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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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beeindruckende Aussicht auf die Säulen des Portikus und den gelblichen Kies der Auffahrt betrachtete, plante er minu- tiös sein Vorgehen.
Sie brauchten nicht lange zu warten. Ein Blick auf Lord De- Lancey und Alec wußte, daß Daisy wieder einmal recht ge- habt hatte. Der Mann war blaß, seine Augen gingen unruhig hin und her, und auf seinem Gesicht glänzte der Schweiß, ob- wohl eigentlich noch die Kühle des Morgens herrschte.
Lord DeLancey hatte Angst, und diese Furcht war auch durch seine übliche Angriffslustigkeit nicht zu verbergen: »Was zum Teufel suchen Sie hier, und auch noch zu dieser un- möglichen Zeit? Hätte das nicht warten können? Kann man noch nicht einmal mehr in Ruhe frühstücken?«
»Hab ich Sie dabei unterbrochen, Sir?« Alec hielt einen Au- genblick inne, denn sein eigener leerer Magen fiel ihm ein. »Ich bitte um Verzeihung. Ich hätte gedacht, daß Sie seit Ihrer Rückkehr jede Menge Zeit gehabt hätten, zu frühstücken.«
»Rückkehr? Verdammt noch mal, was meinen Sie mit Rückkehr?«
»Vom Fluß.«
»Vom Fluß?« stotterte Seine Lordschaft. »Sie haben da den falschen DeLancey, verehrter Freund. Mein Bruder war der Ruderer der Familie, nicht ich. Im Leben geb ich mich nicht vor dem Frühstück mit einem Boot ab.«
»Ach nein?« fragte Alec leise nach. Er hatte Boote gar nicht erwähnt. Normalerweise hätte man angenommen, daß sich seine Frage auf einen Spaziergang am Flußufer bezog. »Es ist eine … aufregende Erfahrung. Der Fluß sieht in der Morgen- dämmerung außerordentlich schön aus, wie ich heute früh selber feststellen konnte.«
»W-wie?« DeLanceys Stimme zitterte. Jedoch nur kurz: »Erstaunlich, daß Sie sich diese Zeit zum Herumjuxen neh- men konnten, denn schließlich haben Sie Basils Tod zu unter- suchen. Aber es freut mich außerordentlich, daß es Ihnen gefallen hat. Allerdings glaube ich kaum, daß jetzt der Augen- blick ist, um derlei Nettigkeiten auszutauschen. Ihr Ausflug auf den Fluß hat mit mir nichts zu tun. Sie haben mich dort nicht gesehen.«
»Stimmt, das habe ich nicht. Aber es gab dennoch einen Zeugen.«
Lord DeLancey fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »W-wer?«
»Jemand, der Sie wiedererkannt hat«, sagte Alec vorsichtig. »Jemand, der im Boot weitergerudert ist, nachdem Chering- ham und ich in die Themse gesprungen sind, um Horace Bott zu retten. Er war noch nicht lange im Wasser gewesen, aber wie wir wissen, kann man sehr schnell ertrinken. Und bei einem Kopfschuß allemal – doppelt hält bekanntermaßen bes- ser.«
»Das kann ich erklären! Es ist nicht so, wie Sie denken. Das alles war seine eigene Schuld, ganz und gar seine eigene Schuld.«
»Lord DeLancey, ich habe die Pflicht, Sie über Ihre Rechte zu belehren. Sie haben das Recht, in dieser Angelegenheit zu schweigen. Sollten Sie eine Aussage machen wollen, wird alles, was Sie sagen, notiert und kann als Beweismittel gegen Sie verwandt werden.«
»Ich hab gar nichts getan«, plapperte DeLancey eilig. »Ich hab nichts zu verbergen. Ich hatte nur die Hoffnung, einer durch und durch unangenehmen Angelegenheit aus dem Weg zu gehen. Die Zeitungen – aber ich muß Ihnen ja nicht er- zählen, daß die mit ihren ungerechtfertigten Andeutungen unschuldige Menschenleben zerstören können.«
»Nein, Sir«, stimmte ihm Alec gleichgültig zu. Angesichts dessen, was Daisy ihm von DeLanceys Angst vor möglichem Klatsch erzählt hatte, war sein jetziges Leugnen durchaus ver- ständlich. »Sie haben sich also heute früh auf Temple Island mit Horace Bott getroffen?«
»Ja, ja, ich war da. Das wissen Sie doch. Sie haben ja eben selbst gesagt, daß mich dort jemand gesehen hat. Wenn Sie es nicht waren und auch nicht Cheringham, wer zum Teufel war es denn dann? Wie heißt er noch gleich, dieser Freund von Cheringham, der Mannschaftskapitän von Ambrose?«
»Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht sagen, Sir. Aber warum waren Sie und Bott im Morgengrauen auf der Insel?«
»Er hat mich dorthin gebeten.«
»Aus welchem Grund?«
»Er meinte, er hätte mir etwas zu sagen.«
»Das ist alles? Was glauben Sie denn, was er gewollt hat? Und warum haben Sie einem Treffen zu einem so … unge- wöhnlichen Zeitpunkt und an einem solch merkwürdigen Ort zugestimmt?«
»Ich hatte die Hoffnung, daß er mir etwas über Basils Tod sagen könnte.«
»Etwas, was er mir nicht gesagt hatte?«
»Etwas, was er verkaufen wollte. Die Angehörigen dieser gesellschaftlichen Klasse sind geldgierig«, tat DeLancey voller

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