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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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nächsten Tag davon zu überzeugen, dass sie allein die Burg besichtigen wollte. Mira spürte deutlich, dass ihre Tante ganz froh war, endlich einmal für sich zu sein. So machte sie sich am Nachmittag auf den Weg, nicht ohne versprochen zu haben, pünktlich um halb sechs Uhr wieder zum Abendessen zurück zu sein.
    Als sie das Wohngebiet durchquerte, in dem Tante Lisbeths Haus stand, fragte sich Mira, ob sie sich hier jemals alleine zurechtfinden würde. Überall standen die gleichen kleinen Häuser in Reih und Glied, umrahmt von immer demselben Garten. Abgewechselt wurde das Ganze durch eine Reihe von grünen und blauen Garagenhäuschen, die ebenfalls wie die Soldaten nebeneinanderstanden. Nach einer Weile wurden die Straßen größer, und Mira kam durch einen schmalen geschwungenen Torbogen in die Altstadt, in der es schon viel interessanter aussah. Eine breite kopfsteingepflasterte Einkaufsstraße führte zur Burg hoch. Die breite Straße säumten viele bunte Läden mit Gemüse und Obst, Papierwaren, Blumen und allerlei schönem Krimskrams und luden zum Verweilen ein, was Mira sonst so gerne tat. Doch heute hatte sie keine Zeit dafür, sondern sie versuchte so schnell wie möglich zur Burg zu kommen.
    Bald fiel der Schatten zweier hoher Türme auf Mira, und ehe sie sich versah stand sie vor einem großen, alten Gittertor, das zum Innenhof der Burg führte. Das Tor war verschlossen. Burgführungen von 12:00-16:00 Uhr, Eintritt 3 Euro, Kinder und Jugendliche 1,50 Euro, stand mit wackliger Schrift auf einem Pappschild, das etwas schief am Gitter befestigt war. Mira blickte durch die Eisenstäbe. Der Hof wirkte verlassen. Links stand ein Kassenhäuschen und in der Mitte führte eine große alte Holztür in den Innenraum der Burg. Mira hielt den Atem an. Hier war das Wappen! Die Krähe blickte nach links oben und hatte einen ihrer schwarzen Flügel gespreizt, der silberne Drache sah nach rechts, stieß einen Schwall roten Feuers aus und hatte eine Pfote mit drei langen, spitzen Krallen erhoben. »Der Drache«, überlegte Mira, »sah eigentlich weniger gefährlich als irgendwie − eitel aus.«
    Plötzlich ging an einem kleinen Seiteneingang zum rechten Turm eine Tür auf. Ein älterer Mann mit Brille, einem alten grauen Mantel und einer Schiebermütze schlurfte heraus, zog einen großen Schlüsselbund und beeilte sich, das Kassenhäuschen abzusperren. Mira erkannte ihn gleich. Es war der Mann, dessen Foto sie in der Zeitung gesehen hatte.
    »Hallo, Herr Sperling!«, rief sie und winkte aufgeregt hinter dem Gitter. Herr Sperling wandte sich verwundert um, bemerkte Mira kurz darauf und kam dann langsam auf sie zu. »Wolltest du etwa noch die Burg anschauen?«, fragte er Mira. Sie nickte zaghaft. Herr Sperling zuckte mit den Achseln »Ich bin gerade am Schließen.« Mira holte tief Luft. »Ich habe in der Zeitung gelesen, dass sie so tolle Burgführungen machen.« Da musste Herr Sperling lächeln. Er sah sich Mira an, deren Miene zwischen Enttäuschung und Erwartung wechselte. »Tja«, sagte er und kratzte sich unter seiner Mütze nachdenklich an der Stirn. »Die Burg habe ich nun schon abgesperrt.« Er überlegte. »Ich muss allerdings noch in die Bibliothek«, erklärte er schließlich.
    »Was ist das für eine Bibliothek?«, fragte Mira neugierig.
    Herr Sperling wippte stolz mit den Fußballen auf und ab.
    »Hier im rechten Turm gibt es eine Bibliothek. Ich kümmere mich persönlich um sie. Du findest dort noch Bücher aus der Zeit vor der Erfindung des Buchdrucks. Handschriftlich abgefasste Bibeln, Schriftwerke über mittelalterliche Medizin und noch viel mehr Schätze.«
    »Ich liebe Bücher«, entfuhr es Mira. Herr Sperling blickte Mira lange an, dann seufzte er. »Also gut, dann komm mit!«, sagte er und sperrte ihr das schwere Gittertor auf.
    Wenig später befanden sie sich auf einer schmalen, dunklen Wendeltreppe im Inneren des Turms.
    Nach einer Weile − Herr Sperling schnaufte schon ziemlich vom Treppensteigen − kamen sie in ein rundes, helles Turmzimmer. Es roch nach Leder und altem Papier und war vollgestellt mit schweren, dunklen Holzregalen, die bis unter die Decke ragten. Mira sperrte den Mund auf. Wie viele alte Bücher es hier gab!
    »Du darfst sie nicht anfassen!«, warnte Herr Sperling, »alte Bücher sind sehr empfindlich!« »Schade«, seufzte Mira. »Ich hätte mir gerne eins ausgeliehen.«
    »Das geht leider nicht.« Der Mann lächelte. Mira erzählte ihm, dass sie Gullivers Reisen im Zug

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