisten können.
D er nächste ist Todd. Todds sieben Jeopardy! -Kategorien wären:
• »Dein Körper ist dein Tempel«
• Baseballkappen
• Mahlzeiten aus Kombinationen von Costco-Produkten
• psychotisch religiöse Eltern
• häufiger und leerer Sex
• SEGA-Genesis-Spielsucht
• der
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