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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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vermummtem Gesicht und Pistole. Brüllend rennt er auf den Geldtransporter zu und richtet die Knarre auf das Gesicht des Fahrers, der mit erhobenen Händen erstarrt.
    Hinter ihnen kommt mit quietschenden Reifen der graue Lieferwagen zum Stehen: Fluchtweg abgeschnitten.
    Der Polizist, der aus einer Wunde an der Stirn blutet, will eingreifen, doch da zersplittert das Seitenfenster neben ihm. Der Totschläger, den der Mann auf dem Bürgersteig im Gürtel stecken hatte, tut seinen Dienst. Das Glas zerbirst in tausend Scherben, und der Wachmann hat plötzlich den Lauf einer .38 Special im Mund.
    »Spiel bloß nicht den Helden«, hört er es knurren. Ein Ratschlag, den er prompt befolgt.
    In der Zwischenzeit räumen drei maskierte Männer den Geldtransporter aus und verteilen die Geldsäcke auf den grauen Lieferwagen und eine Giulietta Sprint, auch sie wie aus dem Nichts aufgetaucht. Auch der Bankangestellte verspürt wenig Lust, sich eine Kugel einzufangen, und bleibt reglos sitzen, während die Penunzen vor seiner Nase weggetragen werden.
    Sie arbeiten in höchster Eile, es dauert keine zwei Minuten, in denen einer der Banditen alle Umstehenden mit seiner Maschinenpistole in Schach hält. Die Operation verläuft exakt nach Plan.
    Schließlich rast der Lieferwagen mit quietschenden Reifen davon, dicht gefolgt von dem Alfa, aus dessen Fenster einer der Banditen den Schaulustigen höhnisch zuwinkt. Und einige winken sogar zurück.
    2
    Als die sechs maskierten Männer in ihren Autos davonjagen, verzieht Antonio keine Miene, fassungslos starrt er weiter auf den Ort des Geschehens: auf den ausgeräumten Geldtransporter und den Leoncino, dessen Motor noch läuft. Und genau in diesem Moment begreift er, dass sein Schicksal vorgezeichnet ist. Das Datum, das er auf einer weggeworfenen Zeitung im Rinnstein liest, brennt sich in sein Gedächtnis ein, der 27. Februar 1958: der Tag, der für alle anderen Mailänder als der ›Tag des Bankraubs‹ in die Stadtchronik eingehen wird, ist für ihn der Tag seiner Berufung. Er ist noch keine vierzehn, und doch hat er soeben entschieden, was er später einmal werden will: Bulle. Nicht Anwalt, wie sein Vater es gerne sähe, oder Arzt, wovon seine Mutter träumt. Nein, er – der schmächtige Teenager mit den schmal geschnittenen Augen – möchte diesen Männern, die die Via Osoppo in Angst und Schrecken versetzt haben, nicht nacheifern, er möchte ihnen das Handwerk legen.
    Die drei Burschen hingegen, die auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig herumlungern, scheinen darüber ganz anders zu denken. Es sind drei Ligera , unbewaffnete Kleinkriminelle, die auf Handtaschenraub und Wohnungseinbrüche spezialisiert sind. Sie kommen aus einem der ärmsten und gefährlichsten Stadtteile Mailands, dem Giambellino ganz in der Nähe, und haben aufgeregt alles mitverfolgt. Es ist noch zu früh am Tag, um mit den anderen Jungs aus dem Viertel in dem kleinen Park auf der Piazza Tripoli lippa zu spielen, deshalb sind sie hier und wollen einen Zeitschriftenkiosk überfallen. Mit einem Ball oder Stein die Fensterscheibe einwerfen, um den Inhaber abzulenken, schon greift einer von ihnen in die Holzschublade mit den Sammelbildchen und dann nichts wie weg.
    Drei kleine Rüpel, nicht älter als zehn. Der jüngste, Roberto, mit widerspenstigen Locken über der Stirn und grünen Augen, die in dich hineinzusehen scheinen, spielt sich als Anführer auf.
    Er lächelt versonnen, trotz seines jungen Alters weiß er seit langem, auf welcher Seite der Barrikade er steht: auf der anderen. Diese Gangster werden augenblicklich seine Helden. Und er verliert keine Zeit zu beweisen, dass auch er nicht aus Pappe ist, dass er Mumm hat genau wie sie: Noch am selben Abend, in Lambrate, wo er manchmal bei seiner Tante übernachtet, zieht er ein richtig tolles Ding ab.
    Auf der Wiese neben den Eisenbahngleisen hat der Zirkus Medini gerade seine weiß-blauen Zelte aufgeschlagen. Der Schriftzug aus Sperrholz über dem Eingang, behängt mit blinkenden Lichterketten, verkündet die Attraktionen: Akrobaten, Clowns und Raubtiere. Letztere sind es, die den kleinen Roberto interessieren, insbesondere die Tiger. Diese erweisen sich allerdings als Flop: Sie sehen aus wie Lebenslängliche, reglos und mit dem erloschenen Blick der Besiegten. Als der Wachmann einen Moment nicht aufpasst, beschließt der Junge, sie freizulassen. Träge tappen die Tiere aus ihren Zellen.
    Der Bubenstreich dauert nur eine Nacht.
    »Niemand sollte im Käfig

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