Microsklaven
Mishka, der Deutschen Schäferhündin unseres Nachbarn, mit gelben Miniatur-Kornkreisen gesprenkelt. Bug Barbecue hat das Zubehör für seine meteorologischen Experimente - Trichter und Lackmusstreifen und so weiter - an die Wand neben der Eingangstür genagelt. Ein Beet mit lila Petunien, die vor Vernachlässigung schon lange den Geist aufgegeben haben -Susans einziger Versuch, das Haus zu verschönern -, deprimiert uns jedesmal, wenn wir morgens zur Arbeit aus dem Haus gehen, wie es da so auf dem schmalen Streifen Erde zwischen der Auffahrt und Mishkas Kornkreisen sitzt. Abe, unser Multimillionär-Mitbewohner, hatte alle seine Fenster mit Alufolie zugeklebt, um die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die Bäume dringen, abzuhalten, bis wir ihn so sehr damit aufzogen, daß er losging und statt dessen beim Pay'n Save schwarze Zeichenpappe kaufte. Es sah so aus, als würde dort ein Penner wohnen. Todds einziger Beitrag zum äußeren Erscheinungsbild des Hauses ist eine Sammlung von Zeug zum Autowaschen, das manchmal neben dem Garagentor zu sehen ist. Der einzige Hinweis darauf, daß ich in dem Haus wohne, ist mein '77er AMC Hornet Sportabout mit Steilheck, der vorm Haus parkt, wenn ich da bin. Er ist leuchtend orange, er ist verrostet, und, verdammt noch mal, er ist häßlich.
SAMSTAG
H eute ging es weiter mit dem Arbeitsstreß. Schuften, schuften, schuften. Das schaffen wir nie. Sagte ich das bereits? Warum verkalkulieren wir uns immer mit unseren Lieferterminen? Ich versteh' es einfach nicht. Rein um 9:30, raus um 23:30. Essen vom Pizzaservice. Und drei Diet-Cokes.
M ir war heute ein paarmal langweilig, und da habe ich mir WinQuote auf meinem Monitor angesehen - den Kanal, der ständig aktualisierte Microsoft-Aktienkurse bringt. Es war Samstag, und da tat sich natürlich überhaupt nichts, aber das vergesse ich immer wieder. Reine Gewohnheit. Vielleicht würde die Börse von Tokio oder die von Hongkong etwas in Bewegung bringen?
Die meisten Angestellten werfen mehrmals täglich einen Blick auf WinQuote. Ich meine, wenn man 10.000 Anteile hat (und Massen von Mitarbeitern haben jede Menge mehr) und die Aktie um einen Dollar steigt, hat man gerade zehn Riesen verdient! Wenn sie allerdings um zwei Dollar sinkt, hat man zwanzig Riesen verloren. Das ist ein richtiges Psycho-Jo-Jo. Am ersten April hat sich jemand einen Scherz daraus gemacht, den Preis in beide Richtungen um 50 Dollar schwanken zu lassen, und die halbe Belegschaft bekam einen Herzinfarkt.
Da ich am unteren Ende der Karriereleiter angefangen und mich hochgearbeitet habe, wurden mir längst nicht so viele Aktien angeboten wie den Programmierern und Systemdesignern, die bei ihrer Einstellung praktisch damit bombardiert werden. Die paar Aktien, die ich besitze, gehören mir erst in zweieinhalb Jahren ganz (Aktien gehen erst nach viereinhalb Jahren in das Eigentum des Mitarbeiters über). Susans Aktien gehen Ende der Woche in ihr Eigentum über, und sie gibt aus diesem Anlaß eine Party. Und dann will sie kündigen. Übermächtige soziale Kräfte drohen unser Gemeinschaftshaus aufzulösen.
D ie Aktien sind am Freitag um $1,75 gestiegen. Bill hat 78.000.000 Anteile, das heißt, er ist jetzt um $ 136,5 Millionen reicher. Ich habe fast keine Aktien, und das heißt, ich bin ein Verlierer.
D as Neueste vom Tage: Michael hat sein Büro verlassen. Es ist, als wäre die Geschichte nie passiert. Er hat dort den ganzen Tag durchgeschlafen (bei Microsoft nichts Ungewöhnliches). Als Kissen diente ihm dabei sein aufblasbarer Jurassic-Park- T-Rex. Als er am frühen Abend aufwachte, bedankte er sich bei mir dafür, daß ich ihm die Kraft-Produkte gebracht hatte, und jetzt will er nichts mehr essen, was nicht vollkommen zweidimensional ist. »Ich bin ein Flachländer«, kiekste er, während er aufgekratzt den Ausdruck des auf Fehler geprüften Codes durchsah, den er fabriziert hatte. Karla schnalzte in ihrem Büro angewidert mit der Zunge. Ich glaube, sie ist in Michael verliebt.
Weitere Details über unser Gemeinschaftshaus - Unser Haus der wirren Wege.
Da es fast keine Sonne abbekommt, besiedeln Moos und Algen alle erreichbaren Oberflächen. Es gibt einen von einem Pilz verkrüppelten Kirschbaum. Die hintere Veranda, aus unbehandelten Holzbohlen gebaut, ist in aller Stille verfault, und die Schiebetür zur Küche ist mit einem Hockeyschläger verbarrikadiert, um Unvorsichtige davor zu bewahren, sich in dieses suburbane Schattenreich zu verirren. In der Auffahrt
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