Miles Flint 05 - Paloma
das zu tun – abgesehen von der Zerstörung der Kanzlei –, darin, ihn kaltzumachen.
Paloma hatte beides nicht getan.
Sie hatte Flint alles Weitere überlassen wollen, und er hatte getan, was von ihm erwartet wurde.
Er parkte den Luftwagen auf dem Parkplatz auf der anderen Straßenseite, wie er es am Tag zuvor mit seinem eigenen Wagen gemacht hatte. Dann hastete er zum Fahrstuhl, und als der nach unten fuhr, sah er, dass Leute aus Palomas Wohnhaus herausströmten.
Schon wieder.
Noch eine Evakuierung.
Er war zu spät gekommen.
63
D eRicci hatte gerade ihr Gespräch mit dem Bürgermeister bezüglich der kreuz und quer im Hafen verteilten Schiffe abgeschlossen, die unter Quarantäne standen. Der Bürgermeister verstand die Notwendigkeit, diese Angelegenheit diskret zu behandeln, war aber auch besorgt; er fürchtete, von den Schiffen könnte eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung ausgehen.
DeRicci nicht. Sie ging davon aus, dass alles Schlimme, das hätte passieren können, inzwischen längst passiert wäre, und das hatte sie ihm auch gesagt. Er hatte sich Zeit zum Nachdenken ausgebeten – was bedeutete, dass er sich mit einer klügeren Person beraten wollte –, und DeRicci hatte sie ihm gewährt.
Und im nächsten Moment hatte Popova die Tür aufgestoßen.
»In Palomas Wohnhaus wurde erneut ein Alarm wegen einer biochemischen Kontamination ausgelöst«, berichtete sie.
»Bixiner?«, fragte DeRicci.
»Ich nehme es an, weil der Alarm übereinstimmt«, sagte Popova.
»Schicken Sie so viele Streifenbeamte wie möglich hin«, sagte DeRicci. »Informieren Sie die HazMat-Teams. Sie sollen hinfahren und gleich ein paar Techniker mitnehmen.«
»Sollten wir nicht zum Bürgermeister oder zum Polizeichef gehen?«, fragte Popova.
»Und diese Mistkerle schon wieder davonkommen lassen? Machen Sie Witze?«, fragte DeRicci. »Was soll’s. Ich kümmere mich darum.«
Dann schickte sie ein halbes Dutzend Notfallnachrichten über ihre Links und erteilte Anweisungen.
Popova stand noch immer in der Tür und beobachtete sie, als hätte sie dergleichen noch nie zuvor gesehen. Nicht, dass es viel zu sehen gegeben hätte. Eine Frau, die auf ihre Links Zugriff, sah aus wie eine Frau, die einfach ins Nichts starrte.
»Worauf warten Sie?«, blaffte DeRicci, als sie fertig war.
»Ich dachte, ich sollte Ihnen noch eine andere Sache persönlich sagen«, sagte Popova.
DeRicci wartete.
»Laut den Informationen, die ich von der Gebäudesicherheit erhalten habe, war die letzte Person, die das Haus betreten hat, Detective Bartholomew Nyquist.«
DeRicci bekam Herzrasen. Zum Teufel mit Popova. Sie war einfach zu aufmerksam. Sie wusste, wie interessiert DeRicci an Nyquist war.
»Sie denken, das hat etwas mit den Bixinern zu tun?«, fragte DeRicci.
»Nein«, sagte Popova. »Aber wie es aussieht, ist er bisher nicht wieder herausgekommen.«
64
N yquist wies seine Links an, die Schmerzrezeptoren zu deaktivieren. Claudius lag auf dem Boden, seine Hände waren fort, die Augen geöffnet. Das Blut sammelte sich um ihn herum in einer Pfütze. Nyquist hätte annehmen müssen, der Mann hätte sich darin ertränkt, hätte er es nicht besser gewusst.
Er konnte den zweiten Attentäter nicht sehen. Der erste war nur noch ein Klumpen Schleim an der aufgeklappten Konsole, genau wie in Palomas Wohnung.
Aber der zweite …
Er hatte sich von Claudius’ Bein gelöst, vermutlich in dem Moment, in dem der Mann gestorben war, und war irgendwohin verschwunden. Und das war in dem Moment geschehen, in dem Nyquist nach einer weiteren Waffe gesucht hatte.
Nur einmal hatte er den Blick abgewendet, und schon hatte er das verdammte Ding aus den Augen verloren.
Er konnte nicht einmal um Hilfe rufen. Seine Kommunikationslinks hatten sich abgeschaltet.
Er wusste nicht, ob dafür das Gebäude oder einer der Attentäter verantwortlich war.
Und er würde es auch nicht herausfinden.
Er drehte sich im Kreis, hielt beide Pistolen im Anschlag, musterte den Boden, die Decke, die Wände. Das Attentäterding musste hier irgendwo sein.
Es konnte doch nicht hinausgeglitten sein, oder?
Er drehte sich und drehte sich, wartete darauf, dass das verdammte Ding zum Angriff überging.
65
S ie würden ihn nicht in das Gebäude hineinlassen.
Flint stand vor dem Haus und starrte an der Fassade empor. Seit zehn Minuten war niemand mehr herausgekommen, und niemand durfte hinein, bis die Leute von HazMat das Haus freigaben.
Das Gebäude
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