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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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berührt wird. Und dann haben wir
hier eine besonders hübsche Rose. Die müssen Sie sehen.«
    »Wo ist sie?« fragte ich
begierig.
    »Eine wirklich wunderschöne
Blume«, antwortete er kühl. »Die Knospe öffnet sich weiß und die Blüte wird bei
Sonnenuntergang rot.«
    »Ganz wie ein Untersuchungsausschuß des Senats«, meinte ich. »Wo sind
denn all die Mädchen?«
    »Sie machen sich dort drüben in
dem gestreiften Zelt bereit. Kommen Sie, Mr. Boyd, ich will Sie mit den anderen
Preisrichtern bekannt machen.«
    Ich folgte ihm über einen
betonierten Weg, an einer kleinen, aber interessierten Gruppe von Menschen
vorbei zu einem Tisch, der nahe an den Rand des Schwimmbassins geschoben worden
war. An dem Tisch saßen bereits zwei Personen, und zwischen ihnen stand ein
leerer Stuhl.
    »Da wären wir also. Ja, da
wären wir«, schwatzte Myers sinnlos. »Hier ist nun der dritte Preisrichter. Mr.
Boyd.« Er strahlte die beiden für einen Augenblick hoffnungsvoll an. Dann wurde
sein Ausdruck unsicher. »Also — äh — Mr. Boyd, ich möchte Sie mit den anderen
Preisrichtern bekanntmachen. Zuerst ist hier Miss Curzon, Miss Elaine Curzon.«
    »Morgen.« Ich nickte ihr zu.
    Elaine Curzon war eine
dunkelhaarige Person in einem weißen Kostüm aus grobem Leinen. Ihre großen
dunklen Augen waren eiskalt, und sie sah wie eine nahe Verwandte von Mackie Messer aus. Sie neigte den Kopf einen Zoll, während
die Eiseskälte ihres Blicks in meinen Kopf drang und meine roten Blutkörperchen
zum Abtransport an die Blutbank des Roten Kreuzes tiefkühlte.
    Myers räusperte sich gezwungen.
»Und dies ist Mr. Duval, Claud Duval, der berühmte Fotograf.«
    Duval war groß und dünn mit
einer langen Nase und melancholischen Augen, wie ein Bluthund, der durch
Inzucht degeneriert war.
    »Angenehm«, sagte er mit
tonloser, leicht nasaler Stimme.
    »Dies ist Ihr Platz, Mr. Boyd.«
Myers deutete auf den leeren Stuhl. »Auf dem Tisch vor sich werden Sie einen
Block und einen Bleistift finden. Das Verfahren ist ganz einfach. Die Mädchen
werden der Reihe nach vor den Preisrichtern vorbeiparadieren, und jedes Mädchen
hat an ihrem Badeanzug eine Nummer. Wenn die Parade vorüber ist, werden Sie
drei Ihre Notizen vergleichen und entscheiden, welche Mädchen ausgeschaltet
werden sollen und welche Mädchen in das Halbfinale kommen.«
    »Schön«, sagte ich und ging um den
Tisch zu dem leeren Stuhl.
    »Dann wollen wir jetzt sofort
anfangen.« Myers strahlte wieder. Ich hielt ihn für einen geborenen
Masochisten, die Sorte, die mit voller Wucht gegen eine Ziegelwand rennt, in
der Hoffnung, sie sei so wohlerzogen, daß sie Platz mache.
    Nachdem er fort war, zündete
ich mir eine Zigarette an und fragte mich, warum er meinen Rat nicht befolgte
und seinen Anzug in die Reinigung schickte.
    »Wie ich diese verdammten Schönheitswettbewerbe
hasse!« erklärte Elaine Curzon mit schroffer Stimme. »Wenn die Anzeigenaufträge
für die Meermaid-Badeanzüge nicht wären...«
    »Ganz und gar meine Ansicht«,
stimmte Duval steif zu. »Wenn der Etat ihrer Werbeagentur für Fotos nicht
wäre...«
    »Ich finde es wundervoll«,
sagte ich und rieb mir vergnügt die Hände. »Der ganze Einfall des Wettbewerbs
ist wundervoll, und all diese wundervollen Puppen...«
    »Puppen?« Duval schauderte.
    »Wenn Sie noch weitere vulgäre
Bemerkungen zum besten zu geben haben, Mr. Boyd«, sagte Elaine Curzon beißend,
»tun Sie es lieber gleich.«
    Aus den Lautsprechern, die um
das Schwimmbassin aufgestellt waren, ertönten Fanfarenstöße. Dann verkündete
Myers den Beginn des Wettbewerbs. Die kriegerischen Klänge gingen unvermittelt
in die Anfangstakte von »Ein hübsches Mädchen ist wie eine Melodie« über. Dann
machte sich die erste Bewerberin auf ihren Weg an dem Tisch des
Preisrichterkollegiums vorbei.
    Nie zuvor in meinem Leben habe
ich mich so konzentriert. Als es so weit war, daß Bewerberin Nummer 26 den
Tisch erreichte, spürte ich es in meinem Blut — dieses siegessichere Gefühl,
das plötzlich einen Besucher der Spielbank in Las Vegas überfällt, nachdem er
eine ganze Woche ständig verloren hat.
    Fünfundzwanzigmal hatte ich
einfach benommen dagesessen, während einige der aufregendsten
Badeanzugfüllungen an mir vorbeiwanderten, die ich je gesehen hatte. Die Fee
der günstigen Gelegenheiten hatte sich praktisch an meiner Tür die Finger wund
geklopft und war vermutlich zu der Ansicht gekommen, ich sei einfach ein
Tölpel. Aber Nummer 26 war meine Glückszahl,

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