Millionencoup im Stadion
Gesicht,
sodass die Narbe auf seiner Wange in die Länge gezogen wurde. »Natürlich kann
ich sie beschreiben, ich hatte sie ja sekundenlang im Strahl meiner Lampe. Sie
trugen hautenge schwarze Oberteile und dunkle Hosen. An den Händen hatten sie
Handschuhe, logisch. Aber die Gesichter konnte ich nicht erkennen. Kann sein,
dass sie so Strumpfmasken wie die Typen bei einem Banküberfall getragen haben.«
Der Rentner kam sich ziemlich wichtig vor. Und in der Tat war seine Aussage ja
auch der einzige greifbare Hinweis, bei dem die Polizei ansetzen konnte.
»Hm.« Der Kommissar kratzte
sich erneut am Kinn. »Die Männer flohen also durch den Innenhof und von dort
aus weiter auf die Straße. Hörten Sie irgendwann ein Auto anspringen oder etwas
Ähnliches?«
»Darauf habe ich nicht
geachtet!«, erklärte Schehowa abweisend. »Ich war, zugegeben, ziemlich
aufgewühlt und erst einmal damit beschäftigt, meinen alten Charly nach Hause zu
bringen.« Herr Schehowa tätschelte Charly den pelzigen Kopf. Dieser honorierte
die Zuwendung mit einem Schwanzwedeln. »Das war für uns eine ziemlich
aufregende Nacht, müssen Sie wissen.«
»Ach!«, brauste Kraut mit
energischer Stimme und einer eindeutigen Handbewegung auf. »Die sind längst über
alle Berge! Wie ich eben schon sagte: Das Einzige, was zu tun bleibt, ist
abzuwarten, ob die Diebe einen Erpressungsversuch starten. Vielleicht machen
sie dabei ja einen Fehler, der sie verrät.«
Der Kommissar war da ganz
anderer Meinung: »Mit Verlaub, lieber Herr Kraut, ich denke, Sie sind da mit
Ihrer Einschätzung der Sachlage etwas voreilig.«
Das Gesicht von Johannes Kraut
nahm binnen Sekunden einen gefährlich roten Farbton an. »Voreilig? Ich ?«
zischte er. »Na, vielleicht wären Sie dann so freundlich, uns zu verraten, wie
der Fall sonst zu klären ist? Vielleicht wissen Sie ja schon, wer den Diebstahl
begangen hat?«
»Nun, ich habe noch keinen
konkreten Verdacht und die Spurensicherung muss erst mal alle am Tatort
gefundenen Hinweise genauestens untersuchen«, beschwichtigte der Kommissar.
»Wir werden jetzt erst einmal auf deren Auswertung warten und sehen dann
weiter.«
3.
Lagebesprechung auf Italienisch
Am Abend war es überraschend
kühl geworden. Der Tag, der in den letzten Stunden so freundlich die ersten
wärmenden Sonnenstrahlen des Jahres gespendet hatte, hatte es sich mit der
Dämmerung wieder anders überlegt.
Tim hatte die TKKG-Bande
zusammengetrommelt. Er war für eine Weile bei den Glockners gewesen und hatte
sich Fakten zum Fall aus erster Hand bei Gabys Vater besorgt. Gaby hatte er
gleich zum verabredeten Treffpunkt mitgenommen. Sie hatte die neue tolle Jacke
angezogen, die sie von ihren Eltern für ihre gute Note in Deutsch geschenkt
bekommen hatte. Das kräftige Türkis in der ansonsten dezent gemusterten Jacke
mit dem kleinen Pelzkragen stand ihr wirklich hervorragend und brachte ihre
blauen Augen noch mehr zum Strahlen. Natürlich war das Tierfell nicht echt. Die
Tiernärrin wäre nie auf die Idee gekommen, sich ein totes Tier um den Hals zu
legen.
Karl, der sich mittags mit
einem Schüler der 7a zur Nachhilfe in Physik verabredet hatte, trudelte gerade
ein. Natürlich war nicht Karl derjenige, der Nachhilfe benötigte. Er gab sie
vielmehr. Und er war gut darin. Schließlich war sein Vater Professor für Mathe
und Physik. Karl gab sein Wissen gerne weiter und besserte so seit einiger Zeit
sein Taschengeld auf.
Klößchen kam direkt von seinen
Eltern zum Treffpunkt geradelt. Er war ziemlich außer Atem und kam ein bisschen
nach der verabredeten Zeit.
Die vier fuhren nun gemeinsam
in Richtung Trattoria Da Enzo. Die Häuser in dieser Gegend waren fast alle
grau, auch die Dächer hatten längst ihre Farbe verloren. Sie kannten das Lokal
noch von einem früheren Fall. In der Zwischenzeit hatte der Besitzer gewechselt
und sie freuten sich auf neue Räumlichkeiten im stilvollen Ambiente sowie auf
eine leckere Mafia-Torte, wie sie Pizza nannten. Dass sie sich im Anschluss
noch auf dem Gelände der K. Tex umsehen wollten, war gemeinsamer
Beschluss. Das abgebrannte Gebäude sollte sich ganz in der Nähe befinden.
Gaby hatte Oskar mitgebracht.
Oskar war ihr schwarz-weißer Cocker-Spaniel und auf einem Auge blind. Gaby
hatte ihn aus dem Tierheim geholt, da er herrenlos gewesen war. Seitdem waren
die beiden unzertrennlich und bis auf wenige Ausnahmen war der kleine fröhliche
Vierbeiner auch immer an Gabys Seite zu finden. Neben ihrem Rad an der Leine
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