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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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haben keine Zeit für solchen Unsinn. Ich hab mir den Hintern wund geritten, um rechtzeitig hier zu sein. Hast du vergessen, dass Batiste die Kleine so schnell wie möglich haben will?“
    Batiste! Mit einem Schlag war Lily hellwach, und ihr fiel ein, was geschehen war. Offenbar hatten die Männer sie auf den Karren gelegt und die Plane über sie geworfen. Sie war entführt worden – und zwar von den Handlangern eines Sklavenhändlers!
    Sie begann am ganzen Körper zu zittern.
    „Er hat nich’ gesagt, wir sollen sie in Ruhe lassen.“
    „Tu, was du willst. Ich jedenfalls fasse keine Frau an, die der Kapitän haben will.“
    Lily schloss die Augen. Ihr ganzer Körper schmerzte, und sie hatte große Angst. Gleichzeitig allerdings fühlte sie sich unendlich müde, und der Karren schwankte so eintönig hin und her, dass die Bewegung zusätzlich einschläfernd wirkte.
    „Ich muss mir etwas überlegen, um den beiden zu entkommen“, dachte sie. Dann verlor sie erneut das Bewusstsein.
    Jack war in seinem Entschluss, baldmöglichst zu Lily zu reisen, wankend geworden. Nach einer erholsamen Nacht hatte er zwar mit den Vorbereitungen für die Fahrt nach Weymouth begonnen. Doch dann hatte er einen Brief erhalten, in dem ein Freund ihn um eine ausführliche Stellungnahme zu einer wissenschaftlichen These bat. Seine Mutter hatte nach ihm geschickt und gefragt, ob er sie zu einer Versammlung der christlichen Reformer begleiten könne. Als er dann auch noch eine Einladung zu einer Diskussion über die Privilegien des Adels im späten Mittelalter erhielt, hatte er diese angenommen.
    So waren die Tage vergangen, ohne dass er London verlassen hatte. Dann jedoch war er eines Morgens aufgewacht, und alles war ihm verändert vorgekommen. Er fühlte sich nicht nur ausgeruht, sondern auch unternehmungslustig und irgendwie leicht und unbeschwert. Deutlich spürte er, dass es an der Zeit war, sein altes Leben hinter sich zu lassen und sein neues Leben an Lilys Seite zu beginnen. Er freute sich unsäglich auf das Wiedersehen mit ihr! Rasch hatte er das Nötigste zusammengepackt und den jüngeren Sohn seiner Vermieterin zum Mietstall geschickt, damit der Junge seine Pferde samt Kutsche holte. Dann war er wieder nach oben in seine Wohnung gegangen.
    Er hatte die Tür noch nicht hinter sich geschlossen, als er von unten jemanden rufen hörte.
    „Mr. Alden?“
    Rasch trat er zurück ins Treppenhaus, beugte sich über das Geländer und schaute hinunter. Im ersten Moment erkannte er den Mann nicht, der an der Haustür stand.
    „Hallo, Mr. Alden!“, rief der noch einmal.
    „Ja?“ Jack begann die Treppe hinabzusteigen, während sein Besucher die ersten Stufen hinaufstieg. Es war der Arzt vom Seamen’s Hospital.
    „Guten Tag, Dr. Arnott.“
    „Ich bin froh, dass Sie sich an mich erinnern.“
    „Was führt Sie zu mir? Bitte, kommen Sie doch mit in meine Wohnung. Vielleicht kann ich Ihnen eine Kleinigkeit anbieten?“
    „Auf keinen Fall, vielen Dank“, wehrte der Arzt ab. Er war elegant gekleidet und hielt einen kunstvoll gearbeiteten Spazierstock in der Hand. „Ich bin in Eile, aber es gab zwei wichtige Gründe, Sie aufzusuchen.“
    Jack hob die Augenbrauen.
    „Erstens möchte ich Ihnen unseren Dank für die großzügige Spende übermitteln, die Lord Dayle dem Hospitalschiff gemacht hat. Mir war sogleich klar, dass Sie mit Ihrem Bruder gesprochen haben. Natürlich haben wir uns bereits schriftlich bei ihm bedankt und ihm versichert, dass wir das Geld gut anlegen werden.“
    „Haben Sie inzwischen weitere Patienten aufgenommen? Und wie geht es Mr. Crump? Ich hoffe, er mochte das Obst, das ich ihm habe schicken lassen.“
    „Nun …“ Dr. Arnott zögerte. „Er war schon sehr schwach, als er Ihren Obstkorb erhielt. Und – das ist der zweite Grund, der mich hergeführt hat – letzte Nacht ist Mr. Crump von uns gegangen.“
    „Oh, das tut mir leid.“
    „Er muss Sie sehr gemocht haben. Ehe er starb, hat er mich noch gebeten, Ihnen etwas auszurichten. Die Botschaft lautet: Er ist wieder in London.“
    Es dauerte einen Moment bis Jack die Bedeutung der Worte klar wurde. „O mein Gott!“, stieß er hervor. „Das hat er gesagt? ‚Er ist wieder in London‘?“
    Der Arzt nickte und musterte Jack mit einiger Besorgnis. „Fühlen Sie sich nicht wohl, Mr. Alden?“
    Jack hatte nach dem Treppengeländer gegriffen, weil ihm schwarz vor Augen geworden war. Doch rasch hatte er sich wieder gefasst. Er stieß einen Fluch aus, entschuldigte

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