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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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Bürgersteig hatte sich eine Menge Neugieriger versammelt.
    „Kommen Sie“, sagte Jack sanft zu der jungen Frau, die ihn nach wie vor nicht richtig wahrzunehmen schien, und zog sie von der Straße. Mit hölzernen Bewegungen folgte sie ihm, vorbei an dem rotgesichtigen Gentleman, der noch immer keine Anstalten machte, sich um sie zu kümmern. Aber vielleicht hatte er ja auch gar nichts mit ihr zu tun …
    Lily war außer sich vor Entsetzen. Sie konnte nicht mehr klar sehen, und eine Stimme in ihrem Kopf schrie immer wieder den gleichen Satz: Dein Leben wird sich nie ändern, nie!
    Sie hatte vergessen, dass sie vor Mr. Cooperage hatte fliehen wollen, der plötzlich alles, was ihr Glück bedrohte, zu verkörpern schien. Undurchdringlicher Nebel schien sie zu umgeben. Wie von weit her hörte sie Pferde schnauben und Menschen rufen. Sie spürte, wie jemand ihren Arm ergriff. Aber auch diese Berührung konnte sie nicht aus ihrer inneren Erstarrung reißen.
    Es war die Stimme ihrer Mutter, die sie in die Gegenwart zurückholte. „Lilith!“, schrie Mrs. Beecham, die von Mr. Wilberforce’ Kutsche aus das Durcheinander bemerkt hatte und sich nun durch die Menge drängte. „Lilith, was ist passiert? Bist du verletzt?“
    Zorn wallte in ihr auf und vertrieb den Nebel. Plötzlich nahm sie die vielen Augen wahr, die voller Neugier auf sie gerichtet waren. Sie sah, wie ihre Mutter auf sie zulief, und dann bemerkte sie auch den Gentleman, der ihren Arm umfasst hielt.
    Unfähig, auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen, starrte sie ihn an. In diesem Moment kam die Sonne hinter den Wolken hervor, und ein Lichtstrahl fiel genau auf sein Gesicht. Ein sehr männliches Gesicht. Das Gesicht des Mannes, der sie gerettet hatte …
    Lilys Herz begann zu rasen. Sie wusste, dass nur die abergläubische Seite ihres Wesens dafür verantwortlich war. Aber das änderte nichts an ihren Gefühlen. Ganz deutlich spürte sie die starke Bindung, die zwischen ihr und diesem Gentleman bestand.
    Die Wolke wanderte weiter, und das Licht änderte sich. Doch noch immer starrte Lily den Fremden an. Er war groß und schlank. Er sah gut aus. Vielleicht ein bisschen wie ein Künstler, nicht so ordentlich wie die meisten Mitglieder der guten Gesellschaft. Sein Haar war leicht zerzaust. Sein rechter Arm schien verletzt zu sein, er trug ihn in einer Schlinge.
    Hatte dieser Gentleman ihr nicht eben noch Vorwürfe gemacht? Sie konnte sich nicht genau erinnern. Jetzt jedenfalls schaute er freundlich drein. Aber auch irgendwie … hungrig. Um seine Lippen spielte ein Lächeln, eines, das nur für sie bestimmt war. In seinen braunen Augen – nein, die Farbe war eine faszinierende Mischung aus Grün, Gold und Braun – lag eine überraschende Wärme. Und waren das nicht kleine Lachfältchen in den Augenwinkeln?
    Es überraschte sie, wie viele Einzelheiten ihr in so kurzer Zeit aufgefallen waren. Noch mehr allerdings überraschte sie der Gesamteindruck, den diese Details bei ihr hinterließen. Dieser Mann kannte Glück und Schmerz, Leidenschaft und Selbstbeherrschung. Zu jenen, die es für eine Sünde hielten, Freude am Leben zu haben, gehörte er nicht.
    „Lilith, was hast du dir nur dabei gedacht?“
    Sie wandte den Kopf und starrte ihre Mutter wortlos an.
    Die drehte sich erregt zu dem rotgesichtigen Gentleman um. „Mr. Cooperage?“
    Der wurde noch röter. „Ihre Tochter steht dem, was wir kürzlich besprochen haben, wohl ablehnend gegenüber.“
    „Oh!“ Mrs. Beecham presste die Lippen fest aufeinander.
    Der zukünftige Missionar straffte die Schultern. Offensichtlich fiel es ihm nicht leicht, seinen nächsten Satz zu formulieren. „Wollen wir etwas zur Seite treten? Ihre Tochter möchte diesem Gentleman gewiss gern danken“, stieß er schließlich hervor.
    Mrs. Beecham dachte gar nicht daran. Sie musterte Jack misstrauisch. „Mr. …?“
    Er verbeugte sich. „Alden, Madam.“
    „Mr. Alden, ich vertraue darauf, dass meine Tochter in Ihrer Gegenwart sicher ist?“
    „Selbstverständlich.“
    Die Menge begann sich zu zerstreuen, da offenbar keine weiteren aufregenden Dinge mehr zu erwarten waren. Auch Mrs. Beecham und Mr. Cooperage entfernten sich ein paar Schritte von Lily.
    Diese schaute schweigend zu Jack auf.
    „Ich gestehe, dass ich wirklich gern wüsste, ob Sie das wollen“, meinte der leise.
    Seine Stimme jagte Lily einen heißen Schauer über den Rücken.
    „Ich verstehe nicht …“
    „Ob Sie mir wirklich dafür danken wollen, dass

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