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Miss Saigon der Hund der Japaner und ich Roman

Titel: Miss Saigon der Hund der Japaner und ich Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Tausch
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blieb ich liegen. Zwei Jahre, während denen ich zu jeder Sekunde das Gefühl hatte, als würde mir einer mit Stahlkappen-Stiefeln in die Eier treten. Der erste Tritt kam schon, sobald ich aufwachte. Kein Tag, an dem mein erster Gedanke nicht meiner Verflossenen galt. So ging es rund um die Uhr weiter: beim Essen, beim Arbeiten, beim Fernsehen, beim Flirten. Eva. Eva. Eva. Ich suhlte mich in Trauer und verhöhnte jede Hoffnung, dass jemals eine andere Frau mein Herz gewinnen könnte.
    Stattdessen fing ich an, in Liebesdingen auf unsteten Kursen durchs Leben zu segeln. Anfangs zur Ablenkung, später aus Sportsgeist, schließlich aus Gewohnheit machte ich mich zu neuen Ufern auf. Heute ankerte ich hier, morgen dort. Das eine Mal hielt ich meinen Zeh in einen Binnensee, das andere Mal stieß ich in internationale Gewässer vor. Selten ging ich länger an Land und ließ - wenn auch ohne bösen Vorsatz - so manchen Hafen in Trümmern hinter mir.
    Ich will mich nicht rechtfertigen. Aber es drängt mich zu betonen, dass dies nie mein Ziel war. Anfangs hatte ich im Sturm einfach nur die Orientierung verloren, und später konnte ich den Kompass nicht wiederfinden. Irgendwann habe ich dann gar nicht mehr danach gesucht. So schipperte ich ziellos und weitgehend gefühlsbefreit durchs Leben.
     
    Und nun? Nun sitze ich im Taxi. Nächster Halt: Standesamt. Neben mir: Meine bald-nicht-mehr-zukünftige Frau. Meint sie es ernst? Ja. (Ich nehme an, man kann die Bereitschaft eines
Menschen, Beruf, Freunde und Familie aufzugeben, um dem Partner ohne nennenswerte Kenntnis der lokalen Lingua in ein 10.000 Kilometer entferntes Land zu folgen, so deuten). Meine ich es ernst? Ja. Auch wenn ich mich selber noch wundere, kann daran eigentlich kein Zweifel mehr bestehen: Immerhin habe ich gerade die Aussicht auf 250.000 Dollar für diese Frau in der Toilette versenkt.

2.
    »Ich verlor Job, Wohnung und Freundin an ein und demselben Tag.«
    Dies mag wie die Behauptung eines Mitleid heischenden Wichtigtuers klingen. In meinem Fall handelt es sich leider schlicht um eine Aufzählung von Fakten, die meine Lebensumstände an einem sonnigen Augusttag vor drei Jahren aufs Trefflichste beschreiben.
    Kein Zweifel: Das Schicksal hatte den hinterlistigen Plan, mich erneut zu Boden zu schmettern. Denn ich muss zugeben, dass der regelmäßige Eingang von Monetärem auf meinem Konto, ein Dach über dem Kopf und der Schoß einer Frau neben einer guten Flasche Wein zu den Dingen gehören, auf die ich ungern verzichte.
    Trotz allem versuchte ich, mich nicht unterkriegen zu lassen. Positive Betrachtungsweise bei Jobverlust: Man muss nicht mehr arbeiten. Positive Betrachtungsweise bei Wohnungsverlust: Man muss keine Miete mehr zahlen. Positive Betrachtungsweise bei Partnerverlust: Wenn die Dame den Anstand besitzt, noch beim Ausräumen des Mobiliars behilflich zu sein und den Schlussstrich erst anschließend in den kahlen Wänden der leeren Wohnung verkündet, sollte man sowohl ihre Hilfsbereitschaft als auch ihr Gefühl für ein gewisses Pathos in Ehren halten.
    Objektive Betrachtungsweise der Gesamtsituation: Alles
Scheiße! Drecksmist, elender! Warum ich? Und dies gerade jetzt, wo der Begriff »Freundin« wieder Eingang in meinen Wortschatz gefunden hatte.
    Wie war es dazu gekommen? Natürlich gab es auch nach Eva immer wieder Frauen in meinem Leben, die es länger mit mir aushielten - oder einfach naiver in ihrem Glauben waren, dass dieser Eisblock neben ihnen noch auftauen könnte. Wie auch immer: Große Gedanken habe ich mir selten darüber gemacht. Ich ließ die holde Weiblichkeit zumeist gewähren - oft aus purer Faulheit, manchmal aber auch aus einem Gefühl verschwommener Zuneigung heraus, was schon den Gipfel meines emotionalen Repertoires darstellte und mich folgerichtig veranlasste, das jeweilige Gegenüber mit dem Etikett »Freundin« zu versehen. So auch jene Mademoiselle, die sich bis zu dem Tag, an dem alles zusammenbrach, erstaunlich lange an meiner Seite hielt.
    Wir hatten uns auf einer Party kennen gelernt, und was sich da vor meinen Augen materialisierte, war herzallerliebst: wohlgeformte Rundungen in einem stilvollen Outfit. Volle Lippen, die mit einem süßen französischen Akzent »Hallo, ich bin Charlotte« formten. Dazu ein schelmisches Lächeln und ein Paar dunkler Augen, die mich schließlich keck und angriffslustig ansahen.
    Fachkundiges Anbandeln meinerseits. Sie fuhr einen ebenso routinierten Konter. Nicht schlecht. Ein

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