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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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morgen das erste Rennen für den Thames Cup. Heute nacht geht keiner auf die Walze. Und ich will die Vierer-Ruderer in einer Viertelstunde im Boot sehen, damit wir den Start noch mal trainieren. Würdest du das bitte den anderen sagen?«
»Ach, ein so charmantes Tête-à-tête möchte ich aber gar nicht gerne unterbrechen«, sagte der Schlagmann sarkastisch.
»Ich sag es Cherry«, bot Daisy an und stand auf, »und Tante Cynthia bringe ich eine Tasse Tee. Es sieht ja nicht so aus, als würde sie noch zu uns stoßen.«
Als sie dem Paar an der Balustrade näher kam, hörte sie Dottie heftig sagen: »Und neuntens …«
»Bitte entschuldigen Sie, daß ich Ihren neunten Punkt so im Entstehen unterbreche«, mischte sich Daisy schmunzelnd ein, »aber Ihr Kapitän ruft Sie, Cherry. Die Vierergruppe soll in fünfzehn Minuten noch einmal im Boot trainieren.«
»Bin schon auf dem Weg.« Er küßte Dottie auf die Wange. »Vergiß Nummer neun nicht, Liebes. Irgendwann wirst du mich überzeugen.«
Während sie ihm nachschaute, sagte Dottie voller Wärme: »Dieses Riesenbaby hätte doch schon längst zugegeben, daß ich recht habe, wenn ich nicht ein Jahr unter ihm studieren würde. Eines muß ich ihm aber zugute halten: Daß ich eine Frau bin, hindert ihn nicht, meine Argumente ernst zu nehmen.«
»Das würde er wohl nicht wagen, oder?« bemerkte Daisy. »Wo doch seine Mutter ein Don ist.«
Dottie lachte. »Stimmt. Er ist gut erzogen worden. Ach, wie ärgerlich, jetzt ist mein Tee eiskalt, und ich habe gerade mal einen Schluck getrunken. Hoffentlich ist noch welcher für mich da.«
Gemeinsam kehrten sie an den Teetisch zurück. Daisy suchte vergeblich nach einem Keks, einem Stück Kuchen, einem Sandwich, das sie ihrer Tante mitbringen könnte. Aber selbst der letzte Krümel war verschwunden.
»Erstaunlich, daß so ein Teegelage ihnen den Appetit aufs Abendessen nicht verderben kann«, sagte Tish, die über den abgeräumten Platten präsidierte. »Hier ist eine Tasse Tee für Mutter, Daisy. Mehr gibt’s nicht. Ach so, übrigens, auf die Kirmes können wir heute doch nicht gehen, denn die Ruderer vom Vierer müssen ja noch einmal trainieren.«
»Um so schöner, dann kann ich mit Alec hin, wenn er hier ist. Denn mit diesem gräßlichen DeLancey tanzen gehen – nie im Leben! Kennst du seinen Bruder?«
»Lord DeLancey? Nein, den habe ich nie kennengelernt, aber er ist der älteste Sohn vom Earl of Bicester und um eini- ges älter als der liebe Basil. Außerdem hat Cherry mir er- zählt …« Tish hielt mitten im Satz inne und lächelte kühl Bott an, der mit seiner Tasse auf den Tisch zusteuerte.
»Noch einen Tee, Mr. Bott?« fragte sie. »Sie trinken gern indischen Tee, nicht wahr?«
»Was ist dabei?« knurrte der Steuermann kampfeslustig.
Daisy flüchtete. Sie fand Lady Cheringham vor dem Haus, wo sie Rittersporn an einem Stab festband. In der Nähe mähte Bister – vorhin noch der elegant uniformierte Chauf- feur, jetzt in Hemdsärmeln, sichtlich abgetragenen Hosen und einem äußerst mitgenommenem Strohhut – das kreis- runde Stück Rasen in der Mitte der Auffahrt. Der Geruch von frischgemähtem Gras wetteiferte mit den verschiedenen Blu- mendüften.
»Ach du liebes bißchen, hab ich schon wieder den Tee ver- paßt?« Vorsichtig trat Lady Cheringham aus dem Gewirr von Blumen und Kräutern heraus. »Vielen Dank, Daisy, Liebes.« Sie trank den Tee mit einem Schluck aus.
Immer noch trug sie die Bluse mit den Tabakwasserflecken, die mittlerweile wahrscheinlich unrettbar von der Bräune be- fallen war. Auf die Trägerin schienen die Flecken indes keine widrigen Wirkungen gehabt zu haben. Die nassen Stellen trocknen schnell an einem so warmen Tag, dachte Daisy. Sie sollte mal Informationen über die schädlichen Wirkungen von Nikotin zusammentragen, um ihre Tante zu größerer Vorsicht anhalten zu können.
Nachdem sie ein paar Minuten miteinander geplaudert hat- ten, ging Daisy zurück ins Haus und setzte sich in Sir Ruperts Bibliothek. Sie lag dem Salon gegenüber, hinten im Haus. In ihr stand ein langer Bibliothekstisch parallel zur Wand, vor dem sich wiederum mehrere Stühle mit gerader Lehne befan- den. Bequeme lederbezogene Sessel gruppierten sich, der Jah- reszeit angemessen, vor den Fenstern, daneben kleine Tische. Ein großer Schreibtisch aus Walnußbaum mit Schubladen links und rechts war in die Mitte zwischen die Fenster ge- stellt, durch die Licht auf ihn fiel. Unter Aussparung des Ka- mins waren die beiden Wände

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