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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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absolvierte den Geländegang mehr pro forma. Geschickt hangelte er sich durch die Wipfel der mächtigen Tuntura-Laubbäume und hatte offensichtlich seinen Spaß.
    Die Wolf-Betas waren von Neuburgs Position nicht mehr zu erkennen. Tesla und Ferris verfügten über zu wenig Ehrgeiz, um es später zu einem höheren Rang zu bringen, ansonsten hielt ihr Ausbilder sie aber für fähige Aufklärer, die sich in eine Justifier-Einheit gut einfügen würden.
    Neuburg hatte allen eingeschärft, dass die Prüfung hart und unter Umständen blutig werden könnte.
    »Hier Überraschungsparty. Ich wollte nur sagen, dass wir jetzt anfangen«, quakte eine Stimme aus dem Funkgerät.
    »Bestätigt.« Neuburg nickte und wünschte in Gedanken allen viel Glück. Mindestens so viel Glück, wie der
Eisbären-Beta Ice McCool bei seinen Missionen gehabt hatte. Über ihn gab es eine eigene Serie – heute entschied sich, ob es einer von seinen Schützlingen auch so weit bringen würde.
     
    Keokuk zog in geringer Entfernung zu den Wipfeln der Bäume seine Kreise und stieß unentwegt die für normale Menschen unhörbaren Ultraschallsignale aus, die ihm einen ungefähren Eindruck von der Lage und Beschaffenheit der Lichtung ermöglichten. Er trug eine Tarnuniform mit Aussparungen auf dem Rücken für seine Flügel, darüber eine leichte Panzerung; an der Koppel waren die notwendigsten Utensilien sowie eine Pistole befestigt.
    Die Dämmerung war inzwischen so weit hereingebrochen, dass die normale Sicht erheblich eingeschränkt wurde; die schwarzen Regenwolken trugen ihren Teil zur Verdunklung bei. Doch sein Ultraschall verschaffte ihm immense Vorteile.
    Bei jedem Flügelschlag knisterte die pergamentartige Lederhaut seiner Schwingen leise. Vorsichtig ging der Fledermaus-Beta in den Sinkflug und landete elegant in der Krone einer besonders mächtigen TunturaEiche. Automatisch krallte er sich fest, presste sich dicht an den Stamm und lauschte, ob in seiner Nähe ein verräterischer Laut zu hören war. Nichts.
    Die Eiche, auf der er gelandet war, stand am Rand der gerodeten Stelle, die seiner Meinung nach nichts Ungewöhnliches aufwies. »Hier Keokuk. Bin dicht an der Lichtung. Kein Kontakt«, gab er über Funk an den
Rest der Gruppe durch. »Ich beobachtete weiter die Umgebung.« In ihm kribbelte es. Am liebsten wäre er losgeflogen und hätte das Lager allein klar gemacht.
    Aber er musste warten.
     
    Ferris und Tesla saßen zweihundert Meter von Keokuks Position in einem Wald aus dichtem Farn und folgten dem Bericht ihres Freundes mit gespannter Aufmerksamkeit.
    Obwohl sie schon Dutzende Male ein Lager unter Außenweltbedingungen angelegt hatten, blieb trotz der Routine ein winziger Rest Unsicherheit. In diesem Abschnitt von Betterday war ihre Gruppe zum ersten Mal.
    Sie wussten, dass Testgebiet Delta extra nicht kultiviert worden war, um die Natürlichkeit so weit wie möglich zu erhalten. Ein gewaltiger Elektrozaun umschloss die vielen Quadratkilometer, jeder Schritt, den sie machten, wurde von einem Satellitensystem überwacht. Es wirkte zwar, als wären sie allein, aber die unsichtbaren Augen waren überall.
    Tesla und Ferris wussten sehr wohl, welche Arten von Lebewesen vorzugsweise im Delta Testgebiet lebten – besser gesagt: ausgesetzt worden waren. Biologen nannten sie Huntclaws, eine karnivore, clevere Echsenart der übelsten Sorte, die in etwa Menschengröße erreichte, aufrechten Gang bevorzugte und als die schnellsten Jäger im dichten Unterholz des Delta-Gebiets galten – neben den ganzen anderen Viechern, die den zukünftigen Justifiern nicht wohlgesonnen waren.
Huntclaws verständigten sich untereinander, wenn es Beute zu holen gab, und hetzten ihre Opfer nach Wolfsmanier zu Tode.
    Das ausgeprägte Gruppengefühl der Huntclaws machte es fast unmöglich, ein einzelnes Exemplar anzutreffen, wobei der Intelligenzquotient der Echsen leicht über dem der herkömmlichen Primaten lag. Zu den natürlichen Gefahren stießen die Secutoren, eigens ausgebildete Betas, die den Neulingen im Auftrag des Konzerns aufs Zahnfleisch fühlten.
    »Bereit?« Ferris hob sein Gewehr, ein UI RapidFire, das wie die gleichnamige Pistole mit Simulationsmunition geladen war. Beim Aufprall platzte ein Kügelchen und markierte den Treffer. Gegen die Gokifffs hatten sie Dolche und das aufgepflanzte Bajonett. Tesla knurrte kurz ihre Zustimmung.
    Die Wolf-Betas legten den Weg unter größter Wachsamkeit zurück und gaben sich gegenseitig Deckung.
    Urplötzlich

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