Miles Flint 01 - Die Verschollenen
Palomas Geschäft auf. Er hatte sich sogar die Mühe gemacht, einen Termin mit ihr zu vereinbaren, und nun, als er sich der Tür näherte, stellte er fest, dass er nervös war.
Flint wunderte sich über sich selbst. Er wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Hätte er daran irgendwelche Zweifel gehabt, so wären diese spätestens verflogen, als Data Systems seinen Vorschlag akzeptiert hatte.
Er hatte mehr Menschen geholfen, mehr Leben zum Guten verändert, indem er sich gegen das Gesetz gestellt hatte, als in all seinen Jahren als Polizeibeamter.
Er betrat das Büro. Paloma saß hinter ihrem Schreibtisch und lächelte ihn an. »Also? Was ist so wichtig, dass du einen Termin vereinbaren musst wie ein echter Klient?«
Etwas in ihrer Stimme erregte seine Aufmerksamkeit, etwas wie Sorge, Kummer. Glaubte sie tatsächlich, er wollte ihre Dienste nutzen, um einen Verschwundenen zu finden? Es gab niemanden, den er hätte suchen wollen. Er hatte gedacht, sie würde das wissen.
»Ich nehme an, du weißt nicht, was ich kürzlich getan habe?«
»Außer zu kündigen?«
»Ja.«
»Und eine Frau verschwinden zu lassen, die du in Polizeigewahrsam hättest nehmen sollen?«
»Ja.«
»Nein«, sagte Paloma. »Ich weiß nicht, was du getan hast.«
Also erzählte er ihr von Data Systems und davon, wie er ihnen alle Dateien von Disappearance Inc. verkauft hatte.
Zu seiner Verwunderung lachte sie nicht, und sie lobte ihn auch nicht. Stattdessen maß sie ihn mit ernstem Blick. »Wie willst du wissen, dass du diesen Leuten trauen kannst?«
»Du hast gesagt, das könnte ich.«
»Und du hast mir vertraut?«
Aha. Sie stellte ihn auf eine Probe. Das tat sie immer wieder. Also erzählte er ihr etwas, das er eigentlich hatte für sich behalten wollen. »Ich habe deine Information überprüft und selbst ein paar Nachforschungen angestellt.«
Sie warf den Kopf zurück und lachte, ein lautes, warmes Lachen. »Guter Junge. Du würdest einen guten Lokalisierungsspezialisten abgeben.«
Und das war sein Stichwort. »Ich weiß«, sagte er. »Ich will dir dein Geschäft abkaufen.«
Ihr Lächeln verblasste. »Da gibt es nichts zu kaufen. Ich habe seit Jahren keine Klienten mehr.«
»Aber du hast Erfahrung«, sagte er. »Ich will, dass du mich ausbildest.«
Ihre Miene war so ernst, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. »Ich bin nicht wie die anderen Lokalisierungsspezialisten. Ich habe Mindestanforderungen.«
»Ich weiß«, sagte Flint, setzte sich auf ihren Schreibtisch und ergriff ihre Hand. Er tat endlich den ersten Schritt in seine Zukunft, und das bereitete ihm eine Freude, wie er sie seit Jahren nicht mehr verspürt hatte. »Ich will von der Besten lernen.«
Der Disty hatte einen kränklichen, grünlichen Teint angenommen. Seine Augen waren blau umrandet, seine Lippen gelb, und seine Hände zitterten.
Er stand allein in der engen Straße, und der leichte Regen brachte seine Haut zum Glänzen. Disty sahen so winzig aus, wenn sie sich in der Nähe von menschlichen Bauten aufhielten. Sogar der Luftwagen, der auf der anderen Straßenseite parkte, sah trotz der Entfernung größer aus als der Außerirdische auf der Türschwelle.
Ekaterina Maakestad musste herabblicken, um den Disty zu sehen. Sie stand in der Nähe der Tür des Suchtzentrums von Vancouver und lächelte.
»Kommen Sie rein«, sagte sie zu dem Disty. Er zitterte. Der Regen war kalt, was in diesem Teil Kanadas nicht ungewöhnlich war, und die Kreatur hatte nicht einmal einen Mantel. »Hier wird jedem geholfen.«
Der Disty trat ein. Seine Bewegungen waren so vorsichtig wie anmutig. Ekaterina lächelte ihm zu, hoffte, ihr Lächeln würde ihn ein wenig beruhigen.
»Mein Name ist Emily«, sagte sie. »Ich werde ein Vorgespräch mit Ihnen führen und Ihnen einen Berater zuweisen.«
Als sie ihn in das Gesprächszimmer führte, wo sie unter sich wären, staunte sie innerlich darüber, dass sie tatsächlich mit einem Disty arbeiten würde. Aber in dieses Zentrum kamen Suchtkranke aller Art, nur keine Rev. Die Rev glaubten, es sei falsch, andere Rassen ihre Schwächen sehen zu lassen.
Das Einzige, was Ekaterina an dem Umzug nach Vancouver nicht behagte, war die Entfernung zu San Francisco und zu Simon. Aber im letzten Monat hatte sie gelernt, wie wichtig es war, sich zu beherrschen.
Sie hatte Glück, hier zu sein. Ob sie bleiben konnte, lag, wie ihr die Leute von Data Systems gesagt hatten, nur an ihr. Die meisten Leute, die entdeckt wurden, flogen
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