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Mio, mein Mio

Mio, mein Mio

Titel: Mio, mein Mio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Feind. Sucht, sucht überall.« Jum-Jum und ich preßten uns aneinander. Nun war alles vorbei.
    »Ich werde einmal mit meinem Speer fühlen«, sagte ein Späher. »Wenn der Feind hier ist, spieße ich ihn auf.« So weit wir konnten, waren wir in der Erdhöhle nach hinten gekrochen. Wir sahen einen schwarzen Speer durch die Öffnung gleiten. Der Speer war lang. Die scharfe Spitze näherte sich uns mehr und mehr. Der Späher stach mit dem Speer in der Höhle herum. Aber er traf uns nicht. Er traf die Wände der Erdhöhle zwischen Jum-Jum und mir, uns aber traf er nicht. »Sucht, sucht im ganzen Toten Wald«, sagte draußen der Späher. »Befehl von Ritter Kato, der Feind muß gefangen werden! Hier ist er nicht. Sucht überall!« Und die Späher warfen sich auf ihre schwarzen Pferde und ritten davon. Wir waren gerettet. Die Erdhöhle hatte uns gerettet.
    Warum wohl? Haßte sogar die Erde den Ritter Kato und wollte gern dem helfen, der kam, um gegen ihn zu kämpfen? Vielleicht war früher einmal weiches grünes Gras auf dieser Erde gewachsen, Gras, das feucht war vom Morgentau. Vielleicht hatte Ritter Katos Bosheit das Gras zerfressen und getötet. Ich glaube nicht, daß die Erde dem verzeihen kann, der das weiche grüne Gras getötet hat, das dort einmal lebte. Sicher schützte deshalb die Erde den, der kam, um gegen Ritter Kato zu kämpfen.
    »Danke, du gute Erde«, sagte ich, als wir gingen. Aber die Erde antwortete nicht. Stumm lag sie da, und die Erdhöhle war verschwunden. Wir gingen und gingen, und dann war der Tote Wald zu Ende. Berge und Felsen erhoben sich vor uns. Als ich sie sah, war ich verzweifelt: Es waren die Felsen um den Toten See, zu denen wir zurückgekommen waren. Wir waren beide ganz verzweifelt, Jum-Jum und ich. Alles war nutzlos gewesen. Nie würden wir den Schwertschmied finden. Eine ganze Nacht waren wir durch den Toten Wald gegangen und standen nun genau wieder an der Stelle, von der wir ausgegangen waren. Dort war Enos Hütte, so klein und elend und grau. Sie lehnte sich gegen einen hohen, kohlschwarzen Felsen. »Das hier ist sicher der schwärzeste Berg der Welt«, sagte Jum-Jum.
    Der schwärzeste Berg! Ja, dort sollte doch die Höhle des Schwertschmiedes sein! Die tiefste Höhle im schwärzesten Berg, so hatte Eno gesagt. »O Jum-Jum«, begann ich. »Du sollst sehen …« Aber dann verstummte ich. Denn jetzt stürmte aus dem Toten Wald eine lange, lange Reihe schwarzer Späher heraus. Einige liefen zu Fuß, die anderen jagten auf schwarzen Pferden heran. Alle kamen auf uns zu. Sie hatten uns gesehen, und mit ihren unheimlichen, heiseren Stimmen schrien sie laut: »Der Feind ist mitten unter uns! Dort ist er! Fangt ihn! Fangt ihn! Befehl von Ritter Kato, der Feind muß gefangen werden!«
    Da standen wir, Jum-Jum und ich, den Rücken gegen die Bergwand gepreßt, und die Späher kamen näher und näher. Alles war vorbei. Niemals würde ich gegen Ritter Kato kämpfen dürfen. Ich war verzweifelt, ich wollte mich auf die Erde legen und weinen. Aber dann dachte ich, daß ich wohl noch früh genug weinen könnte. Schon in der nächsten Nacht würde Eno über dem See einen neuen Vogel hören, einen Vogel, der lauter und trauriger als alle anderen klagte. Und Eno würde an seinem Fenster stehen und vor sich hin murmeln: »Dort draußen fliegt Prinz Mio.«

Die tiefste Höhle im schwärzesten Berg
    Auf einmal tat sich die Bergwand auf, gegen die wir uns preßten. Und bevor ich wußte, wie es geschah, standen Jum-Jum und ich drinnen im Berg, zitternd wie zwei Schafkinder, wenn der Wolf kommt. Wir brauchten nicht länger ängstlich zu sein – wir waren innen im Berg und die Späher draußen. Die Felswand hatte sich geschlossen, und es gab keine Öffnung mehr. Hier konnten sie uns niemals erreichen. Dennoch hörten wir, wie sie draußen rasten. »Sucht, sucht überall!« brüllten sie. »Der Feind ist mitten unter uns, jetzt aber ist er verschwunden. Sucht, sucht überall!«
    »Ja, sucht nur!« sagte ich. »Hier findet ihr uns niemals.« Wie waren wir froh, Jum-Jum und ich, und wir lachten laut drinnen im Berg. Aber da fiel mir Miramis ein, und ich lachte nicht mehr.
    Dann sahen wir uns um. Wir waren in einer großen Höhle. Es war dunkel, wenn auch nicht völlig finster. Ein schwaches Licht leuchtete, aber man sah nicht, woher es kam. Aus der Höhle, in der wir standen, führten viele dunkle Gänge weiter in den Berg hinein.
    In der tiefsten Höhle im schwärzesten Berg wohnt der Schwertschmied, hatte

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