Midleifcrisis
glücklich ich damals war. Vielleicht geht es meinen beiden ja auch so.
Eigentlich sollen Lisa und Lars oben schlafen, im Aufstelldach des Busses, doch am Ende sind wir drei so glücklich, uns mal wieder ganz und gar zu haben, dass wir uns unten auf der 145 Zentimeter breiten Liegewiese zu dritt zusammenkuscheln. So bleibt es den Rest der Ferien, und es werden die schönsten Nächte der letzten zwei Jahre, denn wenn ich sie atmen höre und schnaufen und murmeln, und wenn Lars mir seinen Kopf in die Seite rammt und Lisa ihre Hand im Schlaf auf mein Gesicht legt, dann verscheuchen sie die Dämonen, die mich reiten, und den arbeitslosen Cowboy, der das Durcheinander in meiner Seele kritisch beäugt.
Der Strand ist kilometerbreit, die Sonne ein verlässlicher Freund, unser Tage vergehen zwischen Buddeln, Baden und Ballspielen. Nach vier Tagen entdecke ich strandaufwärts einen Bootsverleih, der zwei altersschwache Hobie-16-Katamarane im Angebot hat. Die Kids verbringen Stunden damit, auf dem Trampolin zwischen den Kufen zu liegen und nach Fischen Ausschau zu halten, Flachköpfer vom fahrenden Kat zu machen oder zu lernen, wie man Slalom zwischen den Bojen fährt, ohne dabei vorwitzige Schwimmer zu skalpieren.
»So ähnlich fühlt sich Glück an«, denke ich mir, »na ja, wenigstens Teile davon.«
In Wahrheit sehe ich für meinen Geschmack ein bisschen viel Happy-Family-on-the-Beach, und ich scheine weit und breit der einzige Single mit Kind zu sein. Abends, wenn die Lütten schon im VW-Bus schlafen, sitze ich vorm erloschenen Grill und tue mangels Alternativen das, was ich in den letzten Jahren so beharrlich verweigert habe. Ich sinne über das Leben nach, und die Bilanz ist nicht eben erfreulich.
Zwei unendlich geile Kinder, die ich viel zu selten sehe.
Ein Job, in dem ich gescheitert bin.
Ein Körper, dem Alkohol, Zigaretten und durchvögelte Nächte zusetzen.
Und Sehnsucht, verschissene, brennende Sehnsucht nach einer Frau, einer ganz normalen Frau, die ich lieben kann und die mich liebt, wofür auch immer.
Normalerweise würde ich mir in dieser Stimmung drei Drinks reinschrauben und vögeln gehen, mich betäuben mit dem Anblick einer nackten Frau, mich mit dem Gefühl ihrer Haut vollstopfen und all diese Düsternis aus mir herausficken, für ein paar Stunden wenigstens, ehe sie zurückkehrt, sobald ich alleine bin. Doch ficken ist hier nicht, so viel ist klar, und so lasse ich zur Abwechslung auch den Alkohol und die Zigaretten weg und versuche, das Ganze als eine Art Kasteiung zu betrachten, die notwendig ist, um einen Weg zu finden, egal, wohin.
Tagsüber ruhen meine versonnenen Blicke auf den anwesenden Mamis, doch es ist nicht das Schwingen ihrer bikinibedeckten Ärsche, das mir in die Eier tritt, sondern das Bild, wie sie ihren Kindern die Gesichter eincremen, sich über ihre nassen Männer beugen und ihnen das Salz von den Lippen küssen, wie sie leichtfüßig durch den Sand laufen, um Schwimmflügel an emporgereckte kleine Arme zu basteln, und danach zurückkehren zu Kerlen, die genau da sind, wo ich schon mal war, und die durchweg glücklicher aussehen, als ich mich fühle.
Wir sind gerade dabei, den Kat ins Wasser zu schieben, als hinter uns eine unzweifelhaft weibliche Stimme erklingt: »Wenn du den Mann ganz lieb fragst, darfst du dich bestimmt mal auf das Boot setzen.« Als ich mich umsehe, entdecke ich ein kleines kaffeebraunes Mädchen, das sich hinter zwei langen und ebenfalls braunen Beinen versteckt. Den Rest scannt mein professionelles Auge in wenigen Nanosekunden: Frau, Mitte 30, schlank, groß, farbig, Sonnenbrille, oben ohne, kleine feste Titten, espressofarbene Nippel, Glückstag!
Ich gehe in die Hocke und spähe nach der Tochter. »Ich weiß nicht, wie du heißt, junges Fräulein, aber wenn du Schwimmflügel hast und Mama dich gut festhält, darfst du vielleicht sogar ein bisschen mitsegeln.« Mama sagt: »Larissa heißt sie, und wenn es wirklich nicht stört?«
Fünf Minuten später liegt Larissa zwischen Lars und Lisa auf dem Bauch und späht über den Rand, um eine Qualle zu betrachten, während ich mich mit Mama bekannt mache. Shaila heißt sie, was indisch ist und wohl so viel wie Berg oder Fels bedeutet. Sie hat irgendwie geil aussehende Schlafzimmeraugen, ihr Vater kam aus Indien und ließ Mama einst in London sitzen, wo diese sich als Au-Pair-Mädchen durchschlug.
»Ganz schön kühl auf so einem Segelboot«, sagt sie, woraufhin ich mein T-Shirt ausziehe und es ihr
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