Miss Lily verliert ihr Herz
wollte meinen Ohren nicht trauen, als ich hörte, dass du wieder einmal für Gerede gesorgt hast. Es heißt, du habest das arme Mädchen hier beinahe überfahren!“
Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch seine Mutter hatte gerade Charles entdeckt. Dieser hob grüßend die Hand, wagte es aber nicht, die noch immer unruhigen Pferde allein zu lassen.
„Charles ist auch in diese Sache verwickelt?“, stellte sie sichtlich enttäuscht fest. „Ihn hätte ich für vernünftiger gehalten.“ Damit wandte sie sich wieder Miss Beecham zu. „Liebes Kind, ich hoffe, Sie haben dieses Abenteuer unbeschadet überstanden?“ Besorgt legte sie Lily die Hand auf den Arm.
Jack bedauerte zutiefst, dass er der jungen Dame sein Mitgefühl nicht auf die gleiche Art zeigen konnte. Mrs. Beecham hingegen sah zornig aus. Und Lady Ashford schien der Angelegenheit langsam überdrüssig zu werden.
„Elenor“, wandte sie sich an Lady Dayle, die Lily immer noch an ihren Busen gedrückt hielt, „Sie beschwören eine weitere Szene herauf. Können Sie sich nicht etwas weniger auffällig benehmen? Himmel, die Leute recken schon wieder neugierig die Hälse. Es wäre mir lieber, wenn sie an unseren Ständen etwas kaufen würden.“
„Natürlich …“ Lady Dayle lächelte die Countess an.
Doch diese hatte ihre überheblichste Miene aufgesetzt und begann, reihum Befehle zu erteilen. „Mr. Cooperage, Sie kommen mit mir und begrüßen die Damen, die sich heute in den Dienst der guten Sache gestellt haben. Elenor, Sie sollten nachschauen, was mit dem Arm Ihres Sohnes los ist. Alle anderen widmen sich wieder ihren Aufgaben.“ Sie schaute zu Mrs. Beecham hin.
„Meine Tochter hat einen schlimmen Schock erlitten“, erklärte diese. „Ich werde Sie nach Hause bringen.“
„Aber dann ist niemand hier, um sich um den Büchertisch zu kümmern!“
Lilys Mutter presste die Lippen zusammen.
„Ich nehme die junge Dame mit“, mischte Lady Dayle sich ein. „Jack kann uns in seiner Kutsche … Ach, das ist gar nicht dein Wagen, mein Junge. Auch gut, dann nehmen wir eben eine Mietdroschke.“
Mrs. Beecham wollte protestieren, doch Lady Ashford kam ihr zuvor. „Ihre Tochter ist bei Lady Dayle gut aufgehoben“, verkündete sie. „Später werde ich selbst Sie nach Dayle House bringen, damit Sie das Mädchen abholen können. Ah, wie ich sehe, ist Mr. Wilberforce mit seinem Landauer noch da. Er hat bestimmt nichts dagegen, die Damen zu fahren.“
Jack unterdrückte ein Grinsen, während er beobachtete, wie rasch alle Lady Ashfords Anweisungen ausführten. Nicht zum ersten Mal dachte er, dass England den Kampf gegen Napoleon schneller hätte gewinnen können, wenn Lady Ashford ein Mann gewesen wäre und die Offizierslaufbahn eingeschlagen hätte.
Er wollte gerade zu Charles zurückkehren, als der Dame einfiel, dass sie ihm noch etwas zu sagen hatte. „Das sind Pettigrews Pferde, nicht wahr? Lassen Sie sich nicht zum Kauf überreden. Es heißt, die Tiere seien boshaft.“
„Danke für den Rat, Mylady.“ Er war froh, der befehlsgewohnten Countess endlich zu entkommen. Als er seinen Platz im Phaeton wieder eingenommen hatte, meinte er zu Charles: „Das Mädchen heißt Beecham.“
„Kein ungewöhnlicher Name …“
„Ich habe dir doch von diesem Schiffsbauer namens Beecham erzählt.“
„Von dem Mann, der angeblich mit Batiste zu tun hat? Bei Jupiter, Jack, was kümmert dich das? Es ist nicht deine Aufgabe, diesen Schurken vor Gericht zu bringen.“
Er wollte aufbrausen, konnte sich aber gerade noch beherrschen. „Das weiß ich. Aber da ich an nichts anderes denken kann, halte ich es für das Beste, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um den Kapitän unschädlich zu machen.“
Charles seufzte. „Wir alle setzen uns für ein Ende des Sklavenhandels ein.“
„Ja, sicher. Aber hier geht es nicht nur darum, dass Batiste Sklaven verkauft. Ich fürchte, dass er meinen Freunden noch immer nachstellt.“
„Möchtest du, dass ich ein paar Auskünfte über den Mann einhole?“
„Das wird nicht nötig sein. Treyford und ich haben bereits beim Außenministerium und bei der Admiralität nachgefragt. Der Kapitän ist wie vom Erdboden verschwunden. Das einzige Verbindungsglied zu ihm scheint dieser Matthew Beecham zu sein. Ihn müssen wir finden. Zuletzt soll er in Amerika gelebt haben, obwohl er ursprünglich aus Dorset stammt. Ich hoffe sehr, dass er irgendwann in nächster Zeit dorthin zurückkehrt.“
„Du glaubst also, dass
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