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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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komplettes Arschloch, das kein Mensch leiden kann und das zwar jede Menge Weiber an den Start kriegt, aber eben nicht die richtigen. Die Frauen, die ich leiden mag, haben allesamt so eine Art Emotionsseismographen: Wenn du wirklich nicht mehr zu bieten hast als deine große Fresse und einen dicken Schwanz, dann hältst du Letzteren am Ende selbst in der Hand und machst es dir auf unabsehbare Zeit selbst, während du im Internet nach neuen Pornos suchst.
    Kurzfristig dachte ich mal darüber nach, ob wir drei nicht ein hochinteressanter Fall für einen Therapeuten wären, doch als ich es vor einiger Zeit versucht habe, geriet ich an eine junge Psychologin und das Ganze endete damit, dass der Große sie mitten in der Sitzung fragte, ob sie Lust auf ein gemeinsames Sylt-Wochenende hätte. Sie reagierte pikiert, meinte, das würde vermutlich kein ganz leichter Fall werden, und wir drei sind dann nicht wieder hingegangen.
    Aber sogar der Große ist bis auf sein verhängnisvolles Frauenbild kein ganz schlechter Kerl. Zumeist beschützt er den Kleinen vor allem Unbill dieser Welt, das tut er mit einer großen Portion Zuneigung, und dafür mag ich ihn eigentlich ganz gern. Ich nenne ihn übrigens den Cowboy, dies hat seine Gründe, und in meiner Vorstellung ist er eine Mischung aus Jason Robards und Charles Bronson in Spiel mir das Lied vom Tod . Irgendwie kantig, aber doch ganz nett, allerdings hat die geneigte Zuschauerin nicht viel Zeit, das herauszufinden, bevor er sie bäuchlings über die Pferdetränke legt und ihre Röcke über den Rücken schiebt.
    Im Moment ist allerdings selbst der Cowboy ein bisschen niedergeschlagen.
    Elke ist wieder da, wir reden keine fünf Worte miteinander, die Kinder tapsen ängstlich durchs Haus, kuscheln so viel an mir herum, dass ich heulen könnte, sie spüren, dass etwas Schlimmes in der Luft liegt. Da ich noch keine neue Wohnung habe, verbringe ich, wenn die Kleinen schlafen, die letzten, unerfreulichen Abende unserer Ehe einsam im Gästezimmer und vor dem Laptop.
    Elke telefoniert dann mit ihrem Urlaubsvergnügen und ich wandere durch die Weiten des Internets. Ein bisschen ist das so wie das Blättern in einem Otto-Katalog. Hässliche Frauen klicke ich achtlos weg, hübsche bedenke ich mit hoffnungsvollen kleinen Mails. Antwortet die eine nicht, schreibe ich die Nächste an. Weil ungefähr neun von zehn Frauen entweder keine Frauen sind oder mich komplett ignorieren, versende ich als Anhänger optimierter Arbeitsabläufe ganze Serien von gleichlautenden Mails, unglücklicherweise haben viele Frauen ein Zweitprofil, sodass sie gleich mehrfach mit meinen reizenden Anschreiben bedacht werden. In diesen Fällen ernte ich doch einige Antworten, allerdings fallen diese eher zickig aus und ich werde beschuldigt, ein notgeiler Möchtegernaufreißer zu sein, was die Sache im Kern zwar trifft, mich konkret aber auch nicht weiterbringt.
    Doch nach einer Weile habe ich zwei, drei Dialoge laufen, immerhin kann ich ganz ordentlich formulieren, das Foto scheint auch zu funktionieren, die Sache funzt!
    Langsam taucht die nächste Frau verheißungsvoll aus den digitalen Nebeln auf. Inez heißt sie, ich mag das »z«, es macht sie so anders, und ihr Profil ist eigentlich kein Suchprofil, sie führt dort eine Art Tagebuch und es liest sich überaus bezaubernd. Journalistin, würde ich tippen, ganz sicher eine schlaue Frau, ihr Foto zeigt sie ab Taille aufwärts schräg von hinten, sodass man die Figur erahnen und ansonsten in der Betrachtung eines kohlrabenschwarzen Pferdeschwanzes versinken kann.
    Meine erste Nachricht an sie bleibt unbeantwortet, also schreibe ich ein Kapitel für ihr Tagebuch und schicke es kommentarlos ab. Ich schreibe es in der Person von Inez, lasse sie beim Bäcker, in der U-Bahn und abends in der Bar vergeblich nach Männern Ausschau halten und nenne es »Scheiße, ich glaub, heut hab ich einen echt geilen Typen verpasst«.
    Volltreffer!
    Am nächsten Morgen hat Inez meinen Text in ihr Tagebuch kopiert und dazu vermerkt, dass es ganz offenbar doch noch kreative Männer gibt, dazu blinkt eine amüsierte Replik in meinem Briefkasten. »Wer sagt’s denn«, befindet der Cowboy, »man muss ihn bloß erwischen, den richtigen Ton.«
    Wir schreiben ein paar Tage. Inez ist gebürtige Spanierin, aber in Deutschland aufgewachsen, hat eine kleine Tochter von einem erfolglosen Schauspieler, für den sie ihre Redakteursstelle bei einer spanischen Nachrichtenagentur aufgegeben hat. Sie

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