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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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U-Bahnen und führe sie schließlich erschaudernd über die Straße ins Kino, denn so hohe Schuhe sollte man bei dem Gewicht nicht tragen, sie drücken ihren Arsch nach oben und hinten aus dem Mantelschlitz heraus. Als ich sie an der Kinotür vorlasse, denke ich an die Brauereipferde, die Elke, Lisa, Lars und mich vor gar nicht so langer Zeit durch die Lüneburger Heide gezogen haben, und ich hoffe inbrünstig, dass ich hier keinen Bekannten treffe.
    Es gibt Lost in Translation , und dieser zauberhafte Film, in dem sich der resigniert alternde Bill Murray jetlagverwirrt in die kindlich-unschuldige Scarlett Johansson verliebt, während ihm seine genervte Ehefrau die Muster von Teppichböden faxt, dieser Film ist ein ganz persönlicher und äußerst schmerzhafter Tritt in meine Eier! Hätten genauso gut meine und Lauras Geschichte verfilmen können, obwohl dann das Finale noch wesentlich trauriger gewesen wäre. Zur Steigerung meines Entsetzens robbt Christiane von rechts immer dichter an mich heran, sodass ich fast zwei Stunden an den linken Rand meines Sitzes gepresst verbringe.
    Der anschließende Abend bei Weißwein und Seeteufel verläuft ebenfalls sperrig, wir reden über meinen Job, über ihren, über die schmerzliche Situation, wenn Eltern sich trennen und die Kinder als Scheidungswaisen aufwachsen. Ich zahle, und am Ende bringe ich sie noch schnell nach Hause, es liegt wirklich auf dem Weg und ich bin ein höflicher Mann. Als sie ausgestiegen ist, atme ich auf und fahre die letzten Kilometer mit offenem Verdeck, obwohl es scheißkalt ist, aber ich habe Angst, ihr Parfüm sonst nicht loszuwerden.
    Am nächsten Morgen erwartet mich im Büro schon Christianes erste Nachricht. »Toller Abend!«, schreibt sie und: »Warum hast du mich im Kino nicht geküsst? Ich hätte es möglicherweise zugelassen!«
    Fassungslos sitze ich vor dem PC und tippe langsam in die Tastatur: »Wenn ich gewusst hätte, dass du deine Mutter bist, hätte ich meinen Vater geschickt.« Aber das sende ich dann doch nicht ab, es ist als Antwort an eine frisch verliebte Frau einfach zu boshaft.
    Ich bin jetzt Single, nächstes Jahr werde ich 40. Und das, was ich für ein Loch hielt, ist in Wirklichkeit ein beängstigender Abgrund, in den ich gestern Abend auch noch die ersten 200 Piepen geworfen habe.
    »Kleiner«, sagt der Cowboy streng zu mir, »an deiner Technik müssen wir aber noch gewaltig feilen …«

Freiwild
    Tja, Jungs, wahrscheinlich muss ich doch noch ein bisschen weiter ausholen und die Frage klären, wer LeiLa Andersson wirklich ist und was es mit dem Cowboy auf sich hat.
    Versuchen wir es mal so: Ich, LeiLa Andersson, bin im Prinzip drei Personen! Ein veritables Arschloch, das wenig Rücksicht auf andere nimmt, stets auf den eigenen Vorteil bedacht ist und sich mit bemerkenswert großer Klappe erfolgreich durch die Welt rempelt. Dazu noch ein blauäugiges Kerlchen, das sich vom Leben gerade einen Tick überfordert fühlt und am liebsten barfuß über Blumenwiesen tollt, Schmetterlinge beim Tanz um die Blüten beobachtet oder Wolkenformationen auf die Frage überprüft, ob sich darin heute Gesichter, Tiere oder gar Dinosaurier verbergen. Und natürlich bin ich noch beide zusammen, wobei ich unglücklicherweise keinen nennenswerten Einfluss darauf habe, ob wir drei nun gerade als Arschloch, als Kindskopf oder als Mischung von beidem durch die Welt streunen.
    Der Große, der Kleine und ich müssen nun schon seit drei Jahrzehnten miteinander auskommen. Wenn das Miteinander eine Zeit lang halbwegs ausgewogen funktioniert, dann funktioniert auch mein schönes LeiLa-Leben als irgendwie doch ganz liebreizendes Ärschlein, ich habe Erfolg im Job, erobere tolle Frauen, zeuge niedliche Kinder und zwischendurch denke ich darüber nach, ob ich mir lieber ein neues Segelboot kaufen oder doch noch mal in den Golfurlaub huschen soll.
    Wenn der Kleine sich allerdings von der Hand des Großen losreißt und beschließt, sein Herz ohne Wenn und Aber an eine Frau, an ein Kind, an einen dahergelaufenen Strolch, Hund, Kater, Frosch oder sonstiges Wesen zu verschenken, dann endet das unweigerlich in einer Katastrophe, denn die Blumenwiesen dieser Welt pflegt der Kleine mit dem Übermut eines Vierjährigen zu stürmen, der keinen Gedanken daran verschwendet, dass zwischen den verlockenden Gräsern auch eine verdammte Menge Scherben, Schmutz und Scheiße warten.
    Wenn hingegen allein der Große das Sagen hat, verwandele ich, LeiLa Andersson, mich in ein

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