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Mio, mein Mio

Mio, mein Mio

Titel: Mio, mein Mio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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gebaut hatten, und sie fanden alle, es sei eine wunderschöne Hütte. Wir ritten auch auf Miramis, und er sprang über die Rosenhecken. Und dann spielten wir mit meinem Mantel. Nonnos Bruder wollte ihn nicht wiederhaben. »Das Futter jedenfalls gehört dir«, sagte er. Und wir spielten Verstecken mit dem Mantel.
    Ich hängte ihn mir um, mit dem Futter nach außen, und sprang zwischen den Rosenbüschen umher. Ich war unsichtbar und rief:
    »Niemand kann mich fangen! Niemand kann mich
    fangen!«
    Und sie konnten es nicht, wie sie es auch versuchten.
    Als es zu dämmern begann, mußten alle Kinder nach Hause. Ihre Mütter und Väter wollten wohl nicht, daß sie am ersten Abend so lange draußen blieben. Jum-Jum und ich saßen noch eine Weile allein in unserer Hütte. Die 177
    Dämmerung senkte sich über den Rosengarten, und wir spielten auf unseren Flöten. »Wir wollen auf unsere Flöten achtgeben«, sagte Jum-Jum. »Und sollten wir uns einmal verlieren, dann wollen wir die alte Melodie spielen.« In diesem Augenblick kam mein Vater, der König, um mich zu holen. Ich sagte Jum-Jum gute Nacht, und er lief nach Hause. Und ich sagte Miramis gute Nacht, Miramis, der neben der Hütte graste. Dann nahm mein Vater, der König, meine Hand, und wir gingen heimwärts durch den Rosengarten.
    »Mio, mein Mio, ich glaube, du bist größer geworden, während du weg warst«, sagte mein Vater, der König.
    »Ich glaube, wir müssen heute abend ein neues Zeichen an die Küchentür machen.«
    Wir gingen unter den Silberpappeln entlang. Die Dämmerung lag wie ein weißer blauer Nebel über dem ganzen Rosengarten. Die weißen Vögel waren in ihre Nester gekrochen. Aber in der Spitze der höchsten Silberpappel saß Trauervogel. Er allein sang. Ich weiß nicht, wovon er jetzt sang, da alle geraubten Kinder nach Hause gekommen waren. Aber ich glaube, Trauervogel hat wohl immer etwas, wovon er singen kann. Überall 178
    auf den Hügeln zündeten die Hirten ihre Feuer an. Eines nach dem anderen flammte auf und leuchtete durch die Abenddämmerung. Und ich hörte, wie die Hirten draußen spielten. Sie spielten die alte Melodie. Wir gingen und hielten uns an den Händen, mein Vater, der König, und ich. Wir schwenkten freudig die Arme hin und her, und mein Vater, der König, sah zu mir herab und lächelte, und ich sah zu ihm auf und fühlte mich glücklich.
    »Mio, mein Mio«, sagte mein Vater, der König. Weiter nichts.
    »Mio, mein Mio«, sagte mein Vater, der König, als wir durch die Abenddämmerung nach Hause wanderten.
    Dann kam der Abend und dann die Nacht.
    Nun ich bin schon sehr lange hier im Land der Ferne.
    Selten denke ich an die Zeit, da ich noch in der Upplandsgatan wohnte. Nur an Benka denke ich
    manchmal, weil er Jum-Jum so ähnlich ist. Ich hoffe, daß Benka sich nicht allzusehr nach mir sehnt, denn niemand weiß besser als ich, wie schwer es ist, Sehnsucht zu haben. Aber Benka hat ja seinen Vater und seine Mutter, und er hat sicher auch einen neuen besten Freund gefunden, denke ich.
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    Es kommt schon vor, daß ich auch an Tante Edla und Onkel Sixten denke, und ich bin ihnen nicht mehr böse.
    Ich möchte nur wissen, was sie sagten, als ich verschwunden war. Wenn sie überhaupt gemerkt haben, daß ich verschwunden bin. Sie haben sich so wenig um mich gekümmert – vielleicht ist es ihnen gar nicht aufgefallen, daß ich weg bin. Vielleicht glaubt Tante Edla, daß sie mich im Tegnerpark auf einer Bank finden wird, wenn sie nur hinuntergeht und sucht. Vielleicht glaubt sie, daß ich dort auf der Bank unter der Laterne sitze und einen Apfel esse und mit einer leeren Bierflasche oder irgend etwas anderem spiele. Vielleicht glaubt sie, daß ich dort sitze und zu den Häusern hinaufsehe, wo es aus den Fenstern leuchtet, wo Kinder sitzen und mit ihren Müttern und Vätern essen. Vielleicht glaubt Tante Edla das, und dann ist sie sicher böse, weil ich nicht mit der Tüte Zwieback nach Hause komme.
    Aber sie irrt sich, die Tante Edla. Oh, wie sie sich irrt. Es sitzt kein Bosse auf irgendeiner Bank im Tegnerpark.
    Denn er ist im Land der Ferne. Im Land der Ferne ist er, sage ich. Er ist dort, wo die Silberpappeln rauschen, wo die Feuer in der Nacht leuchten und wärmen, wo es Brot 180
    gibt, das Hunger stillt, und wo er seinen Vater, den König, hat, den er sehr liebt und der ihn auch sehr liebt.
    Ja, so ist es. Bo Vilhelm Olsson ist im Land der Ferne, und er hat es gut dort, so gut, bei seinem Vater, dem

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