Millie an der Nordsee
Die nette Möbelhaus-Frau lächelt beiden zu. Trudel fängt an. Sie hat noch nicht viel Kraft. Ihre Ärmchen bringen nur so viel Schwung ins Rad, dass es bei Nummer 16 stehen bleibt. Sie bekommt aber von der lächelnden Möbelhaus-Frau einen Trostpreis, ein schwarzes Schlüsselband. Das reicht ihr weit runter, bis zu den Knien.
Millie möchte gerne das Sofa gewinnen. Man kann es auf einem Foto betrachten. Es ist rot und hat Platz für vier Leute auf einmal. Passt genau.
Millie nimmt ordentlich Schwung. Wrumm, wrumm, wrumm macht das Rad. Es dreht sich mehrmals im Kreis. Dann wird es langsamer. Gleich wird es stehen bleiben.
Nummer 80 … 94 … 97 … 98 … Oha, oha, Millie kneift vor Aufregung schon ihre Pobacken zusammen … Nummer 99 … 100 … oh, ohh, ohhh … Nummer 101.
Na, was soll das denn? Das ist doch nicht zu fassen!
Millie bekommt von der lächelnden Möbelhaus-Frau auch ein schwarzes Schlüsselband um den Hals gehängt.
Manno. Zu Hause hat Millie doch schon ein grünes, ein gelbes und ein blau-weiß gestreiftes Schlüsselband. Was soll sie mit all den Bändern anfangen? Vielleicht … verschenken? An ihre Freunde Gus und Wulle? Die sind zu Hause geblieben und können keinen Drachen an der Nordsee steigen lassen. Oder als Mitbringsel für Kucki.
Millie hat einige Freunde, aber nur eine beste Freundin. Das ist Kucki. Millie wird ihr ein paar schöne Muscheln von der Nordsee mitbringen. Und vielleicht wird sie alle Schlüsselbänder selber behalten. Dann hätte Millie schon eine Sammlung .
Aber jetzt gibt es noch was ganz, ganz Tolles auf dem Drachenfest.
Einen fliegenden Haifisch-Drachen etwa? Nein.
Oder einen Batman-Drachen? Nein.
Es ist ein Bonbon-Drachen! Tatsächlich.
»Guck mal, Trudel, guck mal!«
So was hat die Welt noch nicht gesehen. Da oben fliegt ein Drachen, der lässt aus höchster Höhe kiloweise Bonbons auf die Kinder am Strand von Sandpeter regnen. Boah!
Das ist die beste Idee des Tages.
Die Tränen der Meerjungfrau
Millie, Papa, Mama – und nicht zu vergessen Trudel – übernachten fast jede Nacht in einer anderen Pension. Das macht man so beim Insel-Hopping. Aber noch haben sie keine Insel erreicht. Kommt später.
Auch wenn Millie schon viel am Strand erlebt hat – einen Schatz hat sie noch immer nicht gefunden. Nicht mal einen Bernstein. Dabei will sie doch Bernstein schleifen lernen.
Es gibt einen richtigen Kurs für Kinder! Dafür ist Trudel noch zu klein. Sie heult und heult, weil Millie sich vor dem Bernsteinmuseum anstellen darf. Da nützt selbst Hasilein wenig. Obwohl der inzwischen wieder zwei Ohren hat, weil Mama ja für den Notfall auch mit Nähzeug ausgerüstet ist.
Tschüs, Mama. Tschüs, Papa. Tschüs, Trudelchen.
»Trudel will mit! Trudel will mit!«
Wenn Trudel so weitermacht, dann kommt sie noch als Heuler in die Seehundstation!
Jetzt muss sich Millie aber auf ihren Kurs konzentrieren. Sie ist sehr aufgeregt. Hoffentlich bekommt sie wenigstens hier einen eigenen Bernstein.
Mindestens hundert Kinder wollen den Kurs mitmachen. Das ist vielleicht ein Gedränge. Komisch, dass die meisten T-Shirts mit Streifen tragen. Auf dem T-Shirt, das Millie heute anhat, ist wieder ein Aufdruck: Ich liebe King . King ist der Hund von Frau Morgenroth und das T-Shirt ein Geburtstagsgeschenk von der Nachbarin. Ein Bild von Millies Lieblingshund ist auch noch drauf.
Kurz bevor die Tür vom Museum geschlossen wird, sieht Millie noch ein paar rote Gummistiefel mit rosa Blümchen angelaufen kommen. Na, dann wird der Schnuffel nicht weit sein.
Da ist er schon. Lässt man ihn noch rein?
Ja!
»Hey«, sagt Django ein wenig außer Atem. »Du schon wieder.«
»Hey, du auch schon wieder.«
Er grinst. Und Millie lächelt ebenfalls, weil sie froh ist, dass es unter diesen vielen Kindern wenigstens ein vertrautes Gesicht gibt.
Was hat er denn für ein Hemd an?
Ein schwarzes mit weißem Piratenkopf. Und darauf steht: Kuschelrocker . Was soll das denn sein?
Pschschsch. Der Kurs geht los. Erst mal ab in die Schleiferei, wo viele Bänke und Arbeitstische stehen.
Django drängelt sich vor und flitzt als Erster rein.
»Besetzt, besetzt«, ruft er und hält Millie einen Platz neben sich auf der Bank frei.
Millie freut sich sehr und er sagt: »Ich bin ja auch ein Gentleman.«
Dschentlmän? Na, gut jedenfalls, dass sie ihn an ihrer Seite hat.
Ah, jetzt kommt der Bernsteinschleifer. Er sieht aus wie ein Lehrer. Und irgendwie ist es hier auch wie in der Schule.
»Guten
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