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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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dergleichen unmöglich. Trotzdem nahm ihn Kitchener nach einem Gespräch von nur zehn Minuten auf, in dessen Verlauf Nicholas jede Antwort auf die Fragen des alten Knaben nur genuschelt hatte.
    »Wir können Sie uns hier vorknöpfen«, sagte Kitchener ironisch und blinzelte. »In Launde erhält man mehr als nur eine Art von Bildung.«
    Nicholas hatte die beunruhigende Ahnung, daß Kitchener die hoffnungslose Isolation gespürt hatte, die ihm, Nicholas, schon so lange anhaftete, wie er zurückdenken konnte.
    Kaum war er auf Launde Abbey eingezogen, war Geld kein Problem mehr. Seine Eltern waren seit jeher stolz auf sein Universitätsstipendium gewesen, hatten aber nie viel dazu beitragen können. Sie waren Kleinbauern und kaum in der Lage, sich und seine Schwester zu ernähren. Nicholas ging einen Monat nach dem Sturz der Sozialistischen Volkspartei nach Cambridge; im Land herrschte überall Aufruhr, und Jobs und Geld waren knapp. Er kämpfte sich durch das erste Jahr, indem er sechs Abende pro Woche als Koch für Krillburger in der Backofenhitze einer beengten McDonald’s-Küche schuftete. Erst auf halbem Weg durch sein zweites Studienjahr stabilisierte sich die Wirtschaft und gab die neokonservative Regierung dem Bildungsressort zum ersten Mal Priorität. Aber nachdem er graduiert und die goldene Einladung erhalten hatte, waren Sponsoren für seinen zweijährigen Aufenthalt lächerlich leicht zu finden. Acht mittelgroße Unternehmen und drei riesige Kombinate unterbreiteten ihm Angebote. Letztlich entschied er sich für das Geld von Randon, einem in Frankreich ansässigen Hersteller von Ware- und Energiesystemen, vor allem, weil es mit der Zusage einer Forschungsstelle danach verbunden war.
    Meistens erhielten die Absolventen von Launde später eine privilegierte Stellung; Kitchener schien wirklich Talent dafür zu haben, echtes Potential zu entdecken: Sie bildeten eines der elitärsten Beziehungsnetze von Ehemaligen in der Welt. All das gehörte zum Lohn dafür, zwei Jahre isoliert mitten im Nirgendwo zu verbringen. Nicholas machte das gar nichts aus. Nach seinem entsetzlichen ersten Jahr in Cambridge fand er, daß er ein gutes Geschäft gemacht hatte.
     
    Das Abendessen auf Launde Abbey fand täglich um Punkt halb acht statt. Jeder nahm daran teil, egal wie sehr er in seine Arbeit vertieft war. Das verlangten Kitcheners Hausregeln. Er hatte nicht viele festgelegt, aber Gott mochte dem Studenten helfen, der auch nur eine davon brach.
    Nicholas duschte noch schnell und zog ein sauberes blaßblaues T-Shirt an, ehe er um Viertel nach sieben sein Zimmer verließ. Draußen war es dunkel, und der Wind rauschte klagend um die Schornsteine.
    Uri Pabari und Liz Foxton kamen gerade aus Uris Zimmer, ein paar Türen hinter dem von Nicholas. Sie unterhielten sich leise und hitzig, als sie auf den Flur heraustraten, waren in eine Art Streit vertieft. Beide machten einen kämpferischen Eindruck, die Mienen hart und unnachgiebig.
    Ein verlegenes Grinsen spielte um Nicholas’ Lippen. Er haßte es, wenn sich in der Abtei Leute zankten; so zusammengepfercht, wie man hier war, schienen alle anderen immer mit hineingezogen zu werden. Es verlief noch doppelt so gräßlich, wenn es sich um persönlichen Streit handelte. Und seine Erfahrung reichte aus, um eine persönliche Auseinandersetzung zwischen Liz und Uri zu erkennen. Es kam nicht oft dazu, aber wenn …
    Die beiden entdeckten ihn, und die gezischten Worte verstummten. Sie zögerten einen Moment, während sie irgendwelche unsichtbaren Verhandlungen führten. Dann legte Uri seiner Mitstudentin den Arm um die Schultern, und sie gingen auf Nicholas zu. Er wartete und bemühte sich, seine Beklommenheit zu verbergen. Beide waren älter als er, Uri vierundzwanzig, Liz zweiundzwanzig, und beide waren sie in ihrem Abschlußjahr auf Launde.
    Von allen Studenten auf Launde fühlte sich Nicholas Liz am stärksten verbunden. Sie reagierte weniger steif auf andere Leute als er, aber sie gehörte zu den stillsten und vermittelte stets den Eindruck nachdenklicher Zurückhaltung. Sie war einen halben Kopf kleiner als er, hatte ein nettes rundes Gesicht, nußbraune Augen und schulterlanges rabenschwarzes Haar. Heute abend trug sie ein schlichtes einteiliges Fuchsienkleid, dessen Rock bis dicht unterhalb ihrer Knie reichte und vom Schnitt her etwas undefinierbar Amerikanisches an sich hatte.
    Im Gegensatz dazu legte Uri ständig eine lässige Art an den Tag. Der ehemalige Israeli hatte eine

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