Mini-Dame mit Maxi-Schnitt
kippte und sie auf dem Fußboden landete. In dem Bestreben,
wieder auf die Füße zu kommen, machte sie ein paar wilde Bewegungen. Man hörte
das Geräusch von reißendem Gewebe, und schließlich löste sich der Silberlamé von ihrem Körper und lag kurz darauf als kleiner
seidiger Haufen um ihre Knöchel. Womit sie nur noch mit einem winzigen
saphirblauen Höschen angetan war. Sie hatte kleine, aber wohlgeformte Brüste,
wie ich anerkennend feststellte.
»Stephanie!« Freidels Stimme
klang empört. »Wie kann man nur so ungeschickt sein !«
»Ich hab’ dich ja gewarnt,
Dion«, gab sie zurück. »Du kannst froh sein, daß ich mir nichts angetan habe .«
»Scher dich raus, ehe ich dir
sonst noch was antue !« Er winkte wild. »Ihr alle —
macht, daß ihr rauskommt !«
Die Dunkelhaarige zuckte
verächtlich die Schultern und trottete auf die Tür zu. Da fühlte ich plötzlich
einen sanften Druck am Ellbogen.
»Auf Wiedersehen, Mr. Boyd«,
flüsterte die Blonde. »Bis später.« Die himmelblauen Augen sahen mich groß und
unschuldig an. »Und wenn Ihnen Stephanie ein bißchen mager vorkam, warten Sie,
bis Sie Gelegenheit haben, sie mit mir zu vergleichen .«
Als sie an mir vorbeiging,
wurde mir bei dem Anblick ihrer Rückfront klar, was sie gemeint hatte. Ihr
wohlgerundetes Hinterteil schwang mit jedem Schritt rhythmisch von der einen
zur anderen Seite. Aber da fühlte ich schon wieder diesen Druck am Ellbogen.
»Ich bin Deborah«, sagte die
Rothaarige kühl. »Und ich habe die beste Figur, Mr. Boyd. Weder zu mager noch
zu fett. Und dazu ein äußerst lebhaftes Temperament.«
»Ich werde mich daran
erinnern«, versprach ich. Durch eine leichte Kopfbewegung verschaffte ich ihr
den Genuß meines linken Profils, das meinen Eltern am besten gelungen war; aber
entgegen meinen Erwartungen schwand sie nicht vor Entzücken dahin.
»Die meisten Männer werden in
meiner Gegenwart etwas nervös«, tröstete sie mich. »Aber machen Sie sich keine
Sorgen — ich habe ein gutes Mittel dagegen .«
Als Deborah den Raum verließ,
zeigte sie ebenfalls eine interessante Rückfront. Mir wurde ganz elend bei dem
Gedanken, wie viele Jahre ich als Privatdetektiv verschwendet hatte, anstatt
Modeschöpfer zu werden und mit lebenden Modellen zu arbeiten.
»Drei Stunden zum Teufel, die
ich an diesem gottverdammten Silberlamé gearbeitet
habe«, sagte Freidel etwas betrübt, als er auf mich zukam. »Wenn ich nur wüßte,
wie man diese Stephanie zum Stillhalten bewegen könnte .«
»Warum besorgen Sie ihr keinen
Keuschheitsgürtel und werfen den Schlüssel weg«, schlug ich vor.
Er entsprach nicht im mindesten meinen Vorstellungen eines Modeschöpfers. Freidel
war Ende Dreißig, groß und schwer, mit der Figur eines Rugby-Profis. Er hatte
dichtes schwarzes Haar und einen üppigen Schnurrbart. Die tiefgesetzten dunklen
Augen hatten einen spöttischen Ausdruck und gaben dem ganzen Gesicht etwas
Satanisches. Ich fragte mich unwillkürlich, wie dieser Mann wohl seine Freizeit
verbrachte, und hatte das dunkle Gefühl, daß es dabei nicht ganz unblutig
zugehen mochte.
»Ich freue mich, daß Sie so
schnell von New York hergekommen sind .« Sein
Handschlag war fest. »Ihr Name ist Danny, nicht wahr? Wir halten hier nicht
viel von Formalitäten .«
»Das glaube ich gern«,
entgegnete ich. »Danny stimmt. Und was für Probleme haben Sie, daß Sie meiner
teuren Dienste so schnell bedurften ?«
»Im Moment bin ich mir nicht
ganz klar, ob es sich wirklich um ein Problem oder nur um einen albernen Scherz
handelt. Aber wie dem auch sei — ich kann mir kein Risiko leisten .« Er warf Eldridge einen bedeutungsvollen Blick zu. »Mußt
du dir nicht mal die Nase pudern gehen oder so ?«
»Bitte, wie du meinst.«
Eldridge sah aus, als ob er am liebsten mit dem Fuß aufgestampft hätte. »Aber
wenn du damit ausdrücken willst, daß du mich zu den Verdächtigen zählst, dann
mußt du von allen guten Geistern verlassen sein. Schmeiß die drei dämlichen
Weibsbilder raus, und alles ist wieder in Butter .«
»Raus !« sagte Freidel kurz.
Mit erhobenem Kopf, wie ein
Märtyrer auf dem Weg zu seinem Exekutionskommando, verließ Eldridge das Zimmer.
»Er hätte genausogut >vier dämliche Weibsbilder< sagen können«, grinste Freidel.
»Wenn Sie weiter so mit ihm
reden, wird er eines Tages das Kostüm nicht länger tragen, das Sie extra für
ihn entworfen haben«, gab ich zu bedenken.
»Ich denke schon die ganze Zeit
darüber nach, daß da noch irgend
Weitere Kostenlose Bücher