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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Federung, während die Räder über die unebene Fahrbahn ruckelten. Die Wolken am Südhimmel wurden dichter.
    »Du wirst mir helfen müssen, die Limonenschößlinge in die Scheune zu schaffen, sobald wir zu Hause sind«, sagte Greg. Er sah zu, wie sich die losen Reben an den Baumwipfeln bewegten. »Ich schaffe es nie, sie noch einzupflanzen, ehe der Sturm ausbricht.«
    »Klar doch. Ich bin mit der Grundierung an allen Fenstern im ersten Stock fast fertig.«
    »Das ist immerhin etwas. Es wird Montag werden, ehe ich mit den Schößlingen fertig bin. Nach diesem Guß ist es für die nächsten paar Tage zu naß, um aufs Feld zu gehen, und zweifellos brauchen wir den ganzen Sonntag, um aufzuräumen.«
    »Mach daraus lieber Dienstag. Am Montag ist schließlich Julias Vorstellungsfeier«, sagte Eleanor. »Das wird dich aufheitern.«
    »O Mist! Das hatte ich vergessen.«
    »Sei nicht so brummig. Tausende von Leuten würden einen Mord begehen, um eine Einladung zu kriegen.«
    »Könnten wir die Feier nicht gewissermaßen auslassen?«
    »Ist okay, was mich angeht, falls du Julia unser Fehlen erklären möchtest«, sagte sie schlau.
    Greg dachte darüber nach. Julia Evans hatte nicht viele echte Freunde. Er war ziemlich froh, daß er dazugehörte, trotz der Nachteile.
    Julia hatte Event Horizon von ihrem Großvater Philip Evans geerbt, ein Unternehmen, noch größer als ein Kombinat, das so ziemlich alles herstellte, von Musikdecks für zu Hause bis zu Mikroschwerkraft-Fabrikmodulen für eine Erdumlaufbahn. Vor zwei Jahren war sie eine sehr einsame Siebzehnjährige gewesen, schrecklich isoliert durch ihren Reichtum und einen drogenabhängigen Vater. Greg hatte sie im Zuge des Sicherheitsfalls sehr gut kennengelernt. Gut genug, damit sie auf seiner Hochzeit die erste Brautjungfer war. Julia war natürlich begeistert gewesen über die Vorstellung, ihre abgehobene Plutokratenexistenz um einen Hauch von Normalität zu bereichern. Daß es ein Fehler gewesen war, sie darum zu bitten, stellte sich erst heraus, als er und Eleanor in die Flitterwochen fuhren.
    Jede sensationslüsterne Klatschsendung auf der Welt hatte die Bilder gesendet. Greg Mandel: ein Mann, der wichtig genug war, um das reichste Mädchen der Welt als Brautjungfer zu haben. Millionäre, von deren Existenz in dieser Anzahl er nichts geahnt hatte, wollten Freundschaft mit den Jungvermählten schließen, ihnen Drinks spendieren, sie zum Essen einladen, ihnen Häuser kaufen, sie als nicht entscheidungsbefugte Direktoren einstellen.
    Julia war eine Zeitlang auch leicht in ihn verknallt gewesen. Einen zähen Exkämpfer von den Citystraßen und Drüsenpsioniker, den klassisch romantischen, geheimnisvollen Fremden. Natürlich zeigte er den Anstand, das zu ignorieren. Eine mordsmäßige Sache, der Anstand.
    Greg ertappte sich bei einem matten Grinsen. »Ich möchte lieber nicht versuchen, es Julia zu erklären.«

 
Kapitel zwei
     
     
    Nicholas Beswick blickte zu seinem gotischen Fenster hinaus und sah zu, wie eine fast massive Front dicker flauschiger Wolken über das abgelegene Tal des Chater glitt. Es war mittlerer Nachmittag, und der Sturm traf mehr oder weniger pünktlich ein. Der warme Regen setzte ein, ein schwerer grauer Nebel, der sich drückend über die alte Abtei legte.
    Das Zimmer lag nach Westen und bot Nicholas guten Ausblick auf den langen, leichten Hang, die grasdominierte Parklandschaft, die dort den Rand des Tales bildete.
    Die Bergkuppe war jedoch nicht mehr zu sehen; tatsächlich fiel es ihm schon schwer, noch die Straße zu erkennen, die hinter der langen U-förmigen Auffahrt den Park vor dem Gebäude durchschnitt. Nebelschwaden kämpften darum, vom Gras aufzusteigen, nur um von der Sintflut aus grauweißem Wasser zerrissen zu werden.
    Heute abend konnten sie also nicht in den Fischseen schwimmen gehen, sah er reumütig ein, und somit ergab sich keine Gelegenheit, Isabel in ihrem Badeanzug zu sehen. Das tägliche Schwimmen war den sechs Studenten zur eisernen Gewohnheit geworden; Launde Abbey verfügte weder über Sportplätze im Freien noch über Spielfelder im Gebäude, also klammerten sich die Bewohner mit grimmiger Hartnäckigkeit an jede Beschäftigung, die sie nur finden konnten.
    Der Mangel an Einrichtungen hatte Nicholas nie etwas ausgemacht. Er wohnte jetzt seit Oktober in der Abtei und konnte immer noch kaum glauben, daß man ihn überhaupt aufgenommen hatte. Launde Abbey galt bei allen Studenten in England, die Physik an einer Universität

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