Millionencoup im Stadion
lächelnd
dachte der Junge an seine kluge Freundin. Sie war für ihn nicht nur das
schlaueste, sondern auch das schönste Mädchen der Welt!
Stolz sah sich Tim um. Wohin er
auch blickte: Alles strahlte vor Glanz, kein Stäubchen verunzierte die Möbel,
keine Fluse lag auf dem Fußboden und kein fettiger Handabdruck trübte den Blick
durch die Fensterscheibe nach draußen. Er dachte darüber nach, ob er noch ein
bisschen durch den Wald traben sollte. Die Grundlagenausdauer, also die
notwendige Basis-Kondition, holen sich Fußballspieler auch durch Waldläufe in
verschiedenen Intensitätsstufen, dachte er und wollte sich gerade aufsetzen,
als plötzlich sein Handy in der vertrauten Tonfolge Laut gab. Das musste
Klößchen sein! Er hatte seinem Freund ein eigenes Klingelzeichen zugewiesen. Das
Handy steckte in Tims Jacke, und so sprang er vom Bett auf und machte ein paar
Schritte auf die Tür zu, wo das Kleidungsstück an einem Haken hing.
Am anderen Ende grüßte ihn eine
wohlbekannte Stimme.
»Hey, Klößchen, du willst wohl
überprüfen, ob ich unser Adlernest auch wirklich blitzblank geschrubbt habe«,
rief Tim freudig ins Handy. »Das muss Gedankenübertragung sein — gerade habe
ich überlegt, mit welcher Quizfrage ich dich zur Abwechslung zum nächsten
Putzdienst verdonnern kann. Mein Drahtesel hätte es übrigens auch mal wieder
nötig!«
»Mir dünkt, dass du vergessen
hast, wer hier wirklich Ahnung von Fußball hat, lieber Tim«, scherzte
die Stimme auf der anderen Seite der Leitung im geschwollenen Ton. »Ich wollte
eigentlich nur hören, wie es dir mit deiner neuen Berufung ergeht und wie lange
ich noch wegbleiben muss, um mit meinen zarten Füßen keine Abdrücke auf dem
noch feuchten Fußboden zu hinterlassen.«
»Du wirst unsere Bude kaum
wiedererkennen, wenn du heimkommst, Klößchen. Äh, bei der Gelegenheit: Wann
trudelst du denn wieder ein?«
»Es gibt gleich Essen. Meine
Mutter lässt heute durch unsere Köchin mächtig auffahren. Du weißt ja: Meine
Eltern feiern kristallene Hochzeit. Da sind alle da — auch meine Oma Rosalinde
ist mit von der Partie. Es gibt zwar wie immer Essen für Blümchenkiller und
Getreidekäuer« — damit meinte er fleischlose Speisen für Vegetarier — ,
»dennoch hat meine Mum heute einmal ein vielversprechendes Gericht auf dem
Plan: Tofuragout mit Schokoladen-Chili-Soße. Klingt feurig-lecker. Sie hat mir
zuliebe ein neues Rezept ausprobiert.«
»Dann wünsche ich einen guten
Appetit! Aber überfriss dich mal besser nicht, sonst passt du nicht mehr in
deine Jeans. Außerdem wäre es dir sicherlich peinlich, wenn dein Hirn heute
Abend nicht mehr wendig genug für ein scharfes Gehirnduell ist — nach all dem
feurigen Peperonizeugs.«
»Scharf wie
Schokoladen-Chili-Soße? Du wirst es kaum glauben: Meine Hose ist mir nicht zu
eng, sondern höchstens zu kurz. Ich bin nach deiner Niederlage von heute Morgen
mindestens um drei Zentimeter gewachsen. Und meinen Kopf kann ich auch hier bei
meinen Eltern trainieren!«, vermeldete Klößchen triumphierend. Durchs Telefon
hörte Tim ein leises Rascheln. »Gestern Nacht hat es gebrannt. Im nahen
Industriegebiet, weißt du? Hmmm... Im Warenlager von K. Tex. Steht in
der Zeitung. Verdacht auf Brandstiftung, sagt die Polizei.«
»Nein, tatsächlich?« Durch das Handy konnte Tim zum wiederholten Male das Rascheln von Papier
vernehmen.
»Wenn du willst, lese ich dir
den Zeitungsbericht gerne einmal vor«, ertönte die Stimme von Klößchen, der
genau wusste, dass sein Freund auf jegliche Art von Verbrechensmeldung scharf
war. »Ich mache es mir mal eben auf dem Sofa bequem«, sagte er, um die Spannung
noch ein bisschen in die Länge zu ziehen. Sekunden verstrichen, in denen nichts
geschah.
»Klößchen, du alte Trantüte,
nun mach schon! Lass dich doch nicht so lange bitten. Los — Einzelheiten!«,
befahl der TKKG-Boss mit amüsiertem Unterton, der das Spiel seines
Zimmergenossen gerne mitspielte.
Schmunzelnd fasste Klößchen die
Vorfälle um den Brand des Warenlagers zusammen: »In der Nacht auf gestern
brannte das Lagerhaus von K. Tex am Stadtrand komplett aus. Du weißt
vielleicht, Herr Kraut, der Inhaber der Firma, hat die Halle vor ein paar
Jahren errichtet und bewahrt darin die gesamten Lagerbestände seines
Unternehmens auf. Mein Vater hat mich vorhin mit weiteren Einzelheiten gefüttert.
Er kennt Johannes Kraut vom Golfplatz. Dieser sei ein wahrer Choleriker. Er
gilt als leicht erregbarer, unausgeglichener und
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