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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Ennis zur Schule gehen musste. In Gagarin war es nicht gestattet, ein Kind privat zu Hause zu unterrichten. Kinder sollten lernen, mit anderen zu interagieren – der Verwaltungsrat hatte das entsprechende Gesetz schon vor hundert Jahren erlassen, und es besaß trotz aller Widersprüche bis heute Gültigkeit.
    Eines Tages würde Jamal den Jungen anderen Leuten anvertrauen müssen – und er war nicht überzeugt, dass er dazu imstande sein würde.
    »Also?«, fragte Dylani.
    Jamal lächelte. »Er hat versucht, Mr. Biscuit das Fliegen beizubringen.«
    Mr. Biscuit war Ennis Stoffhund. Dylanis Eltern hatten den Hund als Geschenk von der Erde geschickt. Außerdem hatten sie ein paar Kindervideos mitgeschickt – zweidimensional, denn Dylani fürchtete, dass Ennis zu jung war, um holografische Figuren von echten Personen zu unterscheiden.
    Ennis Lieblingsvideo handelte von einem kleinen Jungen, der das Fliegen lernte.
    »Wie nimmt Mr. Biscuit es auf?«, fragte Dylani.
    »Ich bin nicht sicher«, antwortete Jamal. »Er ist bisher noch unbeschädigt, aber wenn er noch mehr Begegnungen mit der Wand überstehen muss, könnte sich das rasch ändern.«
    Dylani lachte.
    Der Kochtopf fiepte. Die Nudeln waren fertig. Jamal stellte den Topf in die Spüle, drückte auf den Wasserauslassknopf, und das Wasser strömte aus dem Boden des Topfes in den Recycler.
    »Hungrig?«, fragte er.
    Dylani nickte.
    »Langer Tag?«
    »Zwei Betriebsstörungen in der Kuppelsicherheit.« Sie schnappte sich einen Teller und trug ihn zur Spüle. »Jede verfügbare Person hat an den Reparaturen arbeiten müssen.«
    Jamal spürte, wie ihm ein Schauder über den Rücken rann. »Von so etwas habe ich noch nie gehört.«
    »So was passiert schon mal«, erwiderte sie. »Manchmal sind die Arbeiten so umfangreich …«
    »Nein«, fiel er ihr ins Wort. »Ich meine Betriebsstörungen im Sicherheitsbereich.«
    Dylani schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln. »Ich erzähle nur meistens nichts davon. Die Kuppeltüren schalten sich immer wieder ab, vor allem in der Nähe des Raumhafens. Ich denke, das hat etwas mit den Kommandos zu tun, die von den Hochgeschwindigkeitszügen aus dem Norden abgegeben werden, aber niemand will mir zuhören. Vielleicht in meiner Freizeit …«
    Doch Jamal hörte nicht mehr zu. Ihm rann der nächste Schauder über den Rücken. Doch es war nicht Dylanis Bericht, der ihm so zu schaffen machte. In der Küche war es tatsächlich kalt, und das hätte es nicht sein dürfen. Wenn man in einem so kleinen Raum etwas kochte, sollte die Temperatur normalerweise steigen, nicht sinken.
    Er ging zur Küchentür. Verrammelt und verriegelt.
    »… würde eine Beförderung mit sich bringen«, sagte Dylani gerade. Dann runzelte sie die Stirn. »Jamal?«
    »Sprich weiter«, forderte er sie auf.
    Aber sie sprach nicht. Sie hatte die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Jamal erkannte diesen Ausdruck. Dylani hasste es, wenn er so etwas tat, und war überzeugt, seine Paranoia hätte neue Höhen erklommen.
    Vielleicht war dem auch so. War so ein Moment erst vorbei, kam er sich immer wie ein Idiot vor, sobald er erkannt halte, dass Ennis sicher in seinem Bett lag und alles in Ordnung war.
    Aber das hinderte ihn nicht daran, jetzt auf der Suche nach dem Ursprung der Kälte durchs Haus zu schleichen. Er würde sich nie vergeben, sollte irgendetwas passieren, weil er nicht nachgesehen hatte.
    »Jamal.«
    Er konnte den Ärger in Dylanis Stimme hören, aber er ignorierte sie und ging an ihr vorbei in den schmalen Flur zwischen Küche und Wohnzimmer. Dann wandte er sich nach rechts zu ihrem Schlafzimmer.
    Es war dunkel, genau, wie Dylani es verlassen hatte, aber es gab ein Licht am Ende des Korridors. In Ennis Zimmer.
    Jamal ließ niemals Licht in Ennis Zimmer brennen. Der Junge schlief im Dunkeln. Studien hatten ergeben, dass Kinder, die bei Licht schliefen, kurzsichtig wurden, und Jamal wollte, dass sein Sohn perfekt sehen konnte.
    »Jamal?«
    Nun rannte er den Flur hinunter. Er hätte nicht langsamer gehen können, selbst wenn er es versucht hätte. Dylani mochte das Licht ja angelassen haben, doch das bezweifelte er. Sie und Jamal hatten das Thema Nachtlicht ebenso diskutiert wie die meisten anderen Dinge, die Ennis betrafen.
    Sie ließen auch sein Fenster niemals offen. Das war Dylanis Entscheidung gewesen. Sie wusste, dass früher bereits kontaminierte Luft in die Kuppel gelangt war, und sie traute ihren eigenen Umweltfiltern mehr als denen der

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