Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
niemandes Schulden, und schon gar nicht Mrs Fitzgibbons.”
Interessiert zog Nancy eine Augenbraue hoch. “Nanu? Haben Sie sich mit ihr gestritten? Das wäre eine Neuigkeit!”
So würdevoll wie möglich ertrug er Mrs Bennetts Gelächter und ihren dreisten, ihn musternden Blick. “Entschuldigen Sie mich”, sagte er, doch sie ergriff ihn am Arm. Sie hatte überraschend viel Kraft.
“Nein, Sie gehen nicht. Madam ist uns den Lohn schuldig. ‘The Grange’ ist unser Haus. Meine Verwandten und ich haben dort länger gelebt, als sie alt ist. Wir wollen das Haus zurück. Wenn wir es nicht bekommen, wollen wir den uns zustehenden Lohn haben.”
“Ach ja?” Mr Harmon straffte sich und sah die Frau finster an. “Leider kann ich Ihnen nicht helfen, Mrs Bennett. Wenn Sie wollen, dass Mrs Fitzgibbon das angeblich Ihnen gehörende Haus verlässt, dann zünden Sie es ihr am besten über dem Kopf an und räuchern sie aus wie eine Ratte aus einem Heuhaufen. So, das ist der Rat, den ich Ihnen gebe!”
Nancy verengte die Augen und starrte Mr Harmon an. Er erwartete, dass sie zu schreien beginnen oder zumindest einige Drohungen gegen ihn ausstoßen würde. Sie tat weder das eine noch das andere. Sie lächelte, was er ebenso enervierend fand, und entblößte dabei ein aus braunen Zähnen und dunklen leeren Stellen bestehendes Lochmuster.
“Oh, vielen Dank für diesen Rat, Mr Harmon”, erwiderte sie und ließ ihn los. “Jetzt will ich Sie nicht länger aufhalten.”
Er eilte ins Gasthaus, ohne einen Blick zurückzuwerfen, und zuckte zusammen, als er ihr schrilles Gelächter hörte. Er sagte sich, das habe er nicht so gemeint – den Rat, Mrs Fitzgibbon auszuräuchern. Das hatte er in der Hitze des Gefechts gesagt, weil er bereits wütend auf Mrs Fitzgibbon gewesen war, die ihm ein Strich durch seine Pläne gemacht hatte, und er dann auch noch von dieser unangenehmen Person belästigt worden war.
Wahrscheinlich war es vernünftig, die erste erreichbare Postkutsche nach London zu nehmen, nur für den Fall, dass etwas passierte. Die ganze Sache entwickelte sich nicht so, wie er das gehofft hatte. Er war wirklich sehr enttäuscht, die Situation derart falsch eingeschätzt zu haben.
Er hatte soeben die enge, knarrende Stiege erreicht, die zu seiner Kammer führte, als jemand hinter ihm sagte: “Endlich, Mr Harmon. Ich habe auf Sie gewartet.”
Frederick rann es kalt über den Rücken, und er wagte nicht, sich umzudrehen. Nach einem Moment drehte er langsam und sehr widerstrebend den Kopf nach links.
Der Duke of Belford lehnte lässig am Rahmen der zum Schankraum führenden Tür. Seine Miene sprach Bände.
“Was wollen Sie, Euer Gnaden?”, fragte Mr Harmon, fahrig die Hand um das Treppengeländer klammernd und öffnend. “Ich bin beschäftigt. Ich muss die nächste Postkutsche erreichen und will nicht aufgehalten werden.”
Leo täuschte Überraschung vor. “Wie? Sie wollen schon abreisen, Mr Harmon? Hat Ihnen der Aufenthalt auf dem Land nicht zugesagt?”
“Ich finde es hier feucht und kalt und ganz und gar unangenehm, wenn Sie es genau wissen wollen.”
Ein kalter Ausdruck erschien in Leos Augen. “So, so. Vielleicht brauchen Sie jemanden, der Ihnen bei der Abreise hilft, Mr Harmon. Wissen Sie, ich bin hergekommen, um Sie zu bewegen, sich auf den Weg zu machen.”
“Ich brauche keine Hilfe”, erwiderte Frederick mürrisch.
“Und um Sie zu warnen”, fügte Leo hinzu, als habe Mr Harmon nichts geäußert. “Falls Sie sich je wieder in meinem Teil der Welt blicken lassen sollten, werde ich Ihnen das Gesicht polieren. Haben Sie begriffen?” Er lächelte, aber es gab keinen Zweifel daran, dass er die Drohung ernst meinte.
Frederick empfand Selbstmitleid. Alle Welt schien gegen ihn zu sein. War ihm kein einziger Freund geblieben? “Ich habe doch gesagt, dass ich abreise, Euer Gnaden. Was wollen Sie noch?”
“Und wenn Sie Mrs Fitzgibbon in irgendeiner Weise ausgenutzt haben sollten, dann verfolge ich Sie, ganz gleich, wohin, und werde nicht rasten noch ruhen, bis ich Sie restlos ruiniert habe. Haben Sie das begriffen?”
Mr Harmons Wangen röteten sich. “Sie sind sehr ungestüm, Euer Gnaden, und lassen die guten Manieren vermissen, für die Sie so berühmt sind. Ich frage mich, ob Mrs Fitzgibbon weiß, wie Sie wirklich sind. Ich glaube, Sie werden feststellen, dass sie kultivierte Männer solchen vorzieht, die leicht handgreiflich werden. Und Sie sind ein Rohling, Sir. Verschwinden Sie, und
Weitere Kostenlose Bücher