Milliardär meines Verlangens - Ebook
Leute hier barfuß und im Bademantel herum.“
Nicht bei einem Schneesturm, lag Marcus auf der Zunge. Der einzige Grund, warum er und Della noch nicht angezogen waren, war der, dass sie nicht so wirklich etwas hatten, was sie anziehen konnten. Aber er schwieg. Wenn er weiterhin versuchte, sie davon abzuhalten, das Zimmer zu verlassen, würde sie immer neue Gründe finden, warum sie hinaus musste. Und wenn er sie zu sehr drängte, würde sie misstrauisch werden.
„In Ordnung“, sagte er und griff wieder nach der Zeitung. „Vergiss den Schlüssel nicht.“
„Natürlich nicht“, erwiderte sie. „Ich bin in einer Minute wieder da.“
Wenn sie dieses Versprechen hält, dachte Marcus, dann kann die Unterredung mit Geoffrey ja nicht lange dauern. Gerade lange genug, um sicherzustellen, dass sie tat, was ihr gesagt wurde.
Marcus wartete, bis sich die Tür hinter Della schloss, bevor er hinübereilte und die Tür vorsichtig wieder öffnete. Er sah Della den Gang entlangeilen und gleichzeitig auf die Tasten des Handys tippen. Mist, das hieß, noch während sie in Sichtweite war, würde sie ihre Unterhaltung beginnen, und er könnte nicht lauschen. Ungeduldig wartete er, bis sie um die Ecke gebogen war, schob dann den Sicherheitsriegel vor, damit die Tür nicht zufallen konnte, und lief leise den Flur entlang.
Als er um die Ecke spähte, sah er, wie Della die Tür zum Treppenhaus aufstieß, während sie telefonierte. Aber sie redete so leise, dass er kein Wort verstehen konnte. Also eilte er hinter ihr her und horchte an der Tür. Leider konnte er nur Gemurmel hören. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als ganz vorsichtig die Klinke zu drücken und die Tür einen Spaltbreit zu öffnen. Della saß mit dem Rücken zu ihm auf der obersten Treppenstufe.
„Ehrlich, Geoffrey, mir geht es gut“, hörte Marcus sie sagen. „Es besteht kein Grund, vorbeizukommen. Man bleibt sowieso im Schnee stecken.“
Marcus versuchte, in ihrer Stimme einen Anflug von Angst oder Beklommenheit auszumachen, doch Della klang ganz normal und munter.
„Ja, klar, der Schnee ist schon lästig“, fuhr sie fort, „aber ich darf ja sowieso nirgends hingehen.“
Also hätte sie gestern gar nicht unterwegs sein dürfen. Marcus fühlte sich in seinem Verdacht bestätigt.
„Ich habe mir in dieser Woche Lebensmittel liefern lassen“, sagte sie jetzt. „Und ich habe mir ein paar Bücher und Filme aus dem Netz geladen. Vielen Dank übrigens für das Abo.“
Das ist ja wohl auch das Mindeste, was der Kerl für sie tun kann, wenn er sie schon einsperrt, dachte Marcus.
„Was?“, hörte er Della fragen. Dann lachte sie. „Nein, nichts dergleichen. Das brauche ich im Moment wirklich nicht. Hauptsächlich romantische Komödien. Da habe ich den gleichen Geschmack wie deine Frau.“
Das war wirklich nicht die Art von Unterhaltung, die Marcus erwartet hatte – in Anbetracht der Tatsache, dass sie mit einem verheirateten Mann sprach, der sie wie eine Gefangene hielt. Aber auch sein Verdacht, dass sie unter Kontrolle stand, wurde nicht zerstreut. Besonders machte ihm jedoch zu schaffen, dass Dellas Stimme im Gespräch mit Geoffrey ganz anders klang, als wenn sie mit ihm sprach. Sie wirkte viel entspannter und vertrauter, weniger formell. So als fühlte sie sich mit dem anderen Mann wohler als mit ihm. Als wenn sie und Geoffrey eine Beziehung zueinander hätten, die weniger auf Zwang als auf Vertrauen basierte.
Was, zum Teufel, war das für eine Beziehung?
Dann hörte Marcus sie etwas sagen, was ihn erstarren ließ.
„Hör mal, Geoffrey, wie lange muss ich noch so leben? Du hast mir gesagt, es würde nur sechs Monate dauern. Das war vor elf Monaten. Du hast mir versprochen, wenn ich alles tue, was ihr mir sagt, dann …“
Ihr? Also war Geoffrey nicht der Einzige? Wurde sie in einer Gruppe herumgereicht? Hatte er richtig gehört?
„… würde ich frei sein“, fuhr sie fort. „Aber ich bin noch immer …“
Der andere Mann hatte sie wohl unterbrochen, bevor sie den Satz beenden konnte, denn Della verstummte und hörte schweigend einige Minuten lang gehorsam zu.
Schließlich meinte sie leicht resigniert – und auch ein wenig ängstlich? – „In zwei Wochen?“
Bis was passierte? Verflixt, wovon redete sie? Was wollte der Mann von ihr? Wieso klang sie so unwillig?
„Dann passiert es tatsächlich“, sagte sie niedergeschlagen. „Ich muss da wirklich durch.“
Durch was, verdammt?
„Nein, ich verstehe schon“, sagte sie.
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