Midleifcrisis
frühstücken, wir hocken uns aufs Sofa, ich habe nicht wirklich Bock auf den bevorstehenden Sex, aber als sie hoffnungsvoll zu mir rüberrutscht, fange ich halt an, sie zu küssen. Immerhin: Ihre Titten sind 1a und ihre Brustwarzen werden wie angekündigt von zwei Piercings durchbohrt. Sie hat mir geschrieben, dass die Dinger echt geil sind und sie es bis zum Orgasmus schafft, wenn ein Typ sie küsst und dabei an den kleinen Schrauben dreht. Das probiere ich aus, es scheint zu klappen, was ein gewisses akademisches Interesse in mir weckt, und kurzfristig denke ich über die Orgasmusfähigkeit verschiedener Frauen unter verschiedenen Bedingungen nach. Dann sehe ich nach, ob unterhalb des Bauchnabels weitere Kunstwerke auf mich warten, tun sie nicht, ich lecke sie trotzdem, danach bläst Verena mir einen, das macht sie wirklich schön, allerdings hatte ich mir auf der Hinfahrt noch ein Piercing in ihrer Zunge erträumt. Später wandern wir ins Schlafzimmer und ficken. Es ist in Ordnung, aber nichts Besonderes. Wir vögeln in der Missionarsstellung, später von hinten, sie macht es sich auf dem Bauch liegend selbst dabei und schließlich fragt sie mich unvermittelt, ob ich auch in ihren Popo wolle. Ich grunze etwas eher Undefinierbares und sie sagt: »Aber erst nachher, da muss ich erst noch was trinken, sonst krieg ich das nicht locker genug«, was die deplatzierteste Erklärung zum Thema Sex ist, die mir seitens einer Frau jemals untergekommen ist. Gegen 18 Uhr brechen wir auf, bummeln am Rheinufer lang, an dem mich Erinnerungen an Elke und meine jungen, weitaus glücklicheren Jahre überfallen, später ziehen wir in die Altstadt. Verena schraubt sich mächtig was rein, ich natürlich auch, um 23 Uhr kehren wir in ihre Bude zurück und vervögeln noch drei weitere Stunden, auch die Probebohrungen in ihrem Arsch verlaufen dank des Alkohols erfolgreich und ich frage mich, warum ich das schon wieder mache, obwohl ich null darauf stehe, aber ich will nicht, dass sie sich grämt, den ganzen Alkohol umsonst gesoffen zu haben.
Gegen zwei Uhr morgens wird Verena recht kuschelig, sie tritt den Kater, der aufs Bett gesprungen ist, auf den Fußboden und fragt mich, ob das da draußen wirklich mein Benz ist und ob ich das Wochenende bleibe. Es ist also alles wie immer. Ich belüge sie behutsam und sage ihr, dass ich nach Hause will, weil ich morgen die Kinder habe.
Als ich gehe, wissen wir beide, dass ich ihr nie wieder schreiben, geschweige denn sie treffen werde, die Nummer mit Verena ist nicht mal mehr abgefuckt, sie ist einfach nur deprimierend, im Treppenhaus wird mir schlecht, ich schaffe es gerade noch bis ins Auto, fahre 500 Meter, dann halte ich an und kotze aus dem Fenster auf die Straße. Das süßlich riechende Zeug tropft langsam die Tür herunter, ich ekele mich vor mir selbst, und auf der Fahrt zur Autobahn denke ich darüber nach, dass mein Prozentsatz der völlig sinn- und spaßbefreiten Vögeleien inzwischen deutlich über 95 Prozent liegen müsste.
Wer bin ich, was will ich, und wo will ich eigentlich noch hin in diesem Scheißleben? Ich kann ums Verrecken keine dieser Fragen beantworten. Ich werde müde, kaufe mir an der Tankstelle drei Dosen Redbull und ziehe sie mir rein, zur Abwechslung mal ohne Wodka. Ich rauche Kette, meine Laune verfinstert sich von Kilometer zu Kilometer, gleichzeitig überfällt mich die Gewissheit, dass mein Leben immer so weitergehen wird, dass ich mich von Frau zu Frau vögeln werde, dass ich nie mehr einen Sinn in meinem Leben finden und dass ich nie wieder Liebe spüren werde, wie ich es bei Laura tat. Außerdem ahne ich, dass mein Traum von der schnellen Million auch noch platzen wird, und am Ende wird Elke vor Gericht triumphieren. Ich male mir nicht mal mehr aus, wie das passieren wird, es erscheint mir einfach nur folgerichtig, denn im Moment habe ich nicht nur keinen Lauf, im Moment hangele ich mich nur noch von einer Scheiße in die nächste.
Weil die Mucke im Radio beschissen ist, fummele ich am CD-Wechsler herum, aber das ist ein Fehler, plötzlich zieht das Ding Coldplay rein und zu den hämmernden Klavierakkorden von »Clocks« überfällt mich mein ganzes verficktes Unglück, denn das war eine von den Scheiben, die die ganze Nacht lang liefen, wenn ich Laura liebte, und zur Trauer, die mein Denken wie ein schwarzes Tuch verhüllt, fühle ich Wut in mir aufsteigen. Aber diese Wut richtet sich gegen niemanden außer gegen mich selbst und gegen den Cowboy, der mich zu
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