Millie an der Nordsee
machen Sie mal ruhig«, meint der Klimpermann. »Das will ich sehen.« Und zieht ungerührt von dannen. Ruft nach seinem Hund und pfeift. Und pfeift und pfeift.
Puttilein heißt der Hund.
Fliegende Fische
Millies Sandburg hat die Attacke von Puttilein und auch die Flut in der Nacht einigermaßen gut überstanden. Das Wasser ist frühmorgens abgezogen. Ebbe! Aber mittags plätschert es schon wieder auf den Strand. Gute Zeit, baden zu gehen. Alle zusammen! Papa, Mama, Millie und die kleine Schwester.
Papa wirft sich sofort in die Wellen und Mama passt auf die Kinder auf. Millie kann bereits schwimmen. Sie hat ja sogar schon das Frühschwimmer-Abzeichen. Seepferdchen! Mama hat es auf den Badeanzug genäht.
»Guck mal, Mami, wie ich schwimmen kann!«
»Aber schwimm nicht hinaus, Millie! Bleib immer in der Nähe vom Strand.«
Ja, ja, ja. Das würde sie sich sowieso nicht trauen. Die Wellen sind doch unberechenbar .
Jetzt kommt Papa zurückgekrault und übernimmt Trudel. Millie schwimmt hin und her und her und hin. Aber nur dort, wo sie noch stehen kann. Klare Sache!
Mama legt sich aufs Wasser und spielt toter Mann . Wie ein Stück Holz im Meer tanzt sie auf und nieder.Sie hat keine Angst vor den Wellenkämmen, von denen sie immer wieder in ein Wellental runterrutscht. Auweia!
Da! Trudel scheint am Wassersaum was Interessantes entdeckt zu haben. Das muss sich Millie mal anschauen. Platsch, platsch, platsch watet sie aus dem Wasser.
Trudel hat sich hingehockt und Millie kniet sich neben sie. Was ist denn das für ein Schwabbelhaufen? Dieser eklige Glibberglabber-Pudding. So groß wie ein Pfannkuchen.
»Das ist eine Qualle«, sagt Papa.
Ach so. Der kleine Schietbüdel Trudel will schon mit dem Finger hineinpiksen. Papa schafft es gerade noch rechtzeitig, ihre Hand zurückzuziehen.
»Ich weiß nicht, ob die Qualle gefährlich ist«, sagt er. »Wahrscheinlich nicht. Wir wollen aber vorsichtig sein.«
»Quallen sind ein bisschen eklig, Papi«, meint Millie.
»Och …«, sagt Papa.
Millie geht so einiges durch den Kopf. »Aber ganz kleine Tiere sind nicht eklig. Ich meine Babytiere.«
»Jo, jo«, sagt Papa.
»Und Baby-Quallen?«
Papa zieht die Schultern hoch.
»Ich möchte gerne eine Baby-Qualle finden«, sagt Millie. »Wie groß ist die? So?« Sie formt mit ihren Händen einen kleinen Pfannkuchen. »Ist die dann auch eklig, Papi?«
Papa macht so einen Pferdeschnaufer, pppfffhhh, dass seine Lippen vibrieren. Er weiß aber auch nichts!
»Warum mag man Quallen nicht, Papi?«
»Na ja, weil einige die Haut jucken lassen, wenn man sie berührt.«
»Einige? Die großen Quallen?«
»Ich denke … schon«, sagt Papa.
Millie seufzt. »Darf man denn Baby-Quallen ruhig mögen?«
»Millie! Du fragst einem aber auch ein Loch in den Bauch.«
Mama ist aus dem Wasser gestiegen und kommt triefnass angeschlurft. »Was gibt es denn, meine Lieben?«
Millie zeigt auf den Glibberglabber-Pudding. »Ist die eklig, Mami. So eine große Qualle! Aber Baby-Quallen darf man ruhig mögen, oder?«
Pppfffhhh.
Mama weiß es auch nicht.
»Ich möchte gerne eine Baby-Qualle finden!«
»Ein andermal, Millie. Jetzt gehen wir erst mal eine Kleinigkeit essen«, sagt Mama. »Aber irgendwo am Nordseestrand wirst du bestimmt noch einer begegnen.«
In Sandpeter ist es klasse. Heute Nachmittag findet nämlich noch ein großes Drachenfest am Strand statt. Millie hat das riesige Plakat auf der Strandpromenade entdeckt.
Mama! Papa! Worauf wartet ihr noch? Das dürfen sie nicht verpassen!
Millie möchte einen Drachen fliegen lassen. Leider hat sie keinen. Man kann den Kindern, die keinen haben, aber einen Drachen kaufen. Oder man stellt sich dort drüben vor einem der weißen Zelte an, um einen Drachen umsonst zu bekommen. Dafür steht dann auf dem Drachenflügel Reklame für Eiscreme drauf. Das macht aber nichts. Auf Millies T-Shirt ist auch Reklame zu sehen, nämlich für Kirschen, und geschrieben steht da: Süßes Früchtchen . Trudels T-Shirt hat den Aufdruck: Dreikäsehoch .
Papa stellt sich freiwillig in die lange Schlange, um einen der blauen Drachen zu ergattern, für die man nicht bezahlen muss. Mama geht mit Millie und der kleinen Schwester derweil am Strand spazieren. Das ist aber gar nicht so einfach, weil unendlich viele Drachen am Himmel stehen. Ihre Schnüre reichen bis zum Boden. Manchmal kann man sie kaum sehen. Und auch niemanden, der das Ende festhält. Einige Leute haben ihren Drachen nämlich einfach mit einem Pikser
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