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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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»Und für das, was ich dir zu sagen habe, ist es besser, ungestört zu sein.«
    »Wenn Sie meinen«, sagte Miranda etwas gelangweilt und betrachtete eine verzwirbelte Haarsträhne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte.
    »Ich hoffe, du hast keinem von unserem Treffen erzählt«, sagte die Frau, während sie Miranda nicht aus den Augen ließ.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf und lächelte schief. »Warum sollte ich denn davon erzählen?« Die Frau atmete tief durch. »Nun gut. Versprich mir, dass du unser Treffen auch in Zukunft für dich behalten wirst!«
    Miranda räkelte sich auf ihrem Sitz. »Klar, ich verspreche es!« Sie verdrehte die Augen. »Klingt ja alles wahnsinnig feierlich und geheimnisvoll!«
    Dann sah sie gelangweilt aus dem Fenster. Draußen flog die Landschaft vorbei. Es gab Schrebergärten und Industrieanlagen, dazwischen immer wieder grüne Wiesen und Wäldchen. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen und zwischen den dunklen Wolken leuchtete ein milchiger Himmel hervor.
    »Ich weiß, dass du die Spruchbewahrerin bist«, sagte die Frau unvermittelt.
    »Deshalb wollten Sie mich also sprechen«, murmelte Miranda.
    »Weshalb denn sonst?«, sagte die Frau und betrachtete Miranda abschätzig. Dann setzte sie sich sehr gerade hin und holte tief Luft. »Nun, ich weiß auch, dass das Buch bald wieder auftauchen wird.« Bei diesem Satz veränderte sich Mirandas Gesichtsausdruck. Sie zuckte zusammen, und die schläfrige Lässigkeit, die sie zuvor umgab, war mit einem Mal verschwunden. »Das Buch soll bald wieder auftauchen?«, wiederholte Miranda leise. Sie vermied es, der Frau ins Gesicht zu blicken.
    »Ja. Ich kenne den Ort. Und den Zeitpunkt. Ich dachte, das könnte dich vielleicht interessieren.« Die Frau lehnte sich zurück und es entstand eine lange Pause. Miranda wippte mit ihrem Fuß hin und her. Felder mit Krähen zogen hinter der Scheibe vorbei. In das Glas war ein Graffiti eingeritzt, kunstvolle Buchstaben, die Miranda nicht entziffern konnte.
    »Und warum verraten Sie mir das?« Sie sah die Frau misstrauisch an. Die lächelte. »Ich habe meine Gründe«, antwortete sie knapp. »Aber es geht hier nicht um mich.« Sie holte eine kleine braune Schriftrolle aus ihrer Kostümjacke und hielt sie Miranda hin. »Hier drin steht alles, was du wissen musst.«
    Die Frau musterte Miranda eine kurze Weile. »Wenn du das Buch findest, bist du eine kleine Heldin. Deine Leute werden dich anerkennen und bewundern«, sagte sie leise. Miranda blitzte sie zornig an. »Das geht Sie gar nichts an.« Die Frau betrachtete sie spöttisch. »Nun gut. Wenn du nicht willst, nehme ich die Rolle wieder mit!«
    »Nein!«, rief Miranda schnell. »Ich dachte nur ...« Sie zögerte einen Augenblick. »Ich dachte nur, Sie gehören nicht zu uns.«
    Die Frau lachte kurz auf. »Zu euch? Natürlich nicht!« Sie beugte sich nach vorne und sah Miranda in die Augen. »Und glaube mir, ich bin sehr froh, nicht zu euch zu gehören. Du und deine Freunde, ihr habt schon genug Unheil angerichtet. Statt euch endlich auf unsere Seite zu schlagen, dämmert ihr in Unwissenheit und Armut dahin. Und wofür?«
    Miranda funkelte die Frau wütend an.
    »Allein, dich zur Spruchbewahrerin zu machen«, fuhr diese ungerührt fort, »finde ich gelinde gesagt …«, und wieder musterte sie Miranda von oben bis unten, »ziemlich seltsam.«
    Sie seufzte. »Aber bei euch gab es schon immer die seltsamsten Gestalten.«
    Da baute sich Miranda vor der Frau auf und stemmte ihre zerkratzten Arme in die knochigen Hüften. »Dafür gibt es bei uns wenigstens keine Verräter.«
    Die Frau blickte Miranda kurz kalt an und Häme schlich sich in ihren Blick. »Das glaubst auch nur du, mein Kind.«
    Dann schob sie die Abteiltür zurück und schnippte mit ihren langen dürren Fingern. Die Bremsen quietschten und der Zug hielt ruckartig an. Miranda musste sich festhalten, damit sie nicht nach vorne kippte. Die Frau drückte ihr die Rolle in die Hand. »Lies das und lerne es auswendig!«, befahl sie. Dann stöckelte sie über den Gang, öffnete die Zugtür und schritt seelenruhig nach draußen. Miranda lief ihr hinterher, blieb in der offenen Zugtür stehen und sah noch, wie die Frau mit ihren hohen Schuhen durch das verwilderte Gras lief. Nach ein paar Metern blieb sie stehen und drehte sich zu Miranda um. »Beeil dich! Du hast nur eine halbe Stunde Zeit, um dir die Papierrolle anzusehen«, rief sie, dann war sie plötzlich verschwunden. Statt ihrer saß ein großes

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