Microsoft Word - Atlan 029 - Der Todestest.rtf
untergeschlagenen Beinen. Er hielt den Rücken krumm, hatte den Kopf jedoch in den Nacken gelegt und den Blick zur Decke gerichtet.
Seine sonst grünliche Haut sah seltsam stumpf und grau aus.
Der USO-Spezialist wollte die Versammlung nicht stören. Er konnte die Menschen verstehen, die in ihrer Angst und Ausweglosigkeit irgendeinen Halt suchten. Im Grunde genommen war er sogar froh darüber, daß diese Menschen ihren Amoklauf beendet hatten und sich friedlich verhielten. In anderen Bereichen des Raumschiffes wurde noch gekämpft. Im Antigravschacht war der Lärm der Auseinandersetzung deutlich zu hören.
Kennon trat zurück. Er wollte zur Zentrale aufsteigen. Da fiel ihm noch etwas an dem Ololoaner auf. Es schien, als habe der Froschmensch ein kleines Loch in der Kehle, aus dem helles Licht hervorstrahlte. Obwohl Kennon sein Linsensystem verstellte, um die Brennweite zu verlängern, konnte er keine Einzelheiten erkennen. Deshalb entschloß er sich, näher an den Ololoaner heranzugehen.
Er entdeckte eine Gasse, die durch die Versammlung hindurch zur dem Froschmenschen führte. Vorsichtig ging er vorwärts. Einige Männer und Frauen bemerkten ihn. Sie verstummten und hoben die Köpfe, um jede seiner Bewegungen zu beobachten. Je näher der Major dem Ololoaner kam, desto stiller wurde es im Saal, bis schließlich niemand mehr sang. Atemlos starrten die Menschen auf Kennon.
Der Major ließ sich nicht zurückhalten. Er ging ruhig weiter, als sei diese Situation ganz normal. Erst als er direkt vor dem Tisch stand, blieb er stehen. Jetzt sah er noch deutlicher als vorher, wie stumpf die Haut Ool-Oals geworden war. Die Augen hatten ihre Farbe fast völlig verloren und wirkten eigenartig transparent. Der Froschmensch kauerte absolut bewegungslos vor dem Major, der noch nicht einmal eine Atembewegung feststellen konnte.
Dann gab es keinen Zweifel mehr für Kennon.
Ool-Oal war tot.
Er drehte sich um und blickte die Menschenmenge an.
“Er hat geleuchtet”, wisperte ein junges Mädchen in seiner Nähe. “Er war das Licht.”
“Ich habe noch nie so etwas gesehen”, sagte ein Mann.
Kennon wandte sich wieder dem Ololoaner zu. Er streckte die Hand aus und berührte ihn am Arm. In diesem Augenblick löste sich Ool-Oal in Staub auf. Die Haut, die Lippen, die Augen, die Kleidung—alles zerstob und sank langsam auf den Tisch herab, wo sich nach und nach ein Staubhäufchen bildete.
Die Menschen im Saal schwiegen. Es war so still geworden, daß Kennon das Wispern seiner eigenen Sauerstoffanlage hören konnte.
“Was ist geschehen?” fragte der Major leise.
“Er hat geleuchtet”, antwortete das Mädchen.
“Das verstehe ich nicht.”
Das Mädchen lächelte freundlich und schwieg. Auch die anderen Männer und Frauen im Saal antworteten ihm nicht. Einige Frauen begannen wieder zu singen. Die anderen Menschen stimmten in den Gesang ein, der erst leise und dann immer lauter durch den Saal klang, bis er zu einem donnernden Chor wurde.
Kennon kniete sich vor dem Mädchen hin. Er legte ihm die Hände an die Schultern.
“Was ist geschehen?” fragte er eindringlich.
“Er hat geleuchtet”, wiederholte das Mädchen und blickte Kennon in die Linsen. “Es war so, wie ich sagte. Er hat von innen heraus geleuchtet. Es war, als wäre er selbst das Licht gewesen. Danach wurde er so, wie er eben noch war. Bevor er so wurde, sagte er, daß er die Beständigkeit erreicht habe. Er sei nicht mehr wesensfremd in dieser Umgebung.”
Wieder lächelte das Mädchen. Es war ein trauriges Lächeln.
“Es ist schade, daß wir denen da draußen die Wahrheit niemals mehr sagen können.”
Dann verschleierte sich ihr Blick wieder. Sie begann zu singen.
Kennon erhob sich und ging aus dem Saal:
6. Suzan Aiyk
“Es ist gut, daß du kommst”, sagte Suzan Aiyk, als Kennon die Zentrale betrat. Die Offiziere standen erregt diskutierend zusammen. Sie beachteten den Robotmenschen nicht.
Kennon hatte das Bedürfnis, dem Mädchen durch ein Lächeln zu zeigen, daß er sich über ihre Aufmerksamkeit und ihr Interesse freute, doch dann erinnerte er sich daran, daß er nicht mehr lächeln konnte. Es gab keine Biomolplastschicht mehr auf seinem Gesicht.
“Was ist passiert?” fragte er beherrscht.
“Das Energiefeld, das uns umgibt, hat an einer Stelle geflackert. Ich habe für den
Bruchteil einer Sekunde einige Sterne sehen können”, antwortete das Mädchen. “Wann war das?”
“Vor einigen Minuten. Es blitzte draußen auf, und dann geschah es.” Te po Tam
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