Miss Lily verliert ihr Herz
Selbstbewusstsein und so viel Boshaftigkeit aus, dass sie sofort wusste, wer er es war. Batiste! Er war kleiner, als sie ihn sich vorgestellt hatte, doch seine Augen blickten so kalt und überheblich, dass es sich nur um ihn handeln konnte.
Die Tür wurde geschlossen. Batiste stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen da und schaute seine Gefangene wortlos an.
Lily begriff, dass er fest davon überzeugt war, sie würde vor Angst beinahe sterben. Nun, sie würde ihm nicht die Freude machen, ihre Furcht zu zeigen. Scheinbar gelassen kreuzte sie die Arme vor der Brust und sagte: „Ihre Männer müssen einen Fehler gemacht haben. Sie haben die falsche Frau erwischt. Denn von mir können Sie unmöglich etwas wollen.“
„Ach, dann sind Sie also nicht Lily Beecham?“
„Doch, die bin ich. Aber meine Familie ist nicht reich genug, ein Lösegeld für mich zu zahlen. Warum also halten Sie mich fest? Sie vergeuden Ihre und meine Zeit.“
„Keineswegs.“ Um seine Lippen spielte ein boshaftes Lächeln. „Können Sie sich denn nicht denken, wer ich bin?“
Sie musterte sein im Nacken mit einem Bändchen zusammengehaltenes Haar und seine ein wenig altmodische Kleidung, zuckte schließlich die Schultern und meinte: „Ich kenne Sie nicht. Und was ich sehe, zeigt nur, dass Sie wenig Wert auf modische Kleidung legen.“
Er setzte sich. „Ich bin Batiste“, erklärte er in arrogantem Ton.
„Batiste? Dann müssen Sie der Mann sein, der das Geschäft meines Cousins Matthew ruiniert hat.“
„Sie sind falsch informiert. Nicht ich habe Ihrem Cousin geschadet, sondern er hat mich geschädigt.“
„Unmöglich!“
„Er hat mir etwas von großem Wert geraubt. Sie wissen, was ich meine, nicht wahr? Und Sie können mir sagen, wo sie sich aufhält.“
„Sie?“ Scheinbar verwirrt runzelte Lily die Stirn. „Es geht um eine Frau? Dann haben Sie also doch die Falsche entführt.“
Batiste starrte sie an. „Was soll das?“, murmelte er. „Alden würde seine Zeit doch nicht mit einer Frau ohne jeden Verstand vergeuden.“ Im flackernden Kerzenlicht versuchte er, den Gesichtsausdruck seiner Gefangenen zu deuten. Dann stellte er mit Entschiedenheit fest: „Nein, meine Süße, mich hintergehen Sie nicht! Ich durchschaue Sie. Jack Alden stellt eine Gefahr für mich da. Und Sie sind das Mittel, diese Gefahr zu stoppen. Ja, staunen Sie nur! Sie haben doch gehört, was Alden mir angetan hat?“ Der Sklavenhändler begann aufzuzählen, was Jack unternommen hatte, um ihn zur Strecke zu bringen. „Ich bin es leid, ständig auf der Flucht zu sein“, schloss er. „Deshalb werde ich Alden vernichten. Und Sie werden mir dabei helfen.“
Ihr Herz raste, und ihre Hände waren schweißfeucht vor Angst, doch Lily ließ sich nichts anmerken.
„Los, kommen Sie!“ Er stand auf und öffnete die Tür. „Das Spiel fängt an!“
17. KAPITEL
Jack sprang aus der Mietdroschke und ging mit großen Schritten die Little Bure Street entlang. Um diese Zeit herrschte reger Betrieb. Arbeiter schleppten Lasten zu den Lagerhäusern, zwischen ihnen drängten sich Kaufleute und ihre Gehilfen. Seeleute, die Landurlaub hatten, waren auf der Suche nach billigen Kneipen und billigen Dirnen. Jack, der Dr. Arnotts Stock fest in der Hand hielt, musterte alle misstrauisch. Doch ein bekanntes Gesicht entdeckte er nicht.
Er erreichte die Seitengasse, die zu Batistes Büro- und Lagerräumen führte. Jetzt musste er noch vorsichtiger sein. Wenn er doch wenigstens ein Messer hätte! Er wusste nicht einmal, mit wie vielen Gegnern er es zu tun haben würde. Und auf Unterstützung konnte er vorerst nicht hoffen. Es würde noch einige Zeit dauern, bis Charles eintraf.
Einen Moment lang blieb Jack stehen und lauschte in die Gasse hinein. Nichts! Oder doch? Ja, jemand näherte sich. Ah, es waren nur zwei auffällig gekleidete und geschminkte Frauen, eine dunkelhaarige und eine blonde. Freudenmädchen offenbar, die über ein nicht zustande gekommenes Geschäft klagten. Jetzt entdeckten sie ihn und musterten ihn.
In diesem Moment hatte Jack eine Idee. Aus seinen Büchern wusste er, dass man gegen einen übermächtigen Gegner nur dann gewinnen konnte, wenn man ihn schwächte. Das konnte zum Beispiel durch eine Ablenkung geschehen. Und wer würde Batistes Männer besser von ihren Aufgaben ablenken können als zwei Frauen?
Entschlossen trat er auf die Dirnen zu. „Man hat euch fortgeschickt, ehe ihr etwas verdienen konntet?“, fragte er und klimperte mit
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