Mirad 02 - Der König im König
musste innehalten, weil sein Herz sich zu einem harten Knoten zusammenzog, aber dann lächelte er abermals, auch wenn es ein trauriges Lächeln war. »Mach nur weiter so, Popi. Dann wirst du eines Tages noch der Waffenmeister von Soodland werden.«
»So weit wage ich noch gar nicht in die Zukunft zu denken.«
Ergil klopfte seinem Freund auf die Schulter und sagte aufgeräumt: »Niemand kann uns unseren Sieg mehr streitig machen. Vielleicht kehrt jetzt, nachdem der Herr in den Eisigen Höhen vertrieben ist, sogar das Licht und die Wärme ins Herzland zurück. Die Männer sollen sich nur freuen, du eingeschlossen, Popi. Morgen ist immer noch Zeit, sich über Kaguan und das schwarze Schwert den Kopf zu zerbrechen.«
Und so war es. Die Männer feierten den jungen Ritter und ihren Sieg, auch wenn ihre Fröhlichkeit etwas verhalten war. Der Verlust von Twikus und Falgon wog zwar schwer, aber es gab endlich wieder Grund zur Hoffnung. Nicht nur die Schreckensherrschaft von Wikander würde bald vergessen sein, sondern auch die Bedrohung durch Magos. Viele Krieger, die in einem anderen Leben Bauern, Handwerker oder Fischer waren, wagten nach langer Zeit endlich wieder nach vorne zu blicken. Bald würden sie bei ihren Familien sein und ein normales Leben aufnehmen können.
Während die Soldaten lachten und sangen, schmiedeten zwei, die sonst mit Feuer und Eisen arbeiteten, ebenfalls an ihren Zukunftsplänen.
»Ich war einst ein Schüler deines Oheims Ulam«, erklärte Dormund in feierlichem Ton, obwohl er seinem Gegenüber damit nichts Neues verriet. »Ich würde gerne in die Bresche springen, die der Tod deines Vaters gerissen hat. Was hältst du davon, zu mir nach Bjondal zu kommen und dich von mir zum Meister ausbilden zu lassen?«
Tiko brauchte nicht lange, um über seine Antwort nachzudenken. »Ich würde es als große Ehre ansehen, beim besten Waffenschmied von ganz Mirad zu lernen. Meinst du denn, du kannst es noch eine Weile mit mir aushalten?«
»Da sei nur unbesorgt. Ich habe keinen Sohn und du keinen Vater mehr. Vielleicht können wir füreinander ja so etwas Ähnliches werden.«
Tikos Augen glänzten wässrig. Unter susanischen Männern galt es als Schwäche, in solchen Momenten zu weinen. Deshalb lächelte er nur dankbar und antwortete: »Du bist sehr freundlich zu mir, Dormund.«
Der lachte, verzog unter Schmerzen das geschwollene Gesicht und sagte nichtsdestotrotz fröhlich: »Das ist wohl das Mindeste. Für deine Familie soll ja, wie ich hörte, ebenfalls gesorgt sein.«
Tiko nickte. »Mazar Oramas wird sich um sie kümmern.«
»Dann nutze die Zeit, wie ich es in jungen Jahren getan habe. Ich werde dich zu einem der größten Meister unseres Handwerks machen. Und wenn du eines Tages nach Silmao heimkehrst, dann wirst du durch deine Kunst die Schmiede der Bartarin mit neuem Glanz schmücken.«
Tiefer im Wald sprachen auf einer kleinen Lichtung zwei andere miteinander. Die Sonne warf Lichtspeere durch die Wipfel der Bäume. Um die beiden herum summten Insekten. Das Bild glich einem Gemälde, das Múria einst in ihrem Seeigelhaus an die Wand gemalt hatte.
»Ich musste fast zweihundert Jahre in einem Dom aus Eis stellen und konnte mich nicht rühren«, sagte Jazzar-fajim. »In der bittersten Kälte habe ich immer nur an dich gedacht, Inimai, und in mir brannte ein Feuer, gegen das Magos mit all seiner Bosheit nicht ankam.«
Múria musterte lange das ernste Gesicht des Sirilos, dem sie einst zur Ehe versprochen war, und antwortete schließlich: »Auch meine Liebe zu dir ist nie erloschen, Jazzar. Trotzdem hatte ich eine neue, eine andere Liebe gefunden. Ich war bereit gewesen, mit Falgon die wenigen Jahre zu teilen, die einem sterblichen Menschen seines Alters noch gegeben sind.«
»Das verstehe ich. Du musstest denken, ich sei tot. Ja, ich habe sogar gewünscht, dass du ein anderes Glück finden wirst. Deshalb schmerzt es mich auch, dich in deiner Trauer zu sehen. Falgon muss, nach allem, was ich über ihn gehört habe, ein unvergleichlich tapferer und edelmütiger Mann gewesen sein. Ich würde dich so gerne trösten, Inimai, nur um dich eines Tages wieder lachen zu sehen. Wirst du mir wenigstens diesen Freundschaftsdienst gestatten?«
Die Blicke der beiden ruhten eine kleine Ewigkeit ineinander. Zuletzt war es Múria, die ihre Augen wie ein scheues Mädchen niederschlug und nach der Hand des Sirilos griff. Ihre Antwort kam leise.
»Ja, Jazzar. Ich erlaube es. Und ich danke dir für deine
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