Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt
Hauptstadt der Welt. Was für eine große Veränderung nach Ägypten! Alles war hier anders: die Menschen, ihr Verhalten, die Landschaft, der Straßenverkehr, die Taxis, unser Fahrer und unser Reiseführer. Ein wirklicher Kulturschock! Ich war den Mittleren Osten gewohnt. Sechs Wochen lang hatte ich mit Arabern Umgang gehabt. Jetzt war ich in Afrika: neuer Kontinent, neue Kultur, neue Menschen und zweifellos neue Adaptierungen meinerseits!
Vom Flughafen fuhren wir in die Stadt und hielten an einem Lebensmittelgeschäft. Hier bot sich uns die Gelegenheit, das zu kaufen, was wir für die nächsten paar Tage brauchten, weil wir für eine Weile nicht so viele Läden sehen würden! Als wir aus dem Auto stiegen, gewann ich meinen ersten Eindruck von Äthiopien: Ein Dutzend Kinder rannten auf uns zu und begannen zu schreien: “Du, du! Gib mir Stift!” Ich war überrascht, das zu hören! Warum Stifte? Meike, unsere neue Reisebegleiterin, erklärte, dass Kinder es gewohnt waren, Stifte von Missionaren, ausländischen Lehrern oder Touristen zu bekommen. Selbst kleine Kinder, die gerade zu sprechen gelernt hatten, schrien auch diesen Satz.
Wir fuhren dann zum Hauptmarktplatz, dem ‘Mercato’, von den Italienern während ihrer Zeit in Äthiopien benannt. Unsere Reiseführerin riet uns, dort ein paar Decken zu besorgen, weil wir in einigen Tagen über Nacht bei einer ungefähren Höhe von 3.000 m über dem Meeresspiegel im Simiengebirge campen würden, im Norden des Landes, wo es kalt sein würde. Es war nicht der Mittlere Osten!
Hier entstand mein zweiter Eindruck des Landes. Die Atmosphäre war sehr seltsam: Viele Bettler und Menschen ringsherum bedrängten uns auf eine unangenehme Art und Weise, als wären wir ihnen etwas schuldig. Die äthiopischen Händler wollten, dass wir unbedingt das kauften, was sie verkauften, selbst wenn wir es nicht wollten. Es fühlte sich an, als wäre es zwingend vorgeschrieben, dass wir etwas kauften. Wenn wir es nicht taten, schauten sie uns richtig ärgerlich an. Es war so anders als im Mittleren Osten. In den arabischen Souqs drängten uns die Händler, ihre Produkte zu kaufen, aber es war anders. Sie waren freundlicher und gingen positiver mit uns um. Hier hatte ich das Gefühl, dass sie nur unser Geld wollten und das schnell, was es zu einer unangenehmen Situation machte. Ich wollte wirklich nicht hier sein. Alles was ich wollte, war weggehen! Ich hatte sofort einen negativen Eindruck von diesem Land gewonnen. Ich weiß jetzt, dass der ‘Mercato’ nicht die tatsächliche Gastfreundschaft repräsentierte; aber an dem Tag wusste ich es nicht!
Als wir weiter über den Markt schlenderten, bemerkte einer von uns einen Mann, der auf dem Straßenpflaster lag. Ich glaube, er war tot. Er muss schon seit einigen Tagen tot gewesen sein. Niemand um ihn herum schien sich besonders zu interessieren. Sie schienen alle mit ihrer Routine weiterzumachen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also ging ich verwundert weiter.
Das Wetter hier war auch gänzlich anders als der Mittlere Osten. Nachdem ich sechs Wochen in trockener Hitze verbracht hatte, hieß mich Äthiopien mit Regen und Kälte willkommen. Was für eine Überraschung! Meine Vorstellung von Äthiopien war nicht das, was ich vor meinen Augen sah. Ich hatte mir ein dürreres Land vorgestellt. Ich hatte noch immer Bilder von der Hungersnot 1984 - 1985 wegen geringen Regenfalles in manchen Teilen des Landes im Kopf. Das zu sehen, was vor mir war, machte es schwer vorstellbar, wie über eine Millionen Menschen während der Hungersnot gestorben waren. Besonders in dem Wissen, dass in manchen Teilen des Landes das Land so fruchtbar ist, dass es bis zu vier Ernten im Jahr tragen kann! Gemäß der New York Times könnte Äthiopien ‘leicht die Kornkammer für weite Teile Europas werden, wenn seine Landwirtschaft besser organisiert wäre’.
Ich brachte einige interessante Fakten über Äthiopien in Erfahrung: Zum Beispiel, dass es nie über einen längeren Zeitraum kolonisiert war. Es war für sieben Jahre durch die Italiener vor dem Zweiten Weltkrieg kolonisiert, aber nicht länger als das. Daher gibt es sehr wenige sichtbare Spuren europäischen Einflusses in dem Land. Ein sichtbarer, europäischer Einfluss, der mir jedoch in den Sinn kommt, ist, als ich einen schönen Coffeeshop mitten in Addis Abeba betrat und einen hervorragenden Café Macchiato trank. Der war mit Sicherheit italienischen Ursprungs!
Was seine Bevölkerung angeht, so hat
Weitere Kostenlose Bücher