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Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Chidolue
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im Boden verankert. Millie zeigt nach oben in den Himmel und dreht sich zu Mama und Trudel um.
    »Guckt mal«, ruft sie. »Fliegende Fische.«
    Mama lächelt und nickt, und die kleine Schwester kippt fast aus den Latschen , so weit legt sie ihren Kopf in den Nacken. Sie hat sogar eine fliegende Tigerente entdeckt.
    Millie läuft rückwärts, während sie in den Himmel guckt und fliegende Seepferdchen, fliegende Wale und fliegende Seeschlangen ausmacht. Aber, hoppla, vorwärtsschauen und rückwärtslaufen … das geht nicht gut. Einem Drachen hat das nicht gefallen. Das grüne Gespenst Schubiduh hat sich mit seiner Schnur um Millies Hals gelegt. Hilfe!
    Millie zieht an der Schubiduh-Schnur, um sich aus dem Griff zu befreien. Das blöde Gespenst will Millie aber nicht loslassen. Es probiert einfach, sich zweimal um Millies Hals zu wickeln. Schubiduh will Millie doch wohl nicht erwürgen!
    Hilfe! Hilfe!
    Mama kommt schon angerannt. Aber da hat Millie bereits mit ihren Fingern unter die Schnur gegriffen und ihren Kopf aus der Schlinge gezogen.
    Geschafft!
    Zur Strafe für die Gemeinheit reißt Millie heftig an der Schnur, und da saust Schubiduh, das grüne Gespenst, mit der Schnute voran und in einem großen Bogen zur Erde.
    Patsch!
    Da liegt es im feuchten Sand und guckt dumm aus der Wäsche. Das hat das Gespenst nun davon!
    Und wo bleibt Papa?
    Jetzt ist er an der Reihe. Millie kann sehen, wie er mit Händen und Füßen redet. Gibt es Probleme?
    Anscheinend nicht. Papa kommt zurück. Er hat tatsächlich einen der blauen Eiscreme-Drachen ergattert.
    Nur einen? Papa, hier warten zwei Kinder auf einen Drachen!
    »Es gibt für jeden nur einen Drachen«, verteidigt sichPapa. »Für jeden, der sich in die Schlange gestellt hat. Ich hab mein Bestes getan.«
    Das ist ja blöd! Wem soll der Drachen denn jetzt gehören? Millie oder Trudel? Trudel oder Millie?
    Papa findet, dass der Drachen der ganzen Familie gehört. Aber Millie darf ihn fliegen lassen, weil Trudel noch zu klein ist.
    Millie rollt die Schnur ein Stückchen ab und flitzt los. Manno, das ist ja vielleicht ein Wind in Sandpeter! Der pustet in den Eiscreme-Drachen hinein, dass der gar nicht erwarten kann, in die Luft zu gehen. Millie hat Mühe, ihn zu halten. Windstärke dreizehn!
    »Abrollen, Millie! Abrollen!«, ruft Papa.
    »Abrolln, Millie. Mach ssson!« Na, Trudel hat vielleicht Nerven! Was muss die denn so rumbrüllen?
    Millie bleibt stehen und dreht sich um. Sie gibt dem Eiscreme-Drachen ein bisschen mehr Spielraum, mehr Schnur. Na, wie der sich jetzt freut! Er tanzt in der Luft, er steigt hoch und hoch und höher. Jetzt macht er einen Sturzflug nach unten. Er wird doch wohl nicht … Oh, oh, oh, oh, oh!
    Nein, er kracht nicht auf die Erde. In letzter Sekunde kriegt er wieder ordentlich Puste unter seine Flügel. Er fliegt. Er fliegt! Er jagt mit den anderen Drachen, den fliegenden Fischen, den Seepferdchen, den Tigerentenund all den Gespenstern und Geistern quer über den Himmel. Soll Millie mal zählen? Das sind bestimmt hundertfünfzig, siebenhundertsieben, neunhundertneunundneunzig Drachen und dann noch der, den Millie an der Schnur in den Händen hält.
    »Tausend Drachen!«, ruft sie. »Das ist bestimmt Weltrekord!«
    Und ihr kleiner blauer Drachen ist dabei! Der hat da oben noch gefehlt.
    Millie hat jedoch den Wind in Sandpeter unterschätzt. Der ist nämlich auch unberechenbar . Eine Böe reißt den kleinen Drachen noch höher, zerrt ihn nach links, nach rechts, nach Osten und Westen und schmettert ihn dann rabums, rabauz doch noch auf den Boden.
    Da liegt er nun, der kleine blaue Eiscreme-Drachen mit zerfetzten Flügeln und gebrochenem Rückgrat.
    Aus und vorbei. Kein Weltrekord.
    Millie schaut traurig auf ihn hinab und Trudel ist auch ganz entsetzt. Sie blickt Millie unsicher an. Ob die vielleicht losheulen wird.
    Na ja, Millie ist kurz davor. Sie muss schlucken, sogar mehrmals, bis der Druck im Hals nachlässt. Ja, die Tränen stehen ihr schon in den Augen, aber noch kullern sie nicht. Noch nicht.
    Papa weiß zum Glück, womit man Kinder trösten kann.Dort drüben, wo die Zelte stehen, gibt es roten Fruchtsaft zu trinken. Lecker, lecker.
    Und gleich daneben hat ein Möbelhaus ein Verlosungsrad aufgebaut. Da kann man Geld und ein Sofa gewinnen. Wenn man das Rad mit Schwung dreht und es an der richtigen Stelle stehen bleibt. Die richtige Stelle ist gelb und trägt die Nummer 100.
    Dürfen Millie und Trudel einmal drehen?
    Aber ja. Drehen kostet nix.

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