Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
(Herrlich! Jenny und ich wechseln einen begeisterten Blick. Seit wir Isa aus der Reserve gelockt haben, ist unser Trio unschlagbar.)
Felix sinkt an den Küchentisch. »Okay …«, murmelt er tonlos, nimmt mir mein Glas ab und trinkt es auf einen Zug aus.
Jenny hat immer noch nicht genug. »In der Bäckerei haben sie mich allerliebst beglückwünscht«, strahlt sie. »Und von dir kriege ich nur ein ›Okay‹?«
»Entschuldige.« Felix wirkt zerknirscht. »Aber ich hänge so an meinem Motorrad; und dass die Tattoos wegsollen …« Ganz hat er seine Fassung noch nicht wiedergefunden. Aber – hey – es klingt nicht, als sei ein Baby grundsätzlich ein Problem. Felix schenkt sich Sekt nach, trinkt, atmet durch, gießt sich noch mal nach.
»Lass uns noch was übrig!«, lacht Jenny.
»Aber du darfst nicht mehr …«, widerspricht ihr Freund, was Jenny noch mehr zum Lachen reizt. Und endlich, endlich wird Felix klar, dass wir uns einen Spaß mit ihm gegönnt haben.
»Du Biest!« Er schnappt sich Jenny und haut sie zum Spaß ein bisschen mit einem Kuchenlöffel.
Jenny entwindet sich lachend. »Ich verspreche dir, falls es irgendwann so kommt, musst du weder auf deine Maschine noch auf deine Tattoos verzichten. Aber jetzt will ich erst mal mindestens hundert fremde Babys auf die Welt bringen!«
Ich schwöre, Felix sah nie erleichterter aus. Kopfschüttelnd mustert er das Marzipanbaby … und dann Jenny. »So viel Aufwand für so einen blöden Joke. Das fällt auch nur dir ein!« Aber ganz so verdreht ist nicht mal Jenny. Die Babytorte hat sie zur Feier unseres letzten PJ-Abschnitts gestiftet. Denn Jenny und ich werden das letzte Tertial auf der Gynäkologie verbringen.
Nach zwei Pflichtstationen durften wir uns für den dritten Teil des PJs eine Station aussuchen. Meine Entscheidung ist schnell und eindeutig gefallen. Ich gebe zu, ich habe vorher nie an die Gynäkologie gedacht. Eine eindrucksvolle Ärztin hat mich dazu bewegt: die schmale, schweigsame Oberärztin Dr. Al-Sayed, zu der ich, ohne zu wissen wie, in den vergangenen zwei Tertialen eine besondere Verbindung entwickelt habe …
Kaum hatte ich meine Entscheidung getroffen, hat Jenny sich angeschlossen. »Ist doch glasklar«, hat sie gesagt. »Auf HNO und Orthopädie hab ich keine Lust, Neurologie ist mir zu traurig, Dermatologie zu eklig und Allgemeinmedizin ist ja quasi das Innere Tertial in grün.« Sehr erwachsen, Jenny, überaus professionell! Aber – ganz ehrlich – ich bin froh, die temperamentvolle Frohnatur auch im letzten Tertial an meiner Seite zu haben. Nichts ist richtig mies, solange man Verstärkung von Jenny hat.
Nur Isa wird uns nicht begleiten. »Seid ihr mir böse?«, fragt sie zum gefühlt tausendsten Mal. Und wir bestätigen wie die 999 Male zuvor, dass sie sich vollkommen richtig entschieden hat. Isa bleibt auf der Chirurgie. Im letzten Tertial hat sie erkannt, wie sehr ihr dieses Fach liegt. Sie möchte Chirurgin werden. Und ihre Ausgangssituation ist denkbar gut. Als Einzige hat sie es geschafft, den Oberarztdrachen der Chirurgie für sich einzunehmen.
»Bekommt man hier nun noch mal ein Stück Torte oder ist die nur zum Ansehen und Schocken?«, fragt Felix. Aber denKuchen anzuschneiden schafft nicht mal er. Und deshalb essen wir schließlich nur die rosa Haarschleife des Tortenbabys. Es ist bloß ein winziges Stück für jeden. Aber wir sind eben ausgezeichnete Ärzte: mit Respekt, Einfühlungsvermögen und Verantwortungsgefühl. Selbst wenn unsere Patienten wortwörtlich aus Zucker sind.
»Auf dass alle Babys, die wir ab morgen auf die Welt holen, genauso süß und rosig und unversehrt sind!«, bringt Jenny den letzten Trinkspruch des Abends aus.
»Auf hundert glückliche neue Leben!«
W ir beginnen das neue Tertial mit einem überpünktlichen Frühstart. Schon eine Viertelstunde vor Dienstbeginn schlagen wir unsere Spinde zu und verlassen mit frisch gestärkten Kitteln den Umkleideraum. Nicht aus Pflichtgefühl – es ist, als könnten wir es alle drei kaum erwarten …
Isa verabschiedet sich mit Küsschen und muss nur noch ein Mal versichert kriegen, dass sie auch ohne uns bestens mit der straffen Dr. Thiersch und ihrem rigorosen Regiment zurechtkommen wird. (Wenn man ehrlich ist und sich ganz, ganz kurz das letzte Vierteljahr ins Gedächtnis ruft, wird sie es ohne uns wohl sogar leichter haben.) Wir verabreden uns für die Mittagspause oder spätestens für den Feierabend, dann trennen sich unsere
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