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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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gewöhnlichen…«
    »Du redest wie seinerzeit Dormund, und der spricht jetzt auch wie ein Freund zu mir – fast jedenfalls.«
    »Dormund ist auch der größte Waffenschmied von Mirad. Aber ich bin nur ein Hasenfuß. Ein Nichts.«
    Ergil erhob sich aus dem Thron, stellte sich vor Popi hin, legte seine Hände auf dessen Schultern und blickte ihm ernst in die Augen. »So etwas will ich nie wieder hören, verstehst du? Niemand ist ein Nichts, auch du nicht. Jeder hat eine besondere Gabe – er muss sie nur entdecken und mit Umsicht gebrauchen. Und jeder hat seine Bestimmung – er muss sie nur annehmen und ihr in Weisheit folgen. Manche suchen ein Leben lang danach, aber ich bin mir sicher, du wirst nicht so lange brauchen.«
    Popi sah den König aus seinen großen blauen Augen an. »Denkt Ihr das wirklich, Majestät?«
    »Ja. Aber jetzt ist Schluss mit dem ehrfurchtsvollen Gehabe.«
    »Ist das auch die Meinung Eures Bruders?«
    »Wenn der Respekt nur am Titel haftet, dann ist er nichts wert. Twikus denkt da ganz ähnlich wie ich.«
    »Ihr seid…«
    »Du bist«, fiel Ergil dem Rekruten abermals ins Wort.
    Popi befeuchtete umständlich seine Lippen, holte ungefähr so tief Luft, als müsse er ein Gespann samt Ochsen in die Höhe stemmen, verharrte einen Moment mit geblähter Brust und sagte dann: »Du bist sehr gütig…« Den Namen des Angesprochenen brachte er nicht mehr heraus.
    »Ergil«, half ebender nach.
    Popi klappte den Mund zu, dankbar, um das Wort herumgekommen zu sein.
    »Wikanders Rekrutenfänger haben dich gegen deinen Willen vom Hof deines Vaters hierher verschleppt«, wechselte der König überraschend das Thema. »Willst du nach Elderland zurück, auf den Goldanger-Hof deiner Familie, oder möchtest du mein Schildknappe werden?«
    Der junge Soldat hatte den ersten Schrecken noch nicht völlig überwunden, als ihn schon wieder das Entsetzen packte. »Ich soll…?« Seine Stimme versagte.
    »… mein Schildknappe werden«, half Ergil aus.
    »Ich bin weder von edler Herkunft noch bin ich stark.«
    »Aber schwindelfrei. Außerdem kann ich Himmelsfeuer ganz gut selber tragen und Twikus wird sich an seinem Bogen und den Pfeilen auch keinen Bruch heben.«
    »Aber wie könnte ein Hasenfuß, der schon bei der geringsten Gefahr das große Zittern bekommt, euch je nützen, Majestät?«
    »Indem er uns beim Namen nennt.«
    »Entschuldige… Ergil.«
    »Schon besser.« Der König lächelte anerkennend. »Und indem du mein Freund wirst.«
    Popis Kiefer klappten auseinander. Er starrte sein Gegenüber so lange mit offenem Mund an, bis Ergil sich bemüßigt sah einzugreifen.
    »Was sagst du dazu?«
    »Ich… bin… überwältigt.«
    »Weil du endlich nach Hause gehen darfst?«
    »Nein«, antwortete der neue Schildknappe. »Weil ich für würdig erachtet werde, den Königen von Soodland zu dienen. Ich könnte mir keine größere Ehre vorstellen. Seit ich… deinem Bruder und dir zum ersten Mal begegnet bin, bewundere ich euch. Ich möchte auch einmal so klug werden wie Ergil und so wagemutig wie Twikus. Ihr seid für mich Helden…«
    »Jetzt ist es aber genug«, wiegelte Ergil ab. »Wir haben nur in einer besonderen Lage das getan, was wir für richtig hielten. Du siehst ja, was heute von dieser Heldentat noch übrig ist. Sie hat meinem Bruder und mir nicht viel…«
    Ergil verstummte jäh, weil er an seiner Hüfte ein Zittern verspürte, das sich rasch um seinen ganzen Leib ausbreitete. Erschrocken blickte er nach unten.
    »Was ist?«, fragte Popi.
    »Ich habe keine Ahnung. Aber es fühlt sich an, als hätte sich ein Schwarm Fische in meinen Mantel verirrt.« Nisrah!, rief er in Gedanken nach dem im Mantel verborgenen Weberknecht.
    Hier bin ich, mein lieber Gespinstling, antwortete der überschwänglich.
    Kannst du dir erklären, was da vor sich geht?
    Ich würde sagen, dein gläsernes Schwert regt sich über irgendetwas auf.
    Ergil riss den vorne offenen Umhang auseinander und sah an sich herab. Weil seine dicke Steppjacke ihm wie ein feister Wanst den Blick verstellte, musste er sie erst zusammendrücken, um das darunter baumelnde silberne Griffstück in Augenschein zu nehmen. Es zitterte so heftig, dass sich in diesem Moment der Mechanismus löste, der die stilisierten Blütenblätter des Handschutzes aufklappen ließ. Der König fing das hin- und herzappelnde Heft ein, löste die umeinander verschlungenen Enden des Schwertes und ließ Zijjajim sich in grünem Glänze strecken.
    Ein schauriger Laut hallte durch

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