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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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riskierte
ich einen Blick nach allen Seiten, um festzustellen, ob sonst noch jemand mit
einer Überraschung für mich wartete.
    Nach einer kleinen Weile setzte
ich mich langsam auf und sah, daß das Zimmer, von meinem bedauernswerten
zusammengeschlagenen Ich abgesehen, leer war, und außerdem war es auch noch
mein eigenes Zimmer im Styx. Wie ich hierher zurückgekommen war, konnte
ich mir nicht vorstellen. Nach meiner Uhr war es fünf Minuten nach Mitternacht.
Es war gegen neun gewesen, als ich in Alisha Hopes Zimmer im Sirocco eintrat.
    Wo hatte ich die letzten drei
Stunden verbracht, und wie war ich in mein eigenes Hotel zurückgekommen? Das
waren zwei hochinteressante Fragen. Ich entschloß mich, noch einmal zu dem
Hotel des Mädchens zu gehen, um die Antworten darauf zu finden.
    Die Vorderseite meines Anzugs
roch wie eine illegale Schnapsbrennerei in den alten Kentuckybergen, darum
mußte ich mich umziehen. Die Fahrt verlief wie die erste und endete gegen 12
Uhr 30 vor der Tür von Alishas Zimmer. Wenn mir wieder die falsche Person
öffnete, würde sie als erstes meinen Schuh zu sehen bekommen, direkt vor der
Nase und noch näher. Aber diesmal öffnete mir niemand die Tür, darum griff ich
nach dem dritten Klopfen an die Klinke und fand die Tür unverschlossen. Ich
stieß sie weit auf, wartete ein paar Sekunden und stürzte mich dann in das
Zimmer, als ob ich im Stoßverkehr die New Yorker U-Bahn besteigen wollte. Bis
ich wieder zum Stehen kam, hatte ich die Mitte des Zimmers erreicht und war
überzeugt, diesmal wartete niemand auf mich, um mir eins über den Schädel zu
geben. Das Badezimmer war erleuchtet, seine Tür stand offen, und der breite
Lichtstreifen erhellte den Raum genug, um jeden heimtückisch Lauernden sichtbar
zu machen. Doch wie gesagt, es war keiner da. Das war eindeutig enttäuschend.
Auch fehlte die gedämpfte Begleitmusik im Hintergrund, als ich zur Tür zurückging,
um sie zu schließen und dann das Licht einzuschalten.
    Die Möblierung verlor
schlagartig das Aussehen einer Anzahl undeutlicher Umrisse und wurde zu
Einzelstücken mit deutlich wahrnehmbaren Einzelheiten: die zwei Sessel und die
kleine Couch, der Schreibtisch mit dem gradlehnigen Stuhl, der Toilettentisch, auf dem das übliche Zeug verstreut lag, mit dem
Damen ihr Gesicht in Form bringen. Über dem Sessel vor dem Spiegel neben dem
Toilettentisch hing ein Cocktailkleid und verschiedene Stücke Unterwäsche aus durchsichtigem
Nylon. Daneben standen auf dem Boden ein Paar hochhackige, mit glitzernden
Steinen besetzte Abendschuhe.
    Auf der Schule hat man mir
beigebracht, was die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten sei. Und mein
Blick wanderte in einer geraden Linie von dem Sessel zum Bett. Ich stellte
fest, Alisha Hope war an diesem Abend mit niemand anderem ausgegangen. Sie war
tatsächlich noch da.
    Ihr nackter Körper lag mit dem
Gesicht nach unten auf dem Bett. Und als ich mich ihr langsam näherte, befiel
mich dieses gespannte Gefühl in meinem Innern, das ich immer habe, wenn ich
einer Dame nahe komme. Aber diese Spannung wird noch schärfer, wenn ich ganz
dicht vor einer Leiche stehe.
    Alisha Hope gehörte der
Vergangenheit an. Sie war wirklich eine Leiche. Jemand hatte sie erwürgt, und
entweder hatte der Betreffende eine reichlich makabre Vorstellung von Humor
oder vielleicht auch für das Angemessene. Fest um ihren Hals gewunden war ein
Badeanzug. Ich konnte einfach nicht wiederstehen, mir das Etikett anzusehen, das
in den Badeanzug eingenäht war. Und eigentlich war es keine Überraschung, als
ich den Namen las: Meermaid.
    Ich zündete mir eine Zigarette
an, stand noch neben dem Bett und starrte auf sie hinunter, als die Tür
aufgestoßen wurde und zwei Burschen mit einem Tempo hereinstürzten, als wollten
sie zu einer Party, von der es geheißen hatte, die Getränke gingen bereits zur
Neige.
     
     
     

3
     
    Der erste war hager, mit einem
Gesicht, das nur aus scharfen Kanten bestand, und sein Blick verriet, daß er es
satt hatte, etwas anzusehen, einschließlich Leute — ganz besonders Leute. »Na
schön«, knurrte er, »warum haben Sie das getan?«
    »Was?« fragte ich.
    »Die Frau erwürgt«, sagte er.
»Was denn sonst?«
    »Da bin ich überfragt«,
erwiderte ich höflich. »Sind Sie mit der Dame irgendwie verwandt?«
    »Leutnant Reid«, sagte er kalt.
»Morddezernat. Das ist Sergeant Kelso.« Er deutete mit dem Daumen auf seinen
Begleiter. »Sie mußten doch einen Grund gehabt haben, sie zu

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