Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
hinunter, in der das Nachtlicht schaurig durch den schwarzen Rauch schimmerte. Im Nu hatten Mirandas entsetzte Schreie zahlreiche Dienstboten aus den Betten gerissen, die, zum Teil nur in ihrer Nachtwäsche, zu Hilfe eilten. Ziellos rannten sie herum, bis Mr Pendle die Sache in die Hände nahm. Die Tatsache, dass er eine lächerliche Nachtmütze trug, deren Zipfel ihm über das linke Auge hing, sowie hellgrüne Pantoffeln, schien seiner Autorität nicht den geringsten Abbruch zu tun.
Miranda hatte gedacht, das Feuer sei schon zu groß, um noch gelöscht werden zu können. Pendle hatte den Brand jedoch rasch unter Kontrolle. Ruhig erteilte er den die Flammen erstickenden und das Bettzeug durchnässenden Dienstboten Befehle.
Nachdem die Flammen zu seiner Zufriedenheit gelöscht worden waren, wurde ein Bediensteter als Brandwache aufgestellt. Der Raum war rauchgeschwärzt und stank entsetzlich. Abgesehen davon, dass die Flammen die Bettvorhänge und das Bettzeug vernichtet hatten, war kein größerer Schaden entstanden.
Die Sache hätte sehr viel schlimmer ausgehen können.
Wäre Miranda nicht wach geworden und hätte den Rauch nicht gerochen, hätte das Feuer sich schneller ausgebreitet, und dann wäre das ganze Haus in Brand geraten, ehe jemand aufmerksam geworden wäre. Wahrscheinlich wäre es nicht gerettet worden. Und nicht nur das Haus. Auch Miranda und vielleicht einige der Dienstboten hätten das Leben verloren.
Oh ja, alles hätte sehr viel schlimmer ausgehen können. Sie war dankbar. Sie war von Herzen froh. Und dennoch hatte sie jetzt eine zusätzliche Bürde auf ihren ohnehin schon stark belasteten Schultern zu tragen.
Wäre sie nicht so wütend gewesen, hätte sie vielleicht kapituliert.
“Wie kann das Feuer entstanden sein?”, fragte sie mehr sich selbst als den Butler und bemühte sich, seine komische Nachtmütze nicht anzustarren.
“Funkenflug, Madam”, antwortete er prompt. “Ich werde das Personal befragen. Es muss eine einfache Erklärung geben.”
Das glaubte Miranda jedoch nicht. Außerdem gewann sie durch seine Reserviertheit den Eindruck, dass er ihr etwas vorenthielt. Sie bedachte ihn mit einem harten Blick. “Sie glauben, jemand hat absichtlich das Feuer gelegt, nicht wahr?”
“Das kann ich nicht sagen, Madam.”
“Können Sie das nicht, oder wollen Sie es nicht? Wenn Sie mir aus der irrigen Annahme, dass ich eine hilflose Frau bin, etwas vorenthalten, Pendle, werde ich Ihnen das nie … nie verzeihen.”
Er wurde blass, sah Miranda jedoch weiterhin unbeirrt an. “Ich habe Sie nie für eine hilflose Frau gehalten, Madam, und tue das auch jetzt nicht.”
Der Rauchgestank war stark. Die Räume mussten gründlich gelüftet werden. Alles in allem genommen hatte man jedoch großes Glück gehabt. Miranda bedankte sich bei den Dienstboten und schickte sie ins Bett. Dann zog sie sich in ein Gästezimmer zurück. Sie konnte jedoch nicht schlafen. Das Bett war zwar recht bequem, die Bettwäsche frisch und duftend, der Raum sauber und gemütlich. Doch da waren die vielen Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen.
Sie fragte sich, wer das Verbrechen verübt haben mochte, und weshalb Mr Pendle ihr nicht sagen wollte, wen er verdächtigte. Vielleicht war der Eindringling jemand, den der Butler schützen wollte.
Ein Bild kam ihr in den Sinn, das sie jedoch sofort verdrängte. Leo würde sich nie so tief erniedrigen und ihr Haus anzünden. Er war ein Gentleman. Auch wenn er gelegentlich in Bezug auf sie den Verstand verlor, hieß das noch lange nicht, dass er zum Brandstifter wurde. Nein, der Eindringling musste jemand sein, der einen Groll gegen sie hegte, Hass, der so groß war, dass er vor nichts zurückschreckte, um sich an ihr zu rächen.
Mr Harmon? Es war unwahrscheinlich, dass er derart wütend war über das, was sie zu ihm gesagt hatte. Schließlich hatte er das verdient, und in seinen Augen war ein Ausdruck gewesen, der Miranda deutlich machte, dass er das wusste. Das Spiel war aus gewesen, und folglich war er gegangen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er voller Rachsucht zurückgekehrt war, um ihr zu schaden.
Es gab jedoch noch jemanden, der genau ins Bild passte. Mrs Bennett. Aus irgendeinem Grund glaubte sie, aufgrund des langen Beschäftigungsverhältnisses ihrer Familie mit den Eigentümern von “The Grange” gehöre der Besitz ihr. Und zu einer Schandtat war sie mehr als fähig, vielleicht sogar zu einem Mordversuch. Gähnend beschloss Miranda, in der Frühe mit
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