Mir verspricht dein Name Liebe
einigermaßen trainieren konnte, mit einer neuen Methode!“, erklärte Raban seiner Cousine.
„Selbst wenn er gewinnt, ein zweiter Platz ist doch auch toll. Du hast außerdem schon viel zu viele Pokale! Wir haben keinen Platz mehr auf den Regalen!“
Isolde lachte dem jungen Mann an ihrer Seite aufmunternd zu. Dieser schloss die Augen und fing an zu dösen. So machte er es immer vor den Rennen, sobald er im Auto saß. Das war seine Art, mit dem Lampenfieber umzugehen.
Die junge Frau konzentrierte sich aufs Autofahren. Blühende, riesige Kastanien säumten den langen Weg, der zum großen, eisernen Tor am Beginn des riesigen Parks führte. Links und rechts standen zwei Marmorfiguren, die Athene, die griechische Göttin der Weisheit, und Apoll, den Gott der Künste, darstellten. Isolde fand sie hier völlig deplatziert, aber ihr Vater hatte sie immer voller Stolz betrachtet.
Isolde blinkte nach rechts und fuhr Richtung Autobahn. Das Dorf Barlinghausen mit dem mittelalterlichen Kirchturm ließen sie links liegen. Sie rollten an üppigen Wiesen und Weiden vorbei und an großen Pferdekoppeln, auf denen ihre Pferde grasten.
Da war auch Elise. Der gute Hans führte sie gerade auf die Weide. Isolde hupte kurz und das Pferd hob wie wissend den Kopf. Was für eine schöne und intelligente Stute! Seit zwei Jahren war sie schon bei ihnen, und sie und Isolde waren ein Herz und eine Seele geworden. Ein wundervoller, sensibler und intelligenter Brauner war ihre Elise.
Aber auch die anderen Pferde waren wunderbare Tiere. Die Zucht dieser Holsteiner hatte zwar keinen so durchschlagenden Erfolg, wie sie es erhofft hatten, aber sie konnten davon leben.
Und jetzt hatten sie auch mit Haflingern angefangen, weil das Gut demnächst Ferien auf dem Reiterhof anbieten würde. Herr Wedemann, der Verwalter wusste offensichtlich, was der Markt hergab. Es war sicher auch sein Verdienst, dass die Zucht der Warmblüter bisher einigermaßen erfolgreich gewesen war, ihre Mutter hätte es nach Vaters Tod sicher nicht allein geschafft.
Isolde war dem Leben dankbar dafür, dass sie hier leben konnte. Wie sie doch ihre Heimat liebte, diese schöne Heidelandschaft, die jedes Jahr im August zu einem lila Traum wurde!
Und sie war stolz auf das große, prachtvolle Haus, in dem sie mit ihrer Mutter und Raban wohnte. Im Rückspiegel sah sie in der Ferne noch das schöne, weiße Schlösschen, in dem nun schon seit vielen Generationen die Barone von Barlinghausen mit ihren Familien lebten.
Leider waren nicht mehr viele übrig geblieben von ihnen. Isolde war das einzige Kind ihrer Eltern. Ihr Vater hatte seine drei Geschwister schon im Kindesalter verloren. Und in den letzten Jahren waren viele von den entfernteren Cousins und Cousinen verstorben, so dass es jetzt Isoldes Aufgabe war, die Geschlechterlinie nicht abreißen zu lassen.
Isoldes leicht melancholische Stimmung wich von ihr, als im Westen die sanften Hügel der Harburger Berge auftauchen sah. Wie wunderschön! Ja, diese Gegend im Süden von Hamburg war wirklich malerisch. Schade, dass sie selbst nicht malen konnte.
Jetzt war es nicht mehr weit bis nach Buchholz, wo heute, wie jedes Jahr am Himmelfahrtstag, der Große Preis stattfand, den Raban in der Klasse U17 gewinnen wollte.
Kapitel 2
Raban lotste seine Cousine durch kleine Seitenstraßen, wo sie einen geräumigen Parkplatz für den großen Jeep fanden. Isolde stellte gerade den Motor aus, da war ihr aufgeregter Cousin schon draußen und nahm sein blitzblankes Rennrad heraus. „Ich hole mir gleich die Startnummer und fahre mich warm. Bis gleich!“ Noch bevor sie antworten konnte, war er in der Menge verschwunden.
Was sollte sie jetzt tun? Sie hatte noch fast eine Stunde Zeit bis zu Rabans Rennen. Da sie innerlich sehr unruhig wegen ihrer kranken Mutter war, nahm sie ihr Handy und rief zu Hause an.
Frau Wedemann beruhigte sie. Ihrer Mutter gehe es schon besser und sie schliefe jetzt tief und fest. Gut, sagte sich Isolde, dann würde sie sich jetzt eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen holen. Sie hatte ja nicht richtig frühstücken können.
Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge. Aus einem Lautsprecher ertönte laute Schlagermusik, wenn der Sprecher nicht gerade etwas zum Rennverlauf und den einzelnen Fahrern erzählte. Isolde langweilte das alles. Das war so technisch. Sie liebte alles, was lebte, ihre Pferde zum Beispiel! Diese Tiere sprachen wenigstens mit ihr durch ihre Bewegungen und ihre
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