Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
Vom Netzwerk:
Lieblingszitat aus dem Mikado. Es ist nur eine et- was hochgestochene Erklärung für den unwiderstehlichen Drang mancher Menschen, eine Geschichte in der irrigen An- nahme auszuschmücken, komplizierte Geschichten wirkten wahrscheinlicher.«
»Ah«, sagte Ernie unter Nutzung von Tom Trings Lieb- lings-Silbe, während er versuchte, Alecs vielsilbigen Wort- schwall zu verdauen.
Im Weiterfahren fuhr Alec fort: »Aber DeLancey hofft, daß sein Name aus einem Selbstmordfall herausgehalten werden könnte. Darauf hätte er keine Chance, wenn er zugeben müßte, daß er auch nur einen Teil der Pistole angefaßt hat, als sie abgefeuert wurde. Vielleicht hat er nur in dieser Hinsicht gelogen – oder vielleicht erzählt er auch die Wahrheit.«
»Das könnte sein, Chief. Wenn Bott geständig war, wie Lord DeLancey behauptet hat, dann würde er uns das doch erzählen. Er brauchte Bott nicht zu erschießen, oder? Dann hätte er selbst keinen Ärger, aber seine Rache, wenn wir Bott festnehmen.«
»Das ist Hörensagen, Ernie. Der Bericht eines Geständnis- ses wird als Beweismittel nicht zugelassen. Wir hätten für eine Festnahme Botts keinen Grund, wenn er sein Geständnis nicht uns gegenüber wiederholt.«
»Aber dann hätten wir eine bessere Grundlage, auf der wir weitersuchen können«, beharrte Ernie, »selbst wenn wir die Er- zählung Seiner Lordschaft nicht einfach so glauben können.«
»Stimmt. Der Ärger ist nur, daß es ganz danach aussieht, als stünde Aussage gegen Aussage: DeLanceys Wort gegen das von Bott. Wenn wir davon ausgehen, daß Bott sich berappelt und redet.« Alec runzelte die Stirn. »Ein Selbstmord ist mir nie in den Sinn gekommen. Schmauchspuren an Botts Hand sind mir nicht aufgefallen, und der Arzt hat sie auch nicht erwähnt. Ich frage mich, was für Patscherchen Tom auf der Mauser ge- funden hat, falls überhaupt welche darauf sind?«
Tom Tring kam katzengleich in das Krankenzimmer zurück- geschlichen. Während seiner Abwesenheit, so nahm Daisy an, hatte er bestimmt die Fingerabdrücke auf der Pistole unter- sucht. Fast hätte sie ihn gefragt, ob er etwas Interessantes festgestellt hatte, doch dann erinnerte sie sich gerade noch rechtzeitig, daß Susan von der Waffe nichts wußte.
»Ich hab die Kollegen in Birmingham angerufen, Miss Hopgood«, sagte Tom. »Die schicken jetzt jemanden bei Mr. und Mrs. Bott mit der Nachricht vorbei.«
»Vielen herzlichen Dank, Mr. Tring. Das ist bestimmt viel leichter für sie, als es durch ein Telegramm zu erfahren.«
»Wird er wohl noch aufwachen? Wie sieht es aus?«
»Er hat sich nicht bewegt, auch nicht die Augen geöffnet«, sagte Daisy, »aber er hat vorhin etwas gemurmelt. Wir konn- ten nur keine Silbe verstehen. Hören Sie nur, da fängt er schon wieder an.«
Tom beugte sich über die reglose Gestalt im Bett, das Ohr dicht an den zuckenden Lippen. Als das Murmeln endete, richtete er sich kopfschüttelnd wieder auf. »Weiß nicht, ob er klar spricht oder in Zungen redet. Sie sagten es schon, man kann nicht verstehen, was er sagt.«
»Aber das alles kann doch nur bedeuten, daß er bald aufwa- chen wird, nicht wahr?« fragte Susan voller Hoffnung.
»Könnte durchaus sein, Miss. Wenn Sie nichts dagegen ha- ben, sollte ich mich lieber neben ihn setzen. Wenn er anfängt, klarer zu sprechen, muß ich hören können, was er sagt.«
Nur zögerlich räumte Susan ihren Platz an der Bettkante. Tom setzte sich, nahm sein Notizbüchlein hervor und legte es auf einen seiner baumstammdicken Schenkel.
»So, Miss. Jetzt sollten wir mal ein bißchen ruhig sein. Ich würd nur ungern was verpassen.«
Einige Minuten saßen alle schweigend da. Susan hatte die Augen fest auf Horace Botts Gesicht gerichtet. Daisy hörte im Nachbarzimmer die fröhliche Stimme einer Kranken- schwester. In der Stadt herrschte sonntägliche Ruhe, bis die Glocken zum Gottesdienst riefen. So früh noch – sie hatte das Gefühl, ein ganzes Jahrhundert wäre seit ihrem Aufstehen in der Morgendämmerung vergangen!
Wie schön hatte sie sich den Morgenspaziergang vor- gestellt. Eine winzige halbe Stunde hatte sie von diesem ver- patzten Wochenende retten wollen. Wenn sie nur nicht Cherrys Einladung nachgekommen wären, einen Ausflug auf dem Fluß zu machen! Aber Cherry hätte Bott vielleicht nicht alleine retten können. Dann wäre Bott wahrscheinlich ge- storben, und niemand hätte geahnt, daß Lord DeLancey mit seinem Tod etwas zu tun hatte.
Daisy fragte sich, ob Alec bei DeLancey Fortschritte machte. Sie

Weitere Kostenlose Bücher