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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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Lebensmittelladen gegenüber und ließ sich ein großes Brötchen mit ordentlich Käse belegen.
    »Das war also der Ladenbesitzer, den Nicolosi befragt hat!«, überlegt Antonio laut.
    Er erkennt das stilisierte Gesicht auf der Porträtzeichnung: Es ist der Typ mit dem Totschläger am Gürtel.
    ›La Notte‹ titelt mit der Schlagzeile Die Schule des Bankraubs und fährt dann fort: »Die Gangster hatten einen Lehrer und eine Schule. Der unerhörte Coup in der Via Osoppo weist auf eine lange und genaue Vorbereitung hin: Alles wurde bedacht, alles genau geplant. An der Spitze der Bande steht ein kluger Kopf und dahinter eine breite Organisation.«
    Außer der Reportage und den Bildern ist auch Antonios eigene Erzählung abgedruckt, fast wortwörtlich. Obwohl Basile weitgehend auf Ausschmückungen verzichtet hat, liest er sich gut, die perfekte Zusammenfassung des Vorfalls.
    »Du bist ein guter Beobachter«, hatte der Reporter Antonio gelobt.
    Der hatte gelächelt und sich mit einem Kopfnicken die wer-weiß-wievielte Esportazione anzünden lassen.
    Einige Jahre später würde sich sein Vorgesetzter über seine allzu detaillierten Berichte beklagen.
    »Du sollst hier keine literarischen Ergüsse abliefern, Santi. Spar dir das ganze Blabla. Beschränk dich auf das, was passiert ist. Ohne viel Worte, möglichst knapp und präzise, klar?«
    6
    Nicolosis angespannter Miene ist anzusehen, wie sehr er unter Strom steht: Der Questore sitzt ihm im Nacken, und er hat seinem kompletten Informantenkreis die Hölle heißgemacht. Ein im Laufe der Jahre gesponnenes Netz, erprobt und effizient; kein Name davon findet sich in seinem Adressbuch wieder, die Telefonnummern weiß er allesamt auswendig, garantiert äußerste Diskretion und Anonymität. Sein derzeitiger Assistent hat dies bereits am eigenen Leib zu spüren bekommen, als er einen Großteil der Weihnachts- und Osterfeiertage in San Vittore verbrachte, um dort in Nicolosis Namen Geschenke an all jene zu verteilen, die so aussahen, als hätten sie das Zeug zum Informanten.
    Doch dieses Mal reicht das nicht: Es herrscht Grabesstille, überall.
    Mailand wird durchkämmt, Straße für Straße, und nach ein paar Tagen finden sich in der Via degli Apuli im Stadtteil Giambellino auf einem Bürgersteig – als wäre es Altpapier – Zirkularschecks und Aktien, die die Gangster wohl auf der Flucht aus den Wagenfenstern geworfen haben.
    Die Ermittler staunen nicht schlecht. Die Verbrecher, die sie suchen, sind gerissen, sie wissen, dass sie nur mit Bargeld auf Nummer sicher gehen, und haben sich deshalb der übrigen Beute entledigt.
    In ihrem geheimen Schlupfwinkel im Precotto haben ›die Goldjungs‹, wie sie nun von den Reportern genannt werden, inzwischen den Zaster unter sich aufgeteilt. Jeder steckt den ihm zustehenden Teil ein, genauer gesagt, packt ihn in eine geräumige Tasche, um ihn so schnell wie möglich zu verprassen.
    »Stellt bloß keinen Unsinn damit an«, ermahnt sie Carminati noch, bevor er sie abtreten lässt.
    Er selbst verstaut sein Sümmchen unter einer Falltür im Boden seines Schlafzimmers, zumindest für ein paar Tage. Dann wird er in ein Flugzeug steigen.
    »Immer schön den Ball flach halten«, wiederholt er auf der Schwelle, als ihm längst keiner mehr zuhört.
    Sie haben den Coup des Jahrhunderts gelandet, sie fühlen sich unbesiegbar. Zwei von ihnen wollen sich nicht mehr verkriechen und fahren in die Berge: Während ganz Mailand auf der Suche nach ihnen auf den Kopf gestellt wird, lesen sie unter Gelächter die Zeitungsberichte und aalen sich auf der Terrasse eines Fünf-Sterne-Hotels in der Sonne.
    Eine Woche später, die Nerven der Polizei liegen blank, nehmen die Ermittlungen eine entscheidende Wendung. Letztlich war es Zufall. Der Fluss Olona, der nach Trockenlegung aufgefüllt und urbar gemacht werden soll, schenkt einem Lumpenhändler, der mit gefundenen Schätzen sein mageres Einkommen aufstockt, einen sackleinenen Beutel. Darin finden sich Blaumänner, Sturmhauben, Patronen und Magazine.
    Nicolosi kann sein Glück kaum fassen: Ganz offensichtlich handelt es sich um die Sachen, die bei dem Überfall in der Via Osoppo benutzt wurden. Zusammen mit einem Kollegen breitet er alles auf einem Tisch der Questura aus.
    Es sind sieben Blaumänner und Sturmhauben, dabei waren die Ganoven nur zu sechst.
    Der Bulle lächelt und streicht sich über den Schnurrbart: Der Siebte, der im dunklen Anzug mit der weißen Rose im Knopfloch, war nicht direkt an der Aktion

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