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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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musste aufgeschoben werden – auf morgen, auf nächste Woche, nächstes Jahr.
    Im Moment zählte nur, dass Sprudel hier war und mindestens zehn Tage bleiben würde.
    Er hatte sich im Hotel Zur Waldbahn in Zwiesel ein Zimmer gemietet. Fanni hatte lauthals lachen müssen, als er es ihr erzählte. »Keine fünfzig Meter von deinem Hotel entfernt steht das Zwiesler Gymnasium«, hatte sie gerufen, »dort hab ich meine Abiturprüfungen geschrieben. Nicht besonders gut, zugegeben.«
    »Ich muss gehen«, sagte Fanni jetzt.
    Sprudel nickte. »Ich rede mit Hofer. Er wird nicht auf einer persönlichen Aussage von dir bestehen.«
    Fanni erhob sich, und Sprudel stand ebenfalls auf. Er begleitete sie das felsige Stück bis zur Hütte hinunter, drückte sie zum Abschied an sich, ließ sie aber sogleich wieder los.
    Fanni wohnte an diesem Wochenende ebenfalls in einem Hotel.
    Der Schützenverein von Bayrisch Eisenstein feierte Jubiläum und hatte seine wichtigsten Kontrahenten dazu eingeladen. Auf dem Programm standen für den Samstagabend ein kalt-warmes Abendbüfett zu den Klängen einer Tanzkapelle, für den Sonntag diverse Wettkämpfe und ein abschließendes Abendessen.
    Schon vor Wochen hatte Hans Rot begonnen, Fanni zum Mitkommen zu bewegen. Zuerst hatte sie schlichtweg abgelehnt. Hans war ihr daraufhin mit allen möglichen Argumenten auf die Nerven gefallen. Zu guter Letzt hatte er ihr sogar zugestanden, während der Wettkämpfe am Sonntag ihrer eigenen Wege zu gehen. »Du kannst den ganzen Tag machen, was du willst – lesen, wandern, in der Sonne liegen. Erst zum Abendessen musst du im Festsaal erscheinen.«
    Fanni hatte Nein gesagt.
    Als Hans Rot zwei Tage später noch mal damit anfing, hatte sie wieder – und sehr entschieden – Nein gesagt.
    Er fiel aus allen Wolken, als er zwei Wochen vor dem Jubiläumstermin einen letzten Versuch startete und ein Ja zu hören bekam.
    Fanni hatte inzwischen erfahren, dass Sprudel anreisen und im Hotel Zur Waldbahn in Zwiesel absteigen würde. Und natürlich hatte sie sich für den Sonntag mit ihm verabredet. Zwiesler Waldhaus schien ihr dafür ein günstiger Treffpunkt, denn der Ort lag genau in der Mitte zwischen Bayrisch Eisenstein und Zwiesel am Fuße des gut dreizehnhundert Meter hohen Falkenstein.
    Gegen sieben erschien Fanni – frisiert, umgezogen und mit einem Hauch Lippenstift geschminkt – im Festsaal.
    »Was hast du bloß den ganzen Tag gemacht?«, fragte Hans Rot. »Seit dem Frühstück hast du dich nicht mehr blicken lassen.«
    »Nichts Erwähnenswertes«, antwortete Fanni. »Ein Stück gelaufen, ein Stündchen gelesen …«
    »Alle anderen Ehefrauen haben bei den Wettkämpfen zugesehen, haben Kaffee ausgeschenkt und Kuchen aufgeschnitten. Nur du warst wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Wir hatten doch ausgemacht …«, begann Fanni sich zu verteidigen. Aber ihr Mann hörte nicht mehr hin. Er hatte sich bereits seiner anderen Tischnachbarin zugewandt.
    Fanni löffelte ihre Suppe und dachte über das verunglückte Mädchen nach – Annabel Scheichenzuber.
    Der Stein, von dem sie fiel, überlegte Fanni, ist keine anderthalb Meter hoch. Selbst wenn Annabel auf seiner Spitze Pirouetten gedreht hätte, wie sollte sie sich beim Herunterfallen das Genick brechen? Unten liegt bloß Reiser herum, das einen Sturz eher abgefedert hätte, als eine schwere Verletzung zu verursachen.
    Sie muss mit dem Kopf auf dem Stein aufgeschlagen sein!
    »Hm«, machte Fanni und legte den Löffel neben den leeren Teller. Man schlägt nicht einfach so mit dem Kopf auf einen Felsbrocken. Dazu müsste man direkt davor über ein Hindernis stolpern, was bei Annabel nicht infrage kommt, weil sie unterhalb des Steins lag. Sie hätte weiter oben hinfallen, auf den Felsblock aufschlagen und dann darüber hinwegsegeln müssen.
    Vielleicht ist sie dagegengelaufen!
    Hangaufwärts? Dazu fehlte ihr wohl der nötige Schwung. Es sei denn … Es sei denn, sie wäre gestoßen worden.
    Großartig! Ganz großartig! Miss Marple aus Niederbayern gelingt es, einen Bergunfall als Mordtat zu verkaufen!
    Der Schweinebraten wurde serviert.
    Fanni schob den fetten Fleischbrocken an den Tellerrand und zerteilte den Semmelknödel.
    »Nach der Autopsie sehen wir weiter«, murmelte sie dabei.
    Halt , schrillte es in ihrem Kopf, die Polizei wird weitersehen! Du, Fanni Rot, wirst das Ergebnis der Autopsie nicht erfahren! Dich, Fanni Rot, geht das alles überhaupt nichts an!
    »Schmeckt’s nicht?«
    Fanni schreckte hoch. Hans

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